Zum letzten Mal ist das Team des Hauswirtschafts- und Mitmachmuseums Köksch un Qualm in die Rollen von Tabakfabrikant Wilhelm Richtering und dessen Dienstpersonal geschlüpft und hat Szenen aus der Zeit um 1900 gespielt. Zum letzten Mal hat das kleine Museum an der Stader Landstraße in Burgdamm seine Türen für Gäste geöffnet: Mit einer letzten öffentlichen Veranstaltung endete am vergangenen Donnerstag die 15-jährige Geschichte der weit über den Stadtteil hinaus bekannten Einrichtung im Keller des Mehrgenerationenhauses. Ein letztes Mal arbeitet das Team an diesem Mittwoch in Burgdamm. Danach ist das Köksch un Qualm geschlossen.
Wie berichtet sind Sparmaßnahmen auf Bundesebene der Grund für die Schließung des Köksch und Qualm. Die Jobcenter in Deutschland haben seit diesem Jahr weniger Geld zur Finanzierung von geförderten Beschäftigungen zur Verfügung. Deshalb werden unter anderem Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose, sogenannte Ein-Euro-Jobs, eingespart. Mithilfe dieser Mittel hat der Beschäftigungsträger Bras e.V. das Museum in der Vergangenheit betrieben. Finanziert wurden Stellen für Langzeitarbeitslose sowie deren Anleitung, sozialpädagogische Begleitung und Qualifizierung. Durch die Kürzungen des Budgets kann das Projekt nicht weiter finanziert werden.
Der Verein Bras hatte noch nach Möglichkeiten gesucht, wie das Museum erhalten werden könnte. Eine Idee war, das Köksch un Qualm zu einer Dependance des Vegesacker Geschichtenhauses zu machen, das ebenfalls von dem Beschäftigungsträger betrieben wird. Nach Angaben von André van Waegeningh, Mitglied in der Geschäftsführung des Vereins Bras, stellte sich diese Variante jedoch als nicht realisierbar heraus. "Für die Mitarbeiter hätte das eine ständige Fahrerei bedeutet. Und auf diese Weise wäre es nicht möglich gewesen, das Haus auf Dauer mit Leben zu füllen. Damit hätten wir die Entscheidung nur aufgeschoben", sagt van Waegeningh. Die Perspektive für derartige Projekte sieht seinen Worten nach auch in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht besser aus. Aus diesem Grund habe die Geschäftsführung beschlossen, das Köksch un Qualm zu schließen.
Museumsteam wechselt ins Geschichtenhaus
Beruflich auf der Straße steht durch diesen Schritt niemand. Die Langzeitarbeitslosen, die bisher zum Museumsteam gehörten, können die arbeitsmarktpolitische Maßnahme im Geschichtenhaus fortsetzen und dort bis zu deren Abschluss arbeiten. Szenische Darstellungen historischer Situationen und Ereignisse gehören auch zum Konzept des Geschichtenhauses. Lediglich inhaltlich müssen die Frauen und Männer sich umgewöhnen, denn das Köksch un Qualm hatte mit dem hauswirtschaftlichen Leben um 1900 einen thematischen Schwerpunkt, der im Geschichtenhaus nicht vorkommt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für die Anleitung und Qualifizierung der Langzeitarbeitslosen zuständig waren, werden vom Verein Bras ebenfalls im Vegesacker Geschichtenhaus eingesetzt.
Unklar ist bisher, was mit den Ausstellungsstücken aus dem Museum passiert. "Einige sind Leihgaben aus Museen, die wir natürlich zurückgeben werden. Andere gehören dem Verein", erläutert van Waegeningh. Ein großer Teil des Inventars wurde einst von Nordbremer Bürgern gespendet. "Vermutlich werden wir einige Möbel und andere Stücke in das Geschichtenhaus integrieren." Der Mietvertrag für die Räume im Kellergeschoss des Mehrgenerationenhauses laufen noch bis Ende März. Bis dahin muss alles ausgeräumt sein. Die Bremer Heimstiftung, Eigentümerin des Gebäudes, weiß noch nicht, wie es danach mit den Räumen weitergeht.
Max Johannsen, Leiter der beiden Häuser, die zum Ensemble Cigarrenmanufactur der Bremer Heimstiftung gehören, betont: "Es ist schade, dass das Köksch un Qualm geschlossen wird. Wir würden gerne wieder einen Partner, einen sozialen Träger ins Haus holen, der hier eine soziale Dienstleistung anbietet. Unser Wunsch ist, dass wieder ein Angebot geschaffen wird, das die Menschen im Stadtteil verbindet."