Wie sicher ist das Lesum-Sperrwerk? Diese Frage treibt Anrainer des Flusses und Kommunalpolitiker um. Auch, weil Ende Mai das Hochwasser der Elbe wegen eines Defekts des Lühe-Sperrwerks für Überschwemmungen im Landkreis Stade gesorgt hatte. Nach Einschätzung von Wilhelm Koldehofe, Referatsleiter für Wasserwirtschaft in der Bremer Umweltbehörde, kann ein solcher technischer Fehler beim Lesum-Sperrwerk allerdings so gut wie ausgeschlossen werden.
Koldehofe und seine Kollegin Monique Busse beantworteten auf der jüngsten Sitzung des Burglesumer Beirats einen umfangreichen Fragekatalog der Kommunalpolitiker zum Thema Hochwasserschutz. Dabei spielten das Lesum-Sperrwerk, seine Zuverlässigkeit und der technische Defekt am Lühe-Sperrwerk der Elbe eine besondere Rolle. Im Landkreis Stade waren seinerzeit vom Hochwasser zahlreiche Keller und Erdgeschosse von Wohnhäusern überflutet worden. Auch weil der für das Sperrwerk Verantwortliche telefonisch nicht zu erreichen war.
Alarmierungskette wird ausgelöst
Ein solches Dilemma kann nach den Erläuterungen von Koldehofe beim Lesum-Sperrwerk nicht auftreten. Es werde an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr überwacht, um es rechtzeitig schließen zu können. Dabei ist die Vernetzung mit den Sperrwerken in Ochtum und Hunte ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor. Ein Computer-Programm, so Koldehofe und Busse, errechne die zu erwartenden Wasserstände rechtzeitig im Voraus. Sollte ein Hochwasserstand von 2,70 Meter über Normal-Null (NN) angekündigt werden – pro Jahr passiere das statistisch gesehen einmal –, würden der zuständige Deichverband und der Diensthabende im Büros des Sperrwerks alarmiert. Der müsse die Warnung manuell quittieren. Geschehe das nicht, werde „eine Reihe von Personen“ so lange alarmiert, bis jemand reagiere. Aber auch unabhängig vom Computer wird nach den Erläuterungen der Mitarbeiter aus dem Klima- und Umweltschutzressort der Hochwasserstand von demjenigen berechnet, der im Sperrwerk gerade Dienst schiebt. Und der müsse zudem eine zweite Person informieren, die den Sperrvorgang aktiviert.
Die Schotten des Bollwerks gegen den Blanken Hans in der Lesum sind 2021 insgesamt 131 Mal geschlossen worden. Und von Januar bis April dieses Jahres bereits 80 Mal. Zudem wurde registriert, dass das mittlere Tidehochwasser und das mittlere Tideniedrigwasser in Wasserhorst und Borgfeld in den letzten zehn Jahren um fünf beziehungsweise drei Zentimeter gesunken seien.
Dennoch gibt es auch an der Lesum ein ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet, das bei einer Hochwasserkatastrophe überflutet wird. Sie könnte laut Statistik alle 100 Jahre eintreten. Im Überschwemmungsgebiet der Lesum, so Koldehofe nach Rücksprache mit dem Statistischen Landesamt, wohnten sechs Menschen. Gegen Schäden an ihren Häusern könnten Eigentümer grundsätzlich eine Naturgefahrenversicherung abschließen.
Als falsch stuft der Referatsleiter aus dem Klimaressorts den Hinweis ein, dass Niedersachsen im Gegensatz zu Bremen das Nordufer der Lesum als flutgefährdet einstufe und deshalb die Deiche erhöhe. Nach Anfrage beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Verden sowie bei der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Osterholz seien keinerlei Erhöhungen des Sommerdeiches am Nordufer geplant, lautet die Antwort des Bauingenieurs im Ressort von Senatorin Maike Schaefer (Grüne). Die Gemeinde Ritterhude plane lediglich, den Weg südlich der Schlossbrücke bis zur Landesgrenze zu asphaltieren.
Derweil ist nach Koldehofes Ausführungen der aufgeschüttete Erddamm an der Ihle verstärkt worden. Er soll ein Überlaufen des Baches in den Klostermühlenweg und auf die dortigen Grundstücke verhindern.