Der Stau beginnt schon am Bahnhof Lesum. Quälend langsam rollen die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange die Hindenburgstraße hinauf. An der sogenannten "Stadt-London"-Kreuzung wollen morgens viele nach rechts auf die Bremer Heerstraße abbiegen – in Richtung Stadtmitte. Grünphase um Grünphase vergeht. Häufig schaffen es nur wenige Autofahrer, über die Ampel zu fahren. Denn oft stehen auf der Kreuzung noch Wagen, die aus den anderen Richtungen kommen: von der Stader Landstraße oder der Bremerhavener Heerstraße. Autos, Lieferwagen und Lkw bewegen sich im Schritttempo auf der Bremer Heerstraße. Auf der Burger und der Grambker Heerstraße und Auf den Delben wird es auch nicht besser. Abends staut sich der Verkehr dann in die andere Richtung. Burglesum bekommt die Auswirkungen der Sperrung der A27-Anschlussstelle Bremen-Nord zu spüren.
Wie schon im Mai und Juni, als die Ihlpohler Kreuzung sechs Wochen lang in drei Bauabschnitten saniert wurde, sind die Folgen für den Verkehr in Lesum, Burgdamm, Burg und Grambke heftig. Denn der Verkehr sucht sich andere Wege, um nach Bremen-Nord hinein und wieder hinaus zu kommen. Und alle führen durch Burglesum.
Fast durchgängig Stau
Hans Georg Teich, Betriebsleiter der Verkehrsmanagementzentrale, hat sich die Daten der Messstellen an der "Stadt London"-Kreuzung angeschaut und sie mit denen verglichen, die vor der Sperrung der Anschlussstelle erfasst wurden. "Seit Einrichtung der Baustelle ist an der Kreuzung von 9.15 Uhr bis 17.30 Uhr fast durchgängig Stau, nur unterbrochen von zäh fließendem Verkehr." Im Normalfall fließe der Verkehr morgens um sieben und nachmittags von 14.30 bis 15.30 Uhr zäh. "Natürlich gibt es auch einmal Stau. Aber nicht durchgehend."
Die Zahl der Fahrzeuge, die die Kreuzung passieren, hat laut Teich ebenfalls erheblich zugenommen. "Am Montag, 21. Oktober, waren es 30 Prozent mehr Fahrzeuge als normalerweise." An der Messstelle Bremerhavener Heerstraße seien an diesem Tag 5500 Fahrzeuge gezählt worden. "Im Schnitt sind es montags 4100."
Elke Tillery, kaufmännische Angestellte beim Fachbetrieb für Bauelemente Meyer & Voß an der Bremerhavener Heerstraße, sieht den Stau, wenn sie aus dem Geschäftsfenster blickt. "Hier und in der Hindenburgstraße ist momentan jeden Tag Chaos", sagt die Fargerin. Demnächst muss sie nach Findorff. "Ich fahre dann schon in Schwanewede auf die Autobahn. Würde ich durch Grambke und Oslebshausen fahren, bräuchte ich bestimmt gut eineinhalb Stunden."
Die Auf- und Abfahrten in Schwanewede sind durch die Sperrung der Anschlussstelle Bremen-Nord jedoch ebenfalls stark belastet, weiß Martin Hirsch. Auch dort staue sich der Verkehr. Der Inhaber des Werkmarktes Sitec in Burgdamm nutzt aktuell die Auf- und Abfahrten der A 27 in Ihlpohl. Dort sieht es nicht besser aus, erzählt er. "Die Ihlpohler Heerstraße ist morgens und abends voll." Hirsch und sein Kollege Jürgen Rose spüren die Auswirkungen der Sperrungen auch an der Kundenfrequenz. Rose sagt: "Die Leute kommen nicht, weil sie sich denken: Da ist Stau. Da fahre ich besser nicht hin." Hirsch bestätigt: "Es ist momentan ruhiger als sonst:" Rose hält die Auswirkungen gar für geschäftsschädigend. Er ist der Ansicht: "Um die Sperrung möglichst kurz zu halten, müsste durchgearbeitet werden, auch nachts."
Anwohner und Geschäftstreibende in Burg und Grambke bekommen die Folgen ebenfalls zu spüren. Marie-Luise Boes, Chefin der Fleischerei Boes, arbeitet und wohnt an der Burger Heerstraße. "Wir sehen den Stau – und hören ihn auch." Schon an der Lautstärke erkenne sie, wenn sich die Autos stauen. Im Geschäft sei spürbar, dass Kunden, die mit dem Auto kommen, derzeit lieber am Sonnabend einkaufen. "Weil da kein Berufsverkehr ist." Angéla Gasche, die in der Burg Apotheke Egeling arbeitet, schildert: "Unsere Großhändler kommen nicht durch. Sonst bekommen wir zweimal am Tag Ware. Die letzte Lieferung kommt um 17.30 Uhr. Das schafft der Fahrer nicht. Deshalb bestellen wir seit Montag für diese Tour keine Medikamente mehr."