Christof Steuer nennt ihn „Ranger“. Ohne Joachim Kamrath, sagt der Vorsitzende des Fördervereins Knoops Park, wären viele Pflege- und Reparaturarbeiten in der Grünanlage nicht möglich. An diesem Sonnabendvormittag betätigen sich Kamrath und seine Mitstreiter von der Bremer Reservistenkameradschaft III als Pflanzen-Sanitäter. Um vor allem Rhododendren und Akazien in der weitläufigen Parkanlage vor dem Verdursten zu retten. In den nächsten sechs Stunden werden 27.000 Liter Wasser aus der Lesum gepumpt und auf den Rabatten verteilt.
Der „Ranger“ ist als Schirrmeister bei der Bundeswehr in Garlstedt tätig. Er wohnt unmittelbar neben dem Park an der Straße Auf dem Hohen Ufer und engagiert sich in seiner Freizeit seit 18 Jahren im Förderverein für die größte Parkanlage in Bremen-Nord, die der Gartenbauarchitekt Wilhelm Benque (1814-1895) im Auftrag des Bremer Kaufmanns und Barons Ludwig Knoop (1821-1894) vor rund 150 Jahren realisiert hat.
Büsche und Bäume leiden
Als Folge der wochenlangen Hitzewelle und Trockenheit drohten jetzt Tausende von Büschen, Bäumen und Sträuchern abzusterben. Auch weil sich der Umweltbetrieb Bremen, so Joachim Kamrath und Christof Steuer, personell nicht mehr in der Lage gesehen habe, für ausreichende Bewässerung im Park zu sorgen. Der Ranger und acht seiner Mitstreiter von der Reservistenkameradschaft ließen sich nicht zweimal bitten und organisierten eine ungewöhnliche Rettungsaktion.
10.30 Uhr, Auf dem Hohen Ufer / An Knoops Park: Von „Reserve hat Ruh´“ kann an diesem Vormittag keine Rede sein. Die Pumpen auf zwei ehemaligen Bundeswehr-Lastwagen brummen und drücken Wasser aus der Lesum durch lange Schläuche zum Wurzelbereich der Rhododendren. Die Blätter der mächtigen Sträucher, die zur Familie der Heidekrautgewächse gehören, hängen schlapp nach unten. Ein Zeichen dafür, dass die Pflanzen unter erheblichem Wassermangel leiden. Rhododendren seien zwar sehr zählebig, erzählt Steuer. Aber wegen der langen Dürreperiode drohen auch die widerstandsfähigsten Pflanzen zu vertrocknen.
Der Transport des Flusswassers erfolgt abwechselnd mit zwei Lastwagen, die einst der Bundeswehr gehörten und von Mitgliedern der Reservistenkameradschaft erworben wurden. Mithilfe der Fahrzeuge werden drei jeweils 1000 Liter fassende Behälter vom Lesumufer unterhalb der Straße Auf dem Steinberg zu den Einsatzstellen im Park gebracht. An einem Überlauf des Flusses sorgen „Ranger“-Sohn Andree Kamrath und Markus Vielhauer dafür, dass die leeren Fässer jeweils möglichst schnell wieder mit Wasser gefüllt werden. Schließlich wollen die Fahrer und die Kollegen an den Rabatten an diesem Sonnabend alle vom Tod durch Verdursten bedrohten Büsche und Sträucher mit dem rettenden Nass versorgen.
Rund sechs Stunden sind Joachim und Andree Kamrath, Volker Gliem und Sebastian Aust, Michael Aust und Niels Pein, Markus Vielhauer sowie Sabine und Nina Bösche nahezu pausenlos im Einsatz. Wobei Mutter und Tochter die Aufgabe haben, das Lesumwasser mit dem Schlauch gezielt zum Wurzelbereich der durstigen „Patienten“ zu leiten.
Aktion wird bei Bedarf wiederholt
Insgesamt seien 27.000 Liter Flusswasser zu den bedrohten Pflanzen gebracht worden, bilanziert Joachim Kamrath schließlich am späten Nachmittag. Und alle Rhododendron-Sträucher hätten ihre Portion erhalten. Was auch deshalb wichtig war, weil sich das kurze Regenintermezzo am Mittag als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein erwies.
Sollten Hitze und Trockenheit anhalten, will die Reservistenkameradschaft erneut ausrücken. Darüber sind sich der „Ranger“ und seine Mitstreiter einig. Ebenso wie Fördervereinsvorsitzender Christof Steuer, der daran erinnert, dass man dem Umweltbetrieb Bremen vor geraumer Zeit eine Pumpe für die Bewässerungsarbeiten in Knoops Park vermacht habe. Aber die könne natürlich nur genutzt werden, wenn auch das Personal zur Verfügung stehe.
Joachim Kamrath, der mit seiner Familie in einem Haus des Fördervereins zur Miete wohnt, ist nach Steuers Worten die gute Seele von Knoops Park. Der „Ranger“ sehe quasi jeden Tag nach dem Rechten, repariere Bänke, beseitige Müll oder sorge auch schon mal dafür, dass Randale im Park unterbleibe. Am vergangenen Sonnabend nun löschte er mit seinen Kolleginnen und Kollegen von der RK III den Durst von größtenteils Jahrzehnte alten Pflanzen, ohne deren Blüten- und Laubpracht der Spaziergang durch Knoops Park wesentlich weniger Erholung und Augenschmaus bieten würde.