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Birkenhof in St. Magnus Stört die Fotovoltaikanlage auf dem Dach?

Eine energetische Sanierung auch von Wohnhäusern ist notwendig. Doch gerade in historischen Quartieren zählt auch das Ortsbild. Ein Dilemma.
06.05.2022, 12:05 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Der Charakter der Wohnquartiere Waldwinkel und Birkenhof in St. Magnus soll durch ein spezielles Ortsgesetz geschützt werden. Danach sind bauliche Veränderungen an den Häusern genehmigungspflichtig. Zum Beispiel auch die Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Obwohl sie doch zum Schutz des Klimas ausdrücklich empfohlen werde und deshalb nicht auf bürokratischen Hindernisse stoßen dürfe, hieß es jetzt auf einer Einwohnerversammlung im Forum des Nebelthau-Gymnasiums.

Zu ihr hatte Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke eingeladen. Grund: Weil der Bebauungsplan für die beiden Wohnquartiere wie etliche andere bereits seit vielen Jahren in den Schubladen der Baubehörde schmoren und deshalb auch auf Wunsch des Stadtteilparlaments nicht weiter bearbeitet werden, entfällt die Schutzfunktion für die beiden Siedlungen.

Siedlung für Werftmitarbeiter

Ohne Erhaltungssatzung nach dem Baugesetzbuch wären dem Abriss alter und dem  Neubau mehrgeschossiger Häuser Tür und Tor geöffnet. Boehlke verwies denn auch auf ein Votum des Beirats Burglesum, der sich ausdrücklich gegen eine solche Entwicklung und für ein Ortsgesetz zur Erhaltung  der typischen gestalterischen Eigenarten der beiden Wohnsiedlungen plädiert habe.

Die Geburtsdaten der  beiden Siedlungen zwischen Knoops Park und der Landesgrenze zur niedersächsischen Bremer Schweiz liegen knapp 30 Jahre auseinander. Die Siedlung Waldwinkel mit 31 Einfamilienhäusern in Einzel- und Doppelgebäuden sei 1937 im Auftrag der Deutschen Schiffs- und Maschinenbau GmbH (Deschimag) entstanden, erläuterte  Stadtplaner Siegfried Hafke. Zu dem Unternehmen gehörte die Gröpelinger Schiffbauwerft AG Weser. Und es waren hauptsächlich „Akschen“-Mitarbeiter, die mit ihren Familien als Erste die neuen Häuser in St. Magnus bezogen.

Das als Parkwohnanlage bezeichnete Quartier Birkenhof ist in zwei Bauabschnitten in den Jahren 1965 bis 1969 von der Bremer Treuhandgesellschaft errichtet worden. Mit insgesamt 49  Wohneinheiten in eingeschossigen Reihenhäusern, Einzelhäusern und einem Doppelhaus. Und wegen der rasant zunehmenden Automobilisierung der Gesellschaft, so Hafke, habe man damals auch Einzelgaragen und Garagenanlagen gebaut.

Optik oder Klimaschutz

Da die beiden St. Magnuser Wohnquartiere bereits vor mehr als gut 80 beziehungsweise gut einem halben Jahrhundert entstanden sind, waren immer mal wieder Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen an den Gebäuden erforderlich. Und die seien aus Gründen des Klimaschutzes und des sparsamen Umgangs mit Energie jetzt besonders wichtig, bekräftigten die Architektin Ute Dechantstreiter und ihr Kollege Ulrich Pollkläsener von der Bremer Energie-Konsens GmbH. Sie erläuterten während der von rund 60 Bürgern besuchten Versammlung, welche baulichen Maßnahmen, wie Dämmung oder Beseitigung von Heizungsnischen, möglich und erforderlich sind, um den Energieverbrauch um bis zu 70 Prozent zu reduzieren. Wichtig sei vor allem eine gute Planung, sagte Ute Dechantsreiter.

Dazu zählt gemeinhin auch eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach. Die Module aber würden  den Gesamteindruck der Wohnquartiere Waldwinkel und Birkenhof verändern. Müsste deshalb die Genehmigung seitens der Baubehörde verweigert werden? Siegfried Hafke: „Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Klimaschutzes sind wohl Zugeständnisse zu machen.“ Soll heißen: Zugeständnisse an Abweichungen von der besonderen städtebaulichen Charakteristik, die entsprechend der Erhaltungssatzung eigentlich nicht verändert werden darf. Das Thema dürfte deshalb auch auf einer weiteren Einwohnerversammlung für reichlich Gesprächsstoff sorgen, die vom Burglesumer Ortsamtsleiter schon einmal vorsorglich in Aussicht gestellt wurde.

Auf alle Fälle, so die Architektin und ihr Kollege fördere die Landesregierung alle Modernisierungsmaßnahmen finanziell, die der Energieeinsparung und damit dem Umweltschutz dienten. Außerdem gebe es in der Hansestadt zahlreiche Organisationen, die unter dem Motto „Bremer modernisieren“ fachliche Beratung anböten. Dazu, so Pollkläsener, gehöre sogar die Polizei.

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