Die Eingangskontrolle an der Recyclingstation Burglesum ist seit einigen Wochen geschlossen. Statt bereits am Tor kontrollieren die Mitarbeiter aktuell erst auf dem Hof, welchen Müll die Kunden anliefern. Und erklären ihnen dort, in welchen Container welcher Abfall gehört. Weil der Andrang groß und die Station personell unterbesetzt ist, haben die Mitarbeiter nicht immer alle Wagen gleichzeitig im Blick. Deshalb kann es auch mal passieren, dass Bauabfall im Sperrmüll-Container landet. Mit dem Ergebnis, dass die Mitarbeiter ihn wieder herausangeln müssen – und damit noch mehr Arbeit haben, als ohnehin schon.
Die geschlossene Eingangskontrolle ist nur eine Folge der personellen Unterbesetzung. Eine andere ist die Unzufriedenheit im Team. Mehrere Mitarbeiter äußern sich kritisch über die Situation. Ihre Namen möchten sie nicht nennen, lieber gemeinsam als "Team" auftreten. Sie sprechen von Dienstplänen, die erst kurzfristig erstellt werden und in denen Kollegen aufgeführt sind, die gar nicht da sind, weil sie Urlaub haben. Und über Absprachen, die nicht eingehalten werden, beispielsweise zu Diensten am Sonnabend, die eigentlich nur einmal im Monat sein sollten.
Einig sind sie sich, dass die Arbeit immer mehr zunimmt. Statt zu viert, wie es eigentlich sein sollte, seien sie kürzlich an einem Sonnabend nur zu zweit im Dienst gewesen. Verschärft wurde die Situation noch, weil momentan die Recyclingstation in Blumenthal umgebaut wird. "Die Kollegen in Blumenthal haben die Kunden mit Sperrmüll alle zu uns geschickt. Wir waren hier am Limit."
Daniela Enslein, Vorstand des Kommunalunternehmens Die Bremer Stadtreinigung (DBS), bestätigt, dass es derzeit einen personellen Engpass auf den Recyclingstationen gibt. Hauptgrund sei das Aufeinandertreffen von Urlaubs- und krankheitsbedingten Abwesenheiten, "aber auch (zu) lange Stellenbesetzungsverfahren". Die DBS habe aktuell einen sehr hohen Krankenstand zu verzeichnen. "Um unseren Mitarbeitenden jedoch – teils lange geplante – Urlaube trotzdem zu gewähren führt dies zu tageweisen Schließungen von in der Regel unseren kleinen Grün-Stationen", nennt sie eine weitere Auswirkung der Personalknappheit. Die Einschränkungen seien aber gering.
Krankheit und Urlaub sind nicht allein die Ursache. Nach Angaben von Enslein gibt es derzeit 5,6 vollzeitäquivalente (VZÄ) vakante Stellen. "Das ist aber bei einer Personalstärke von insgesamt 72,2 VZÄ für alle 15 Bremer Recycling-Stationen ein normaler Zustand. Die Besetzung neuer Stellen unterliegt auch dem Einstellungsverfahren im öffentlichen Dienst. Das nimmt vergleichsweise etwas mehr Zeit in Anspruch."
Streit über angemessenes Gehalt
Laut dem Personalratsvorsitzenden Bernd Hillmann gibt es jedoch einen bestimmten Grund dafür, dass Stellen aktuell nicht besetzt werden. Seinen Worten nach gibt es einen Streit zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretung bezüglich der angemessenen Eingruppierung in eine Entgeltgruppe des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes (TVöD). "Die aktuelle Eingruppierung 3 entspricht nicht den Tätigkeiten, die unter anderem Kundenberatung und Kassieren umfasst. Wir haben deshalb Anfang des Jahres dieser Eingruppierung bei einer Stellenausschreibung widersprochen."
Die Sache landete vor der Einigungsstelle. Nach den Worten Hillmanns hat der Vorsitzende Verwaltungsrichter der Arbeitnehmervertretung zugestimmt, die eine Eingruppierung in die Entgeltgruppe 4 verlangt. "Weil wir das Verfahren gewonnen haben, stimmen wir Einstellungen nach der niedrigen Entgeltgruppe 3 jetzt nicht mehr zu. Die Geschäftsleitung vertritt aber die Ansicht, dass das zwischen dem kommunalen Arbeitgeberverband und Verdi geregelt werden müsste." Wie es weitergeht, kann Hillmann nicht einschätzen. Daniela Enslein betont indes, dass die DBS bestrebt sei, die personelle Situation schnell wieder zu verbessern. "Wir gehen nach der Urlaubszeit davon aus."
Konflikte gibt es laut Hillmann auch bei Mitbestimmungsfragen, unter anderem bei den Dienstplänen. Daniela Enslein sagt, dass es bei den Einsätzen der Stammbelegschaft an Sonnabenden keinen Anspruch der Mitarbeiter gibt, nur jeden dritten Sonnabend zu arbeiten. Das werde angestrebt, "ist aber in Zeiten hoher Abwesenheit wegen Urlaub und Krankheit nicht immer möglich".
Auf die Eingangskontrolle in Burglesum wird "tageweise" verzichtet, so Enslein, um die Mindestbesetzung auf der Station zu gewährleisten. "Das hat aber keine Auswirkungen auf die Besucherinnen und Besucher", betont sie. Die Kunden könnten ihre Abfälle wie gewohnt entsorgen. "Wir haben derzeit nur auf den größeren Stationen wie Blockland und Kirchhuchting Eingangskontrollen."