Vegesack. Derzeit kann nicht verhindert werden, dass positiv auf das Coronavirus getestete Frauen und Männer nach ihrem Besuch im Vegesacker Testzentrum in Bus und Bahn steigen. Entsprechende Beobachtungen werden zurzeit bei der Bremer CDU diskutiert. „Das Problem sehen wir insgesamt auch“, bestätigt Nordwestbahn-Sprecher Steffen Högemann, „aber diese Frage muss die Politik beantworten, die die Testzentren installiert hat.“ Der CDU-Gesundheitspolitiker Rainer Bensch fordert deshalb jetzt gesonderte Transportmöglichkeiten für Infizierte, etwa infektionssichere Taxen. Aus einer Anweisung der Bildungsbehörde geht indes hervor, dass positiv getestete Schüler zum PCR-Test zum MVZ fahren sollen.
Im März war das Testzentrum an der Kirchheide 42 in Vegesack mit mehreren Testkabinen gestartet, im April wurde bereits ein weiteres Testzentrum im ehemaligen Ortsamt an der Hindenburgstraße in Burglesum angekündigt. Aber auch an vielen weiteren Stellen im Stadtgebiet können sich Nordbremer inzwischen in Testzentren gratis testen lassen.
Das Gesundheitsressort sieht derzeit keine Probleme im aktuellen Ablauf in den Testzentren. „Selbstverständlich sollten positiv Getestete den ÖPNV nach Möglichkeit meiden, wenn sie auf dem Weg in die häusliche Quarantäne sind“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts, auf Anfrage unserer Zeitung. „Sollte das nicht möglich sein, sollen diejenigen selbstverständlich durchgehend mindestens eine FFP2-Maske tragen und Abstand zu anderen Personen halten.“ Einen Fahrservice für positiv Getestete gebe es jedenfalls nicht.
Das gilt auch für Nordbremer Schüler. Wörtlich heißt es in einer Handlungsanweisung für Bremer Schulleiter, die unserer Redaktion vorliegt: „Der Schüler soll - je nach Alter mit Begleitung - umgehend mit dem positiven Ergebnis (...) direkt zum Testzentrum des MVZ fahren und kostenlos einen PCR-Test machen lassen. Bei Benutzung von Bus und Bahn muss eine FFP2-Maske getragen werden.“ Gemeint ist das rund 20 Kilometer entfernte medizinische Versorgungszentrum Bremen-Mitte.
Beförderung Infizierter problematisch
Annette Kemp, Sprecherin der Bildungssenatorin Claudia Bogedan, betont auf Anfrage, dass Schüler bei einem positiven Schulschnelltest und Verdacht auf eine Infektion nicht quer durch Bremen geschickt werden. "Unser Testzentrum ist zwar das MVZ. Seit Ende März, Anfang April informieren wir die Eltern und Schülerinnen aber über die alternative Testmöglichkeit zum PCR-Test in Bremen-Nord, Kirchheide 42." Den ÖPNV nutzen, müssen sie im Zweifel trotzdem, etwa, wenn sie aus Blumenthal kommen.
Die Nordwestbahn sieht in der Beförderung infizierter Kunden generell ein Problem, sei aber als Verkehrsunternehmen nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen. „Wir haben großes Interesse daran, dass wir keine positiv auf das Coronavirus getesteten Fahrgäste haben – nicht nur aus Sicht der anderen Fahrgäste, sondern auch aus Sicht unseres Personals“, betont Steffen Högemann von der Nordwestbahn. Auch, wenn Masken einen Schutz bieten, sei eine Übertragung des Virus schließlich nicht auszuschließen.
Doch dem Unternehmen bleibt Steffen Högemann zufolge nichts anderes übrig, als auch positiv Getestete mitzunehmen. „Wir können sie nicht vom Verkehr ausschließen. Das Beförderungsgesetz verpflichtet uns zur Mitnahme“, erläutert der Nordwestbahn-Sprecher. Zumal ein positiver Schnelltest nicht als Beleg gesehen werden könne, dass jemand tatsächlich infiziert ist. Bekanntlich gelten Antigen-Schnelltests als weniger sicher als PCR-Tests, die von geschultem Personal vorgenommen werden müssen.
Kontrolle von Testergebnissen im ÖPNV nicht möglich
Mit negativem Test in den Baumarkt oder zum Friseur – das funktioniert. Für den öffentlichen Nahverkehr gilt das nach den Worten von Steffen Högemann aber nicht: „Das ist undenkbar.“ Hintergrund: Eine Kontrolle von Testergebnissen sei nicht möglich. Es fehle an einem geeigneten Zugang am Bahnsteig. „Und bei der Fahrkartenkontrolle wäre es zu spät, dann sitzt der Fahrgast schon im Zug. Die Kontrolle müsste vor der Fahrt stattfinden.“ Dies gehe aber noch aus einem weiteren Grund nicht: „Der Fahrplan ist so eng getaktet, dass wir keine Zeit haben, uns Testergebnisse vorzeigen zu lassen.“ Steffen Högemann fasst zusammen: „Da fehlen die Mittel und die praktische Umsetzung.“ Die Nordwestbahn sieht die Politiker in der Pflicht, zu handeln und Regelungen aufzustellen.
Das Problem betrifft nicht allein das Testzentrum in Vegesack. „Dass womöglich Infizierte allein gelassen werden und sich in öffentliche Verkehrsmittel begeben müssen, steht in keinem Verhältnis zu dem großen Aufwand, der für den wirksamen Infektionsschutz betrieben wird“, betont der Nordbremer Gesundheitspolitiker Rainer Bensch. Der Christdemokrat macht auch einen Lösungsvorschlag: "Stattdessen muss den Menschen vor Ort ein nachfolgender PCR-Test sowie ein Transport nach Hause angeboten werden. Dieser könnte über Gutscheine für infektionssichere Taxen oder Krankentransporte gewährleistet werden.“
Angebot in Blumenthal
Am Dienstag hat in Bremen-Nord ein weiteres Corona-Testzentrum eröffnet. Bürgerinnen und Bürger können sich ab sofort auch im Gebäude von Edeka Schwinning in Blumenthal, Weserstrandstraße 17, ohne Termin und kostenlos auf Covid-19 schnell testen lassen. Die Öffnungszeiten sind montags bis sonnabends von 8 bis 19 Uhr. Sonntags bleibt das Testzentrum geschlossen. Die Ergebnisse der Schnelltests liegen innerhalb von etwa 15 Minuten vor. PCR-Tests werden in dem Testzentrum nicht angeboten. Neben den Testzentren in Vegesack (Kirchheide 42) und Burglesum (ehemaliges Ortsamt an der Hindenburgstraße) gibt es im ehemaligen Schuhgeschäft „Lisanne“ im benachbarten Landkreis Osterholz-Scharmbeck ebenfalls die Möglichkeit, sich gratis testen zu lassen. Und unter www.apothekerkammer-bremen.de hat die Bremer Apothekerkammer eine Liste veröffentlicht, aus der hervorgeht, in welchen Apotheken die sogenannten Bürgertests möglich sind.