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Buchkunst im Bremer Norden Mehr als eine gute Geschichte

Im Rahmen einer Wanderausstellung zeigen die Buchhandlung "Lesumer Lesezeit" und der Kunstraum Lesum derzeit die 25 "Schönsten Deutschen Bücher 2021“.
03.03.2022, 16:00 Uhr
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Von Paula Leonie Kunz

Lesum. Auch 2022 gastiert die Wanderausstellung „Die Schönsten Deutschen Bücher“ wieder in der Buchhandlung Lesumer Lesezeit. Das Kinderbuch „Wo kommt unser Essen her?“ von Julia Dürr ist Svenja Eschs Favorit in diesem Jahr. Sie ist die Inhaberin der Lesumer Lesezeit. Sie ist selbst Mutter von zwei Kindern. „Inhalt und Gestaltung sind perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt“, sagt sie und blättert in dem Buch, das mit seinen zahlreichen detaillierten und bunten Illustrationen besticht. Es will bereits den Kleinsten nahebringen, wo das Essen im Supermarkt eigentlich herkommt und wie man im Alltag bewusster darauf achten kann. „Da kann man mit Kindern ganz viel entdecken.“

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Zusätzlich gefällt ihr der unkonventionelle Debütroman „Ameisig“ von Oscar-Preisträger Charlie Kaufman besonders gut. Im Zentrum der unkonventionellen Geschichte steht ein gescheiterter Filmkritiker und es geht um Fragen der Identität und Political Correctness. Gestaltungstechnisch hebt sich der Roman durch die bizarre Schrift auf dem Cover und den blau-pinken Farbverlauf des Buchblocks hervor.

Mehrstufiger Prozess

Die Auszeichnung wurde 1929 vor dem Hintergrund der Industrialisierung der Buchproduktion ins Leben gerufen und ist auch im Zeitalter der Digitalisierung hochaktuell. Seit knapp sechzig Jahren wird sie jedes Jahr im September von der Stiftung Buchkunst mit Sitz in Frankfurt am Main verliehen. Ihr Ziel ist es „die Qualität des Buchs in technischer und gestalterischer Hinsicht zu fördern.“ Svenja Esch ergänzt: „Das sind Bücher, die in der Gestaltung und Herstellung sowie im Zusammenspiel von Inhalt und Verarbeitung herausragend und besonders – künstlerisch – sind.“

In einem mehrstufigen Prozess wählten zwei unabhängige Fachjurys die schönsten Werke unter den 633 Einreichungen für den Wettbewerb 2021. Ausgezeichnet wurden insgesamt 25 Bücher in fünf verschiedenen Kategorien. Man lege Wert auf die Unterteilung, erklärt Carolin Blöink von der Stiftung Buchkunst, denn „ein gut gestalteter Roman, ein Fachbuch, Kunst- oder Kinderbuch hat stets sehr unterschiedliche Ansprüche zu erfüllen – und mit ihm die Gestaltung. Beispiele sind hier zum Beispiel guter Lesefluss, gute Navigation, gute Bildwiedergabe oder eine robustere Materialität für Kinderhände.“

Auch bei den Gewinnern von 2021 fällt direkt die große Bandbreite auf. Der Der große Einband „Welt der Renaissance“ tut sich durch opulente Farben und Muster hervor, „Gesellschaft eine Insel“ ist hingegen das kleinste Buch mit völlig anderer Haptik und lediglich drei geometrischen Formen auf dem Cover, und „Ich will doch nur kriegen was ich haben kann“ kontrastiert mit einem aussagekräftigen Schwarz-Weiß-Foto.

Die ausgezeichneten Bücher sind zudem für den mit 10.000 Euro dotierten „Preis der Stiftung Buchkunst“ nominiert. In diesem Jahr prämierte die Sonderjury das Künstlerkochbuch „Man kann keine Steine essen“ von Shinroku Shimokawa. In dem Buch mit dem unscheinbaren bräunlichen Cover und dem Bild eines Steins verbindet der gebürtige Japaner seinen Beruf als Bildhauer auf einzigartige Weise mit der Kulinarik.

Junge Menschen im Blick

Die Buchhandlung an der Hindenburgstraße ist eine der kleinsten unter den Ausstellern – und das schon seit mehr als zwei Jahrzehnten. Der Vorbesitzer Peter Liebricht hat den Kontakt zur Stiftung Buchkunst damals hergestellt und ist heute noch ein häufiger
Gast. Seine Papier- und Druckwerkstatt mit integrierter Buchhandlung verband Produktion und Verkauf unmittelbar vor Ort und war damit ganz im Sinne der Stiftungsvision. Nun stellt Kuratorin Cornelia Lohmann ihren Kunstraum für die Ausstellung zur Verfügung, der heute direkt an die Buchhandlung angrenzt. Esch schätzt die Kooperation, da der Raum den Betrachtern ein einmaliges Ambiente und einen Rückzugsort biete. Von den etwa 50 Besucher der Buchhandlung am Tag schaue sich gut ein Drittel auch im Kunstraum um. Die meisten seien 40 Jahre und älter, auch wenn die Ausstellung dennoch bei einem breiten Publikum Anklang finde.

„Kunst lebt durch Reduktion“, verleiht Esch der Bedeutung des Wettbewerbs Nachdruck. „Wir brauchen diese Auszeichnung, um Buchkunst sichtbar zu machen.“ Es gehe um die Honorierung von Verlagen, die in Bücher dieser Art investieren. Sie wünscht sich, dass mit zunehmender Popularität der Auszeichnung künftig auch mehr junge Menschen erreicht werden.

Info

Die Ausstellung „Die Schönsten Deutschen Bücher 2021“ befindet sich in der Buchhandlung „Lesumer Lesezeit“ und dem Kunstraum Lesum (Hindenburgstraße 57). Sie endet am Samstag, 05. März. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18.30 Uhr sowie Samstag zwischen 9 und 14 Uhr. Danach zieht die Ausstellung weiter. Unter anderem wird sie noch in der Landesbibliothek Oldenburg (19. April – 21. Mai 2022) und in der Buchhandlung Schwarz auf Weiß in Buxtehude (25. April – 20. Mai 2022) Halt machen.

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