Pastor Achim Krebber aus der Lesumer St. Martini Gemeinde hat einen Wunsch: „Schicke Kleidung wäre schön, aber wohlfühlen ist viel wichtiger“. Damit meint er den großen Tag vieler Jugendlicher, die in diesem Monat in den Nordbremer Kirchengemeinden zur Konfirmation gehen. 76 sind es in diesem Durchgang allein in seiner Gemeinde, der auch Werschenrege angegliedert ist. Die Zahl sei eher rückläufig, was er auf geburtenschwache Jahrgänge zurückführt. Den Rückgang bestätigt auch seine Kollegin Ulrike Bänsch aus der Gemeinde Aumund-Vegesack. 34 junge Menschen sind es in diesem Jahr bei ihr und sie führt die geringere Anzahl auf einen gewissen Traditionsabbruch zurück und auf die Tatsache, dass es inzwischen weniger evangelische Familien im Einzugsbereich ihrer Gemeinde gebe. Letztlich würden sich auch immer mehr Jugendliche und ihre Familien überlegen, ob sie Zeit in Konfirmandentreffen investieren wollen.
Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) sieht die Entwicklung der Konfirmandenzahlen aber für ganz Bremen aufsteigend in Richtung Vor-Corona-Niveau. Regionale Auswertungen für Bremen-Nord seien laut Matthias Dembski von der Pressestelle nicht verfügbar und die aktuellen Zahlen für 2025 würden auch erst zum Jahresende zusammengetragen. Dafür aber wurden im vergangenen 937 Konfirmationen erfasst, 2023 waren es 897 und 2022 wurden 798 junge Menschen in den Gemeinden der BEK konfirmiert.
Viele Jugendliche sind nicht getauft
Aufgefallen ist Achim Krebber bei seinen Konfirmanden, dass immer mehr von ihnen als Babys nicht getauft wurden. In diesem Jahr gab es deshalb in den Osternächten in seiner Gemeinde 14 Taufen von Jugendlichen. Er hat auch bei
den Eltern eine Veränderung wahrgenommen. Früher sei es ihnen darum gegangen, dass der Nachwuchs einfach Spaß am Konfirmandenunterricht habe. „Heute erwarten die Eltern, dass ihre Kinder tatsächlich etwas mitnehmen aus den Stunden, es soll etwas dabei herumkommen.“ Trotzdem ist es ihm und seinem Team in St. Martini wichtig, die Konfirmandenzeit von Schule abzugrenzen. „Darum sprechen wir auch nicht von Konfirmandenunterricht, sondern von Konfus“, erklärt er.
Ulrike Bänsch sieht die Konfirmandenzeit als Entdeckungsreise in Sachen Glaube und Kirche mit Spaß in einem Gemeinschaftserlebnis. Gereist wird dabei tatsächlich, und zwar im Juni in das Konfus-Camp in Grömitz. 200 Jugendliche und Betreuer aus vielen Bremer Gemeinden kommen kurz vor den Sommerferien an der Ostsee zusammen. Dabeisein werden auch die Konfirmanden aus Aumund-Vegesack und Lesum/Werschenrege. Dazu gibt es in Aumund-Vegesack Wochenendfahrten und die Lesumer Konfirmanden absolvieren in ihren 15 Monaten ein sogenanntes Tischgruppen-Projekt. Soll heißen: Kleingruppen treffen sich in regelmäßigen Abständen in den
Elternhäusern und bearbeiten gemeinsam mit Müttern und Vätern bestimmte
religionspädagogische Fragestellungen. In beiden Gemeinden wird schon lange nicht mehr stumpf auswendig gelernt. „Das Glaubensbekenntnis und das Vater Unser hören die jungen Menschen bei unseren Aktivitäten und sprechen es immer mit.“, berichtet Achim Krebber. Als großen Gewinn sehen beide Pastoren bereits konfirmierte Jugendliche, die sich als Teamer danach einbringen und die Konfuszeit für die Folgejahrgänge mitgestalten und bereichern.
Rückläufiger Trend
Im katholischen Dekanat Bremen-Nord werden erst wieder 2026 junge Katholiken gefirmt. Wie auch bei den Protestanten gehören gemeinsame Fahrten, Ausflüge und abwechslungsreiche Wochenendaktivitäten zur Firmvorbereitung. 107 Jugendliche wurden im vergangenen Jahr von Dechant
Holger Baumgard mit allen Rechten und Pflichten in die Gemeinde eingeführt.
Aufgefallen ist im Dekanat, dass es 2024 etwas mehr Mädchen als Jungen waren. Anders als im zum Dekanat zugehörigen Landkreis sei der Trend in Bremen-Nord sowohl bei Taufen als auch Erstkommunion und Firmung leicht rückläufig.