Marßel. Vor einigen Wochen gab es ein Hoffnungszeichen. Der Eigentümer einer Immobilie am Helsingborger Platz signalisierte Gesprächsbereitschaft. Doch in letzter Minute habe er den Termin dann doch noch abgesagt, zeigen sich Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke und der Quartierkoordinator auf dem Marßeler Feld, Frank Oetjen, enttäuscht. Verständlich, denn seit nunmehr rund zehn Jahren versuchen Kommunalpolitiker und engagierte Bürger einen Schandfleck des Wohnviertels zu tilgen, in dem rund 6000 Menschen leben. Bislang vergeblich.
Nachdem das Quartier aus der Retorte vor einem halben Jahrhundert aus dem Boden gestampft worden war, erwarb es sich schnell den Ruf eines Slums. Das allerdings ist längst Geschichte. Die soziale Balance wurde dank umfassenden baulicher Sanierung und engagierter ehrenamtlicher Arbeit vieler Akteure wiedergefunden. Geblieben ist indes das Sorgenkind namens Helsingborger Platz.
Wann er aufgewertet und sein Umfeld attraktiver gestaltet werden können, bleibt für Beirat und Ortsamt Burglesum vorerst eine ungelöste Frage. Dabei geht es auch um das „subjektive Sicherheitsgefühl“, wie es ein Vertreter des Lesumer Polizeireviers einmal in einer der vielen Diskussionen über den Helsingborger Platz formulierte. Anwohner bezeichneten ihn als Treffpunkt für Kleinkriminelle, Drogenkonsumenten und -händler. Und der Ortsamtsleiter warnte, der Helsinborger Platz drohe zu kippen. Immerhin gelang es mithilfe einer aus Beiratsmitteln finanzierten neuen Beleuchtung, dem Platz in den Abendstunden einen Teil seiner Drohkulisse zu nehmen.
Das galt auch für den Riegelbau mit insgesamt acht Geschäften und Lokalen, die einst ein kleineres Pendant zum Einkaufszentrum an der Stockholmer Straße und damit am anderen Ende des Wohnquartiers bildeten. „Und als gut funktionierende Einheit eine Aufwertung des Wohngebietes waren“, wie sich Florian Boehlke an seinen Schulweg vorbei am Helsingborger Platz zur Grundschule Landskronastraße erinnert.
Aufenthaltsqualität fehlt
Doch inzwischen bietet die Ladenzeile einen tristen Anblick. Wegen der Corona-Pandemie sind die meisten Türen geschlossen, herrscht auch in den Abendstunden und damit auf den unbeleuchteten Hinterhöfen meist gespenstische Ruhe. Von Aufenthaltsqualität kann keine Rede sein. Der Burglesumer Ortsamtsleiter und der Marßeler Quartierskoordinator denken aber natürlich über den Tag hinaus. Wenn die Pandemie soweit zurückgedrängt worden ist, dass wieder einigermaßen normales Leben auch auf dem Marßeler Feld herrscht. Dann, so ihre Überlegungen, sollte es endlich auch am Helsingborger Platz eine städtebauliche Weiterentwicklung geben.
Die ist freilich ohne Mitwirkung der Eigentümer der Ladengeschäfte im Riegelbau nicht möglich. Boehlke und Oetjen haben vor allem zwei Immobilien im Blick, die sich schon vor Corona in desolatem Zustand befanden. Auf einen leer stehenden Gebäudeteil hat das Nachbarschaftshaus Marßel seit geraumer Zeit ein Auge geworfen. Es möchte dort nach den Worten von Frank Oetjen eine Eisdiele einrichten. Für die Räumlichkeiten unmittelbar daneben interessiere sich, so Oetjen, die Wohnungsgesellschaft Brebau, die im Quartier zahlreiche Mietwohnungen besitzt und verwaltet.
Weshalb auch der jüngste Versuch, mit einem Eigentümer ins Gespräch über einen Verkauf seiner Immobilie zu kommen, scheiterte, ist für den Ortsamtsleiter und den Quartierkoordinator gleichermaßen ein Rätsel. Offensichtlich, so Florian Boehlke, gebe es kein Interesse daran, selbst leerstehende Ladenlokale zu verkaufen, die momentan keinerlei Rendite erbrächten. Ohne freiwillige Veräußerung oder Sanierung der Räumlichkeiten aber seien alle Bestrebungen, das kleine Einkaufszentrum aufzuwerten, für die Katz. Dennoch will der Burglesumer Ortsamtsleiter nicht resignieren. „Wir geben den Kampf nicht auf“ lautet seine Marschroute.
Der schließt sich Frank Oetjen an, wenngleich sich seine Dienstzeit als Quartierskoordinator dem Ende zuneigt. Er will sich wieder voll seiner Tätigkeit bei der Brebau widmen, hilft aber gegenwärtig mit, einen geeigneten Nachfolger oder eine geeignete Nachfolgerin für den Job eines Managers oder einer Managerin im Quartier Marßel zu finden. Oetjen hat nach eigenem Bekunden bereits etliche Gespräche geführt und ist zuversichtlich, dass der Posten mit einer hoch qualifizierten Person besetzt werden kann – zum 1. April dieses Jahres.