Bremen-Nord. Ohne die Retter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hätten mehrere Situationen übel ausgehen können. 28 Mal leisteten die Rettungsschwimmer in der vergangenen Badesaison am Grambker Sportparksee Erste Hilfe. Besonders häufig ging es dabei um Kinder, die unbeaufsichtigt am oder im Wasser spielten, berichtet Heye Walter, Vorsitzender des DLRG-Bezirks Bremen-Nord.
Bedingt durch das schlechte Wetter haben die DLRG-Rettungsschwimmer am Sportparksee im vergangenen Sommer weniger Wachdienststunden geleistet als in den Jahren zuvor. Während die Retter in der Saison 2020 insgesamt 3668 Stunden an dem Grambker Gewässer im Einsatz waren, leisteten sie dort 2021 lediglich 1992 Wachdienststunden.
Kleinkind gerettet
Die Einsätze, die allesamt glimpflich ausgingen, zeigen jedoch, wie wichtig es ist, dass die ehrenamtlichen Kräfte vor Ort sind. In einem Fall wurde ein Kleinkind gerettet, das unbeaufsichtigt am Wasser spielte. "Es war ins Straucheln geraten und ins Wasser gefallen", schildert Heye Walter. Die Rettungsschwimmer, die am Strand Streife liefen und die heikle Situation erkannten, zogen das Kind heraus, so der Vorsitzende.
In der gesamten Saison gab es nur wenige heiße Tage, darunter eine Woche im Juni, die den Helfern laut Walter gleich mehrere Einsätze bescherte. "An einem einzigen Tag haben wir gleich neun Mal Kinder ohne Aufsicht entdeckt, die hilflos waren und wieder zu ihren Eltern gebracht werden mussten." Ebenfalls im Juni kümmerten sich die Rettungsschwimmer um eine völlig betrunkene 14-Jährige und sie versorgten eine Frau, die einen Sonnenstich erlitten hatte. Bei einer Schwangere, deren Fruchtblase geplatzt war und die plötzlich Wehen bekam, leisteten die Rettungsschwimmer ebenfalls Erste Hilfe bis der Rettungswagen eintraf.
Jugendgruppe stark engagiert
Darüber hinaus hatten die Ehrenamtlichen zwei Einsätze, bei denen es nicht um Menschen, sondern um Gegenstände ging. Unter anderem bargen sie eine untergegangene Jolle. Insgesamt waren nach dem Worten des Bezirksvorsitzenden 30 Helfer am See im Einsatz, darunter vorwiegend Mitglieder der Jugendgruppe. "Unsere Jugendlichen haben in diesem Sommer richtig Stunden gerissen. Dadurch konnten wir den Dienst sehr gut abdecken. Das war vorbildlich und dafür kann ich mich nur bedanken", sagt der Nordbremer DLRG-Chef.
Der Taucheinsatzzug der DLRG war in diesem Jahr bisher 13 Mal für die Feuerwehr Bremen im Einsatz – und konnte dabei ab Juni auf ihr neues Gerätefahrzeug zählen. Das hatte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft von der Feuerwehr übernommen und in Eigenarbeit für ihre Bedürfnisse umgebaut. "Es hat sich bewährt", sagt Walter. Elf Einsätze hatten die Taucher im Verlauf der Badesaison, die vom 15. Mai bis zum 15. September dauert. Drei Ertrinkungsunfälle gab es laut Walter in diesem Jahr in Bremen. Zwei ereigneten sich am Achterdieksee, einer in Bremen-Nord: Eine 74-Jährige war im Juli auf der Weser in Höhe Vegesack von einem Motorboot ins Wasser gefallen. Sie konnte nur noch leblos aus dem Wasser geborgen werden. Auch an diesem Einsatz waren die DLRG-Taucher beteiligt.
"Weitere Einsätze erwiesen sich glücklicherweise als Fehlalarme oder erledigten sich, bevor wir eingreifen mussten", berichtet Walter. So wurden die DLRG-Kräfte beispielsweise am 5. September alarmiert, weil ein Mann von Berne nach Farge über die Weser schwamm. "Vielleicht wollte er sich das Fährgeld sparen", kommentiert Walter die gefährliche Aktion ironisch. Immer wieder warnt der DLRG-Chef davor, in der Weser schwimmen zu gehen und verweist auf die starke Strömung. "Diese Situation ging zum Glück gut aus." Der Schwimmer sei völlig entkräftet an der Spundwand in Farge aus dem Wasser geklettert.
Sinkendes Spendenaufkommen
Auch wenn die Zahl der Wachstunden am Sportparksee in diesem Jahr geringer war, hatte die DLRG nicht weniger zu tun. "Wir haben in diesem Sommer auch die Schwimmausbildung in den Bädern gemacht und uns an der mobilen Schwimmschule beteiligt", schildert Walter die weiteren Aufgaben. Es sei eine Herausforderung, am See präsent zu sein, zusätzlich Einsätze durch Personal abzudecken und die Schwimmausbildung zu leisten. "Wir machen das schließlich alles ehrenamtlich – bei leider sinkenden Mitgliederzahlen und sinkendem Spendenaufkommen." Derzeit hat der DLRG-Bezirk Bremen-Nord 850 Mitglieder. In der Vergangenheit lag die Zahl schon einmal knapp unter 1000.
Am ersten Oktober-Wochenende werden die DLRG-Kräfte noch einmal in Grambke aktiv sein. Am 2. Oktober holen die Taucher die Bojen aus dem Sportparksee; am 3. Oktober begleiten und sichern die Rettungsschwimmer die Einheitsregatta. In den kommenden Wintermonaten stehen neben der Materialpflege vor allem Schulungen an. "Da müssen wir einiges aufholen, was sich wegen der Corona-Pandemie aufgestaut hat." Auch die Schwimmausbildung steht weiter auf der Agenda. "Da arbeiten wir ebenfalls noch die Defizite auf." Die Saisonbilanz nimmt Walter zum Anlass für einen Appell: "Eltern sollten ihre Kinder am Wasser nie unbeaufsichtigt lassen. Jeder muss schwimmen lernen und auf einem Boot sollten man eine Schwimmweste tragen."