Vor dem Jugendzentrum in Burglesum stehen am Freitag Menschen, verkaufen Waffeln und machen auf sich aufmerksam. Sie setzen ein Zeichen dafür, dass offenen Jugendeinrichtungen das Geld fehle, so die Leiterin der Einrichtung, Anna-Lisa Steding. Und dafür bleiben die Türen der "Freizis" am Freitag zu.
Jugendarbeit sei unterfinanziert: "Wenn an jemandem gespart wird, dann an uns", sagt Steding. Seit Jahren würde das Jugendzentrum Burglesum sogenannte kalte Kürzungen erfahren. Damit sind steigende Erhaltungskosten bei gleichem Etat gemeint. "Alles wird teurer: Strom, Gas, Miete. Und wir hatten schon vorher nicht genug."
Deswegen stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendzentrums, Bundesfreiwilligendienstler und einige Jugendliche auf der Straße – und vor geschlossener Tür. Der Protest ist Teil einer bundesweiten Aktion, zu der die Bundesarbeitsgemeinschaft der Offenen Kinder- und Jugendarbeit aufgerufen hat. "Das Geld wird für das nächste Jahr nicht reichen. Das steht fest", so Steding. Und der nächste Haushalt werde erst im Sommer 2024 beschlossen. Bis dahin bräuchte das Jugendzentrum Burglesum eine Überbrückung in Form finanzieller Hilfe.
Auch Denise Vosz steht auf der Straße. Seit drei Monaten arbeitet sie in dem Jugendzentrum. Sie wolle ein Zeichen setzen, "dass es perspektivisch so nicht weitergeht". Die Jugendeinrichtung sei unterbesetzt. Oftmals müssten sie schließen oder Jugendliche nach Hause schicken, weil sie zu wenig Personal hätten. "Wir haben Angst, dass jemand kündigt und eine weitere Stelle unbesetzt bleibt", sagt sie. Die Ungewissheit belaste die Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter zunehmend. "Doch wir sind Überzeugungstäter. Deswegen ist es uns wichtig, die Arbeit gut zu machen", so Vosz. Sie fordert mehr Empathie von der Politik. "Die Menschen müssen sich daran erinnern, wie es ist, ein Jugendlicher zu sein", sagt sie, "und das Bezirke unterschiedlich aufgestellt sind und Jugendlichen unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten bieten." Auch das müsse das Jugendzentrum auffangen.
Die Mittel für Personal, die dem Jugendzentrum in Burglesum zur Verfügung stehen, belaufen sich auf 2,1 Vollzeitstellen. In den 80er-Jahren, als das Zentrum öffnete, waren es noch fünf volle Stellen und eine zusätzliche Person, die in der Einrichtung ihr Anerkennungsjahr absolvierte. Im Moment schätzt die Leiterin, dass das Budget für das nächste Jahr nicht ausreiche. Soweit der Etat nicht erhöht werde, "kommt es irgendwann zur Schließung."
Jugendarbeit in Burglesum
Und dabei sei die Arbeit der Jugendzentren in Krisenzeiten besonders wichtig. Steding merke bei den Jugendlichen einen hohen Bedarf: "Es gibt viel mehr Gewaltbereitschaft unter den Jugendlichen. Auch die Grundstimmung hat sich verändert. Viele sind rastloser und haben mit psychischen Krankheiten zu kämpfen. Vieles ist für die Jugendlichen in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben. Das können wir mit den jetzigen Mitteln gar nicht auffangen."
Zwischen 20 bis 70 Jugendliche kommen täglich in das Jugendzentrum. Kürzlich machten die Mitarbeiter eine Umfrage, wie sich die Jugendlichen fühlen würden, wenn das Zentrum schließen müsste. Die häufigste Antwort der Befragten: "Ich weiß nicht, wo ich sonst hinsoll." Einige sagten, sie würden sich am Bahnhof treffen.
Steding ist es wichtig, zu betonen, dass das Jugendzentrum in Burglesum kein Einzelfall sei. Es ist eines von vielen Zentren, die in so einer Lage sind. "Das bedeutet nicht nur, dass wir schließen müssen, sondern auch weitere Jugendzentren in Bremen", so die Leiterin. "Und auf der Strecke bleiben wieder die Jugendlichen."