Von unten sieht es ein bisschen so aus, als würde auf der Albrechtsgrotte in Knoops Park eine Mini-Hütte stehen. Wer von oben auf das historische Bauwerk guckt, sieht eine flache Dachkonstruktion. Schon bald ein Jahr ist die Aussichtsplattform über der Grotte mit diesem Holzgerüst abgedeckt. Das Landesamt für Denkmalpflege hat die Überdachung bauen lassen, um die mit Rissen durchzogene Grotte vor weiteren Schäden zu schützen. Sie soll saniert werden. Seit das Dach gebaut wurde, hat sich vor Ort nichts getan. Doch das Projekt liegt nicht auf Eis. Das Bauwerk wird bewusst eine Weile in Ruhe gelassen.
"Wir benötigen diese Zwangspause, um zu gucken, ob sich die Grotte bewegt, ob sie statisch stabil ist, ob die vorhandenen Risse größer oder tiefer werden", erläutert Tim Schrader vom Landesamt für Denkmalpflege. Dafür wurden zunächst alle Risse erfasst und dokumentiert. Dann wurden mehrere Messpunkte an dem Bauwerk angebracht. Alle paar Monate messen die Statiker, ob sich an der einst künstlich geschaffenen Höhle aus Stein etwas verändert hat. "Die Grotte liegt an einem Hang. Im Laufe der Jahreszeiten ändern sich die Temperaturen und die Feuchtigkeit. Das kann alles Einfluss haben. Deshalb brauchen wir die Langzeitergebnisse."
Inzwischen erarbeiten ein Architektur- und ein Statikbüro einen Vorschlag für einen Sanierungsplan und ermitteln die Kosten. "Das Architekturbüro hat das gesamte Projekt schon beim Rückbau begleitet. Es ist auf historische Bauwerke spezialisiert und hat sich auch schon einmal mit einer anderen Grotte befasst", erzählt Schrader.
Der sogenannte Rückbau begann damit, dass der Umweltbetrieb Bremen die bereits seit 2018 gesperrte Terrasse über der Grotte im Frühjahr 2023 sanieren wollte. Nachdem die Arbeiten mit dem Abtragen der ersten Betonschichten gestartet waren, stellte sich das gesamte Ausmaß der Schäden heraus: Es zeigten sich massive Risse an den tragenden Decken- und Mauerkonstruktionen. Die Arbeiten wurden gestoppt, weil die Standsicherheit gefährdet war. Der Umweltbetrieb kam zu dem Zeitpunkt zu der Einschätzung, dass die mit dem vorhandenen Sanierungskonzept auch nicht mehr hergestellt werden kann. Angesichts der maroden Substanz wurde ein Abriss aus Verkehrssicherungsgründen empfohlen.
Doch das Landesamt für Denkmalpflege legte sein Veto ein, denn die Grotte steht wie der gesamte Knoops Park unter Denkmalschutz. Zunächst wurde die gesamte Betondecke über dem historischen Gemäuer entfernt. "Es waren mehrere Betonschichten übereinander. Das war das Ergebnis von Reparaturen in der Vergangenheit", schildert Schrader. "Es wurden mehrere Tonnen Gewicht von der Grotte genommen." Darunter kam schließlich das historische Mauerwerk zum Vorschein und es wurde sichtbar, wie tief die Risse gehen.
Bevor das Notdach zum Schutz errichtet wurde, erfassten die Experten mithilfe eines Laserscanners alle Details des Bauwerks. "Dabei wurde auch erfasst, welcher Stein an welcher Stelle sitzt", erläutert der Denkmalpfleger. Die Fachleute sicherten lose Steine. "Sie wurden nummeriert und werden aufbewahrt, um sie später wieder einbauen zu können." Denn das Ziel der Denkmalpfleger ist, möglichst viel von der Originalsubstanz zu erhalten und so wenig wie möglich zu bewegen. Die gute Nachricht sei, so Schrader, dass bisher keine Bewegung an der Grotte festgestellt wurde. Er ist deshalb positiv gestimmt, dass die Sanierung gelingen wird.
Schrader rechnet damit, dass die Büros die Sanierungs- und Kostenplanungen in Kürze vorlegen werden. Wenn es so weit ist, geht es darum, Geld für die Arbeiten aufzubringen. Der Förderverein Knoops Park will sich soweit möglich an der Finanzierung beteiligen. Er werde bei Bedarf für das Projekt auch Spenden sammeln, versichert der Vorsitzende Christof Steuer.