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Friedehorst Teilhabe Leben Modellprojekt deckt Vakanzen bei Schulbegleitung an fünf Grundschulen

Um Personal für die Schulbegleitung zu gewinnen, wird in Bremen-Nord mit einem Modellprojekt ein neuer Ansatz erprobt. Sogenannte sozial erfahrene Personen werden berufsbegleitend qualifiziert.
04.09.2024, 18:18 Uhr
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Modellprojekt deckt Vakanzen bei Schulbegleitung an fünf Grundschulen
Von Julia Assmann

Für Kinder, die kurz davor stehen, eine seelische Behinderung zu bekommen, oder die bereits davon betroffen sind, bedeutet der Schulbesuch eine besondere Herausforderung. Ihnen fällt es oftmals nicht leicht, mit den Klassenkameraden Kontakt aufzunehmen und auch die Teilnahme am Unterricht, die Zeit in den Pausen und der Schulweg sind für sie Hürden. Deshalb benötigen sie Begleitung. Wie auch an anderen Stellen in Schulen und Kitas fehlen dafür aber häufig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit einem Modellprojekt wird in Bremen-Nord derzeit ein neuer Ansatz zur Personalgewinnung erprobt: Sozial erfahrene Personen werden von der gemeinnützigen Friedehorst-Gesellschaft Teilhabe Leben als Schulbegleitung sozialversicherungspflichtig eingestellt, vom Paritätischen Bildungswerk berufsbegleitend qualifiziert und in der Praxis angeleitet.

Initiiert wurde das Projekt von der Senatskanzlei, dem Sozial- und dem Bildungsressort, dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit. Die Gesellschaft Friedehorst Teilhabe Leben setzt es seit dem Frühjahr gemeinsam mit dem Paritätischen Bildungswerk und interessierten Schulen um, die in Abstimmung mit Friedehorst Praktika für die angehenden Schulbegleitungskräfte zur Verfügung stellen. Mehrere Schulleitungen seien für das Projekt von Anfang an offen gewesen und bereit, neue Wege zu gehen, sagt Patricia Brandt, Sprecherin von Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD). "Darüber sind wir sehr froh", betont sie.

Vakanzen an fünf Grundschulen in Nord gedeckt

Nach Angaben von Nina Willborn, Sprecherin von Claudia Schilling (SPD), Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, haben im Zeitraum von Mai bis September bereits zehn Personen berufsbegleitend ihre fachliche Grundqualifizierung beim Paritätischen Bildungswerk absolviert. Sie arbeiten seither als Schulbegleitungen. Laut Patricia Brandt konnten durch das Projekt Vakanzen an insgesamt fünf Nordbremer Grundschulen gedeckt werden: an den Grundschulen St. Magnus, Hammersbeck, Alt-Aumund, am Pürschweg, Burgdamm und Rönnebeck. "Darüber hinaus erfolgte eine Vermittlung an die Oberschule Helgolander Straße."

Die Qualifikation umfasst insgesamt 144 Stunden. Weitere sechs Projektteilnehmerinnen beziehungsweise -teilnehmer starten Mitte September und sind ab dann bereits als Unterstützerinnen und Unterstützer für die Schülerinnen und Schüler im Einsatz. Friedehorst stellt die Schulbegleitungen für die Zeit der Teilnahme an den Qualifizierungen frei. Ihr Gehaltsausfall während dieses Zeitraums wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) Plus sowie der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration finanziert. Eine Steuerungsgruppe begleitet und evaluiert das Projekt. Es läuft zunächst bis zum 30. Juni 2025. Derzeit, so Willborn, werde eine Übertragung auf andere Stadtteile geprüft.

Die Chemie muss stimmen

Bevor die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Schulen starten, liegt ein besonderer Arbeitsaufwand im sogenannten Matching, erläutert Patricia Brandt. Diverse Faktoren müssen genau abgestimmt werden, darunter die Wochenarbeitszeit mit dem für das Kind anerkannte Stundenvolumen der Betreuung. Nicht zuletzt muss auch die Chemie zwischen dem Kind und der Schulbegleitung stimmen.

Darüber hinaus passt das Friedehorst-Team die Praktika an die individuellen Vorkenntnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Personen, die bereits viel soziale Erfahrungen haben, können beispielsweise nach erfolgreicher Eignungsprüfung durch ein Gespräch direkt in ein Praktikum am Kind einsteigen, sagt die Sprecherin des Bildungsressorts. Ziel ist dann ein erfolgreiches Matching zwischen Kind und Schulbegleitungskraft. Teilnehmer, die noch nicht so viel Erfahrung mitbringen, werden zunächst in ein allgemeines Praktikum vermittelt. "Nach einem Evaluierungsgespräch kommen sie dann bei gutem Verlauf in einem zweiten Schritt in das Praktikum am Kind."

Keine abgeschlossene Ausbildung erforderlich

Bildungssenatorin Sascha Aulepp bezeichnet das Modellprojekt der Stiftung Friedehorst als echten Erfolg. "Es zeigt, dass es viele Menschen gibt, die gerne als Schulbegleiterin oder Schulbegleiter Kinder auf ihrem Bildungsweg unterstützen wollen und dafür gut geeignet sind, selbst, wenn sie noch keine formale Berufsausbildung dafür mitbringen", so Aulepp. "Weil es um unsere Kinder geht, müssen wir solche kreativen Wege weitergehen. Ich würde mich freuen, wenn weitere Träger es der Stiftung nachtun und sozial erfahrene und persönlich geeignete Menschen einstellen, die ein großes Herz für Kinder mitbringen und in Schulen tätig werden."

Eine abgeschlossene Ausbildung ist für die Teilnahme an dem Programm keine Voraussetzung. Auch einen bestimmten Schulabschluss müssen die künftigen Schulbegleiter nicht mitbringen. Das Modellprojekt richtet sich an alle, die verständnisvoll mit Kindern und Jugendlichen umgehen können, Freude am Kontakt mit Menschen haben und gerne im Team arbeiten. Sie müssen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und nachweisen, dass sie gegen Masern geimpft sind.

Weil das Interesse an dem Projekt groß ist, wird derzeit eine Liste mit Trägern erstellt, die sozial erfahrene Schulbegleitungskräfte einstellen. Sie soll in Kürze auf den Internetseiten des Bildungs- sowie des Sozialressorts veröffentlicht werden.

Zur Sache

Die ESF-Förderung

Eingebettet ist das Modellprojekt „Schulbegleitungen in Bremen-Nord“ in das ESF-Projekt „Wege in Beschäftigung“. Dieses mit insgesamt knapp sechs Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und mit Mitteln der Senatorin für Arbeit geförderte Projekt soll niedrigschwellige Einstiege und Qualifizierungen in den Bereichen Kita, Schulbegleitung und Pflege ermöglichen. Es richtet sich vor allem an Personen, die bisher aus verschiedenen Gründen nicht ohne Weiteres einen Zugang in diese Berufsfelder erhalten konnten, vor allem auch Menschen mit Migrationshintergrund oder einer nicht-deutschen Bildungsbiografie und aus benachteiligten Quartieren.

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