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Kritik von Anwohnerin Das Freilauf-Projekt für Hunde in Burglesum

Die Behörde steht kurz davor, die Homannsche Wiese zur Hundewiese zu machen – jetzt gibt es Kritik daran. Wie Befürworter und Ortsamts damit umgehen. Ein Überblick.
26.07.2020, 22:35 Uhr
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Das Freilauf-Projekt für Hunde in Burglesum
Von Christian Weth

Über Jahre bekam Florian Boehlke immer wieder Post von Leuten, die wollten, dass die Homannsche Wiese zur Hundewiese wird. Jetzt, nachdem die Behörde kurz davor steht, aus der Fläche in der Nähe von Knoops Park eine Freilauffläche zu machen, bekommt der Burglesumer Ortsamtsleiter auch Briefe von Menschen, die das ablehnen. Von Menschen wie Ute Reinhart-Kemm zum Beispiel. Die Anwohnerin möchte, dass sich die Beiratsfraktionen die Sache noch einmal überlegen. Nur dafür, meint Boehlke, ist es mittlerweile zu spät.

Reinhart-Kemm sagt, nichts gegen Hunde zu haben. Nur hat sie etwas gegen Hundehalter, die ihre Tiere zu jeder Tages- und Jahreszeit einfach frei laufen lassen. Auch auf der Homannschen Wiese, die offiziell noch gar keine Hundewiese ist. Die Anwohnerin findet, dass das nicht geht. Und dass das Gelände ein denkbar ungeeignetes Gelände für unangeleinte Hunde ist. Sie argumentiert, dass Wild im Park lebt und der Park unter Schutz steht, jedoch kein Zaun vorgesehen ist, der Hunde und Park voneinander trennen. Das, meint Reinhart-Kemm, passt nicht zusammen.

Hundehalter-Tourismus

Und auch nicht, dass Burglesum dabei ist, drei Freilaufflächen umzusetzen und andere Stadtteile keine einzigen planen. Die Anwohnerin spricht von einem Hundehalter-Tourismus, der einsetzen und die Natur noch mehr bedrohen wird als sie ohnehin schon bedroht ist. Reinhart-Kemm hat die Hunde und ihre Halter auf der Homannschen Wiese nicht gezählt, ist aber davon überzeugt, dass ihre Zahl gestiegen ist, seit diskutiert wird, die Fläche zur Freilauffläche umzuwidmen. Nach ihren Worten finden Spaziergänger ohne Hund keine Erholung mehr.

Dafür aber viele Halter, die aggressiv reagieren, wenn sie gebeten werden, ihre Tiere anzuleinen. Oder die Haufen, die sie machen, doch mitzunehmen. Auch das hat Reinhart-Kemm dem Ortsamtsleiter geschrieben und ihn darum gebeten, die Wiese nicht zu Bremens größter Hundewiese zu machen. Je größer die Fläche, lautet ihre Rechnung, umso mehr Autoverkehr, Gebell und Kot. Die Homannsche Wiese kommt auf rund 30 000 Quadratmeter und ist von den Dimensionen her mit keiner anderen Fläche in Bremen vergleichbar, die Freilauffläche werden soll.

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Ines Waldeck sagt, gut nachvollziehen zu können, dass Reinhart-Kemm viele Halter und Hunde problematisch findet. Auch Waldeck erlebt es immer wieder, dass sich manche Menschen und ihre Tiere aufführen, als müssten sie auf andere keine Rücksicht nehmen. Auch sie wohnt in der Nähe von Knoops Park. Der Unterschied zu Reinhart-Kemm ist jedoch: Waldeck will unbedingt, dass die Homannsche Wiese zur Freilauffläche wird. Sie hat einen Hund. Mehrmals in der Woche geht die Anwohnerin mit ihm auf das Gelände beim Park. Seit Jahren schon.

Sie meint, dass beides möglich werden kann: dass Hunde frei laufen und sich Spaziergänger nicht gestört fühlen. Die Burglesumerin gehört einer Gruppe an, die sich gegründet hat, als auf der Wiese wiederholt Giftköder gefunden wurden. Im Mai war das. Mehrere Wochen lang gingen die Mitglieder nicht Gassi, sondern Patrouille. Jetzt gehen sie wieder Gassi, weil keine Köder mehr aufgetaucht sind. Die Gruppe gibt es trotzdem noch. Nur achten ihre Mitglieder jetzt auf anderes: nicht nur auf ihre Hunde, sondern auch auf fremde und das Verhalten ihrer Halter.

Werben für mehr Akzeptanz

Waldeck sagt, dass die Mitstreiter – fast vierzig Frauen und Männer gehören der Gruppe an – versuchen wollen, für mehr Akzeptanz zu werben. Und dafür, dass Regeln eingehalten werden. Waldeck hält es für selbstverständlich, dass ein Hund gerufen wird und dicht bei einem geht, wenn ein Passant ohne Hund kommt. Dass Hundehaufen beseitigt werden. Und dass Halter eingreifen, wenn ihr Tier zu buddeln anfängt. Laut Waldeck treffen sich die Mitglieder der Gruppe immer mal wieder, um Kot aufzusammeln und Erdlöcher zu stopfen.

Auch wenn die Wiese offiziell zur Hundewiese wird, wollen sie das machen. Für Waldeck bedeutet eine Freilauffläche nämlich nicht, dass auf einmal alles erlaubt ist. Das sieht Ortsamtsleiter Boehlke genauso. Er kündigt nicht nur Hinweistafeln an, auf denen klar aufgelistet ist, was künftig auf der Homannschen Wiese erlaubt ist, sondern auch einen Ordnungsdienst, der stichprobenartig kontrolliert, ob die Vorgaben für das Gelände auch eingehalten werden. Wenn nicht, sollen Verstöße wie jede Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld geahndet werden.

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Das hat Boehlke auch Reinhart-Kemm geschrieben. Und dass nach einem Jahr ein Resümee gezogen werden soll, wie es gelaufen ist. Fällt es schlecht aus, kann das ihm zufolge unter Umständen auch bedeuten, dass aus der Hundewiese wieder eine Wiese wird. Eine Debatte über die Freilauffläche im Beirat wollen er und die Fraktionsspitzen jetzt allerdings nicht mehr führen. Die, sagt Boehlke, war lang genug. Seit vier Jahr beraten die Burglesumer Parteien darüber, wo Halter ihre Hunde von der Leine lassen dürfen. So wie es laut Koalitionsvertrag in jedem Stadtteil vorgesehen ist.

Wann die Wiese umgewidmet wird, ist laut Boehlke noch unklar. Schon öfter hat die Umweltbehörde signalisiert, dass die Rechtsform des Grundstückes bald geändert ist. Vor Monaten hieß es, dass es sich nur noch um Wochen handeln kann. Wie es jetzt heißt, weiß der Ortsamtsleiter nicht. Er geht aber davon aus, dass die Hundewiese noch in diesem Jahr kommt – und mit ihr auch die beiden anderen Freilaufflächen offiziell werden: bei Pellens Park und am Sportparksee Grambke. Hunde sollen in Burglesum nämlich nicht nur unangeleint laufen können, sondern auch unangeleint baden.

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