Pendler aus Bremen-Nord müssen sich in den kommenden Wochen erneut auf deutlich längere Fahrzeiten und Staus einstellen. Nachdem der Stadtbezirk im Sommer für mehrere Wochen vom Zugverkehr abgeschnitten war, ist nun der Pkw-Verkehr betroffen. Die Autobahn GmbH des Bundes saniert voraussichtlich bis zum 12. November die A-27-Anschlussstelle in Bremen-Nord. Die Ausfahrt in Richtung Cuxhaven ist deswegen seit dem vergangenen Donnerstag gesperrt, die Auffahrt in Richtung Hannover seit diesem Montag. Bereits in den ersten Tagen ist es auf den Alternativrouten zu längeren Staus gekommen. Zeitpunkt und Dauer der Sperrung sorgen für Unverständnis.
Was wird saniert?
Die Autobahn GmbH erneuert nach eigenen Angaben zwischen dem Autobahndreieck Bremen-Industriehäfen und der Anschlussstelle Ihlpohl die Fahrbahn. Laut Michael Wendt aus der Niederlassung Nordwest werden die Asphalt-Deckschicht und die Asphalt-Binderschicht abgefräst und neu eingebaut. Abschließend sollen Markierungsarbeiten folgen.
Welche alternativen Routen gibt es?
Die Ab- und Auffahrten Ihlpohl sowie Dreieck-Industriehäfen sind die nächstgelegenen A 27-Anschlussstellen. Die fest eingerichtete Umleitung der Autobahn GmbH führt dabei in Ihlpohl über die Ihlpohler Heerstraße und den Heidkamp. Wer zum Beispiel in Blumenthal wohnt, ist möglicherweise über die Anschlussstelle in Schwanewede schneller Richtung Bremer Zentrum unterwegs. Diesen Weg empfiehlt die Autobahn GmbH auch Verkehrsteilnehmern, die aus Osterholz-Scharmbeck auf die A 27 auffahren wollen. Eine alternative Route für Pendler aus Bremen-Nord führt über Burgdamm und Grambke entlang des Hafengebiets stadteinwärts.
Welche Auswirkungen hat die Sperrung?
Die Mehrbelastung an den alternativen Auf- und Abfahrten ist insbesondere im Berufsverkehr deutlich spürbar. Zu längeren Wartezeiten kommt es beispielsweise im Bereich der Ihlpohler Heerstraße. Der Kreuzungsbereich in Schwanewede ist ebenfalls eine Problemstelle. Auch die Ausweichrouten abseits der Autobahn sind für das erhöhte Verkehrsaufkommen kaum gerüstet. Der Umleitungs- beziehungsweise Zufahrtsverkehr trifft zum Beispiel Burglesum, das Ortsamtsleiter Florian Boehlke als „Nadelöhr in Richtung Bremen-Nord“ bezeichnet. „Wir merken das aktuell sehr stark.“ Ohnehin stark belastete Bereiche wie die Grambker Heerstraße stehen unter zusätzlichem Druck. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den Umleitungsstrecken, „insbesondere in städtischen Lagen“, sei leider nicht zu vermeiden, sagt Wendt.
Warum dauert die Sperrung fast einen Monat?
„Die Autobahn GmbH kalkuliert bei der Ausschreibung von Baumaßnahmen mit realistischen Bauzeiten und einem praxisgerechten Einsatz von Fachkräften und Maschinen“, erklärt Wendt. Beides seien „limitierende Faktoren“. Die Dauer der Sperrung ergibt sich nicht zuletzt durch die Betriebszeiten der Baustellen: Gearbeitet wird laut Wendt ausschließlich tagsüber und von montags bis freitags. Er verweist unter anderem auf Lärmschutzvorschriften, die eine Nachtarbeit verhinderten.
Wie reagiert die Ortspolitik?
Unmut gibt es vor allem über den Zeitpunkt der Sperrung unmittelbar nach den Ferien, in denen die Auswirkungen für den Berufsverkehr geringer gewesen wären. Neben dem Burglesumer Ortsamtsleiter Boehlke kritisiert auch Andreas Kruse (CDU), Sprecher des Verkehrsausschusses im Vegesacker Beirat, diesen Umstand. Nicht zuletzt wegen des am Wochenende begonnenen Freimarkts spricht Kruse gar vom "denkbar ungünstigsten Zeitpunkt". Beide zeigen sich zudem irritiert darüber, dass die Fahrbahnsanierung der Anschlussstelle nicht im Zuge der erst vor wenigen Monaten abgeschlossenen Arbeiten an der Ihlpohler Kreuzung erfolgt ist.
Was wird gefordert?
Ausschusssprecher Kruse kritisiert, dass durch die Sperrung erneut mehr als 100.000 Menschen von der Stadt abgekoppelt würden. Bremen-Nord verliere zunehmend den Anschluss. Er fordert daher, den Bauarbeiten die gleiche Bedeutung wie der A 27 zwischen Hagen und Uthlede beizumessen, die im Februar dieses Jahres wegen einer Unterspülung gesperrt werden musste. Damals sei die Sanierung auch auf Druck der Wirtschaft schnell vorangegangen, sagt Kruse. Die Anschlussstelle Bremen-Nord sei ebenfalls sehr bedeutend – unter anderem für verschiedene Speditionen. Eine Sperrzeit von fast vier Wochen sei "inakzeptabel". Es müsse möglich sein, die Bauarbeiten im Mehrschichtbetrieb in höchstens zweieinhalb Wochen abzuschließen, sagt der Verkehrspolitiker.