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Weihnachten im Schuhkarton Weihnachten im Schuhkarton: Neue Koordinatorin für Bremen-Nord

Klaudia Laupichler übernimmt die Koordination von "Weihnachten im Schuhkarton" für Bremen-Nord nach mehr als 25 Jahren von Andrea Orlovsky. Was hinter der Aktion steckt und wo es Annahmestellen gibt.
29.09.2023, 18:00 Uhr
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Weihnachten im Schuhkarton: Neue Koordinatorin für Bremen-Nord
Von Julia Assmann

Es gab Jahre, da stapelten sich mit buntem Geschenkpapier beklebte Schuhkartons beinahe überall im Haus des Ehepaares Orlovsky. "Mein Mann hat große Augen gemacht, aber ich hab mich immer gefreut, wenn es richtig voll wurde", erzählt Andrea Orlovsky. "Im November habe ich zum Teil bis spät in die Nacht Kartons gepackt und durchgeschaut." Mehr als 25 Jahre hat die 61-Jährige die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" in Bremen-Nord und Umgebung koordiniert. In diesem Jahr übergibt sie das Projekt an Klaudia Laupichler, die es ebenfalls schon lange für ganz Bremen organisiert.

"Weihnachten im Schuhkarton" ist eine internationale Aktion der christlichen Hilfsorganisation "Samaritan's Purse", die bis 2019 unter dem Namen "Geschenke der Hoffnung" agierte. Nicht nur im deutschsprachigen Raum, auch in den Vereinigten Staaten, Australien, Neuseeland, Kanada, Großbritannien, Spanien und Finnland werden Schuhkartons mit Geschenken und nützlichen Dingen für bedürftige Kinder gepackt.

Es sind private Gründe, aus denen Andrea Orlovsky die Organisation von "Weihnachten im Schuhkarton" abgibt. "Wir verkaufen unser Haus und wollen ab kommendem Jahr, wenn mein Mann in Rente geht, viel unterwegs sein", erläutert die St. Magnuserin. Wer an der Aktion teilnehmen möchte, findet aber weiterhin mehrere Annahmestellen in Bremen-Nord und Umgebung. Klaudia Laupichler wird die Pakete abholen und in die Hauptsammelstelle in der Innenstadt bringen. In diesem Jahr ist das die St.-Martini-Kirche in Bremen-Mitte. "Dort können wir die Sakristei nutzen", erläutert die Koordinatorin.

Laupichler lebt in Findorff und arbeitet als Hebamme. Alljährlich reduziert sie ihre Arbeitszeit im November zugunsten von "Weihnachten im Schuhkarton" etwa um die Hälfte. Sie organisiert Packaktionen, füllt Kartons mit Spenden auf, die sie das Jahr über sammelt, kümmert sich darum, dass die Schuhkartons in Frachtkartons geladen werden. Ende November werden diese dann von einer Spedition abgeholt und nach Berlin gebracht. Dort schauen Ehrenamtliche sie in der sogenannten Weihnachtswerkstatt noch einmal auf Inhalt und Qualität durch. Durch die Kontrolle soll sichergestellt werden, dass die Kartons keine zollrechtlich verbotenen, alten, kaputten, unangebrachten oder gefährlichen Gegenstände enthalten oder nur halb voll sind. Von Berlin aus werden die Kartons schließlich per Lkw in die Empfängerländer transportiert.

Die Päckchen aus dem deutschsprachigen Raum werden an bedürftige Kinder in Osteuropa, unter anderem auch in der Ukraine, verteilt. 2022 kamen in Bremen knapp 2000 Schuhkartons zusammen, davon wurden 479 in Bremen-Nord gepackt, sagt Orlovsky. In der Vergangenheit haben sie und Klaudia Laupichler allerdings weitaus höhere Zahlen verzeichnet. "Durch die Corona-Pandemie und die Inflation ist die Beteiligung ziemlich gesunken", meint Laupichler. Die ebenfalls 61-Jährige hat wie auch Andrea Orlovsky zweimal an Verteil-Aktionen in Empfängerländern teilgenommen. Beide erinnern sich mit Begeisterung an diese Reisen und die Reaktionen der Kinder beim Empfang der Pakete.

Für einige Mädchen und Jungen ist dieses Erlebnis so außergewöhnlich, dass sie die Geschenke sogar noch als Erwachsene aufheben, erzählt Laupichler. "Ein Freund meines Neffen lebt in Georgien. Von ihm weiß ich, dass er noch als Student die Federmappe benutzt hat, die er als Kind durch die Aktion geschenkt bekam." Und eine Frau aus Rumänien, die inzwischen in Deutschland lebt, erzählte der Hebamme, dass sie noch immer ein Kuscheltier besitzt, dass einst in einem Schuhkarton steckte.

In den Empfängerländern übernehmen christliche Gemeinden die Verteilung an die bedürftigen Kinder. "Häufig bekommen die Familien einen Gutschein für eine Weihnachtsfeier, bei der es Gebäck und Getränke gibt", erzählt Laupichler. Nach Angaben von "Samaritan's Purse" werden die beschenkten Mädchen und Jungen auch zu einem Glaubenskurs eingeladen. Das hat schon für Kritik gesorgt. Der Organisation wurde vorgeworfen, mit der Aktion aggressiv zu missionieren.

Dem tritt "Samaritan's Purse" allerdings entschieden entgegen. Es gehöre zum ureigensten Auftrag der Kirche, auf einladende Weise vom Glauben zu reden. "Eine Weihnachtsfeier, in der man die Geburt von Jesus Christus und seine Bedeutung für jeden einzelnen Menschen ausklammern würde, wäre keine Weihnachtsfeier", heißt es in einer Stellungnahme. Wo die Verteilungen in eine Weihnachtsfeier eingebettet seien, geschehe dies "entsprechend der kulturellen Gepflogenheiten" der beteiligten Partner, betont die Hilfsorganisation.

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Was in die Schuhkartons gepackt werden darf

Es gibt Empfehlungen für die Befüllung der Schuhkartons. Hintergrund ist, dass die Schuhkartons in zahlreiche verschiedene Länder geliefert werden, in denen unterschiedliche Zollbestimmungen gelten, erläutert Andrea Orlovsky. Da vorher nie ganz klar ist, wohin die gesammelten Geschenke gehen, hat "Samaritan's Purse" allgemeingültige Empfehlungen festgelegt.

Es können Pakete für Kinder verschiedener Altersstufen gepackt werden. Jedes Paket sollte ein Hauptgeschenk enthalten – etwas, das ein Kind ganz besonders begeistert wie eine Puppe, einen Fußball samt Luftpumpe oder ein Stofftier. Eine Zeit lang hat Klaudia Laupichler von einem Helfer selbst gebaute Puppenbetten bekommen, die zudem mit selbst genähten Kissen ausgestattet wurden. "Da habe ich dann eine Puppe hineingelegt." Mit weiteren neuen Geschenken wie Spielzeug, Hygieneartikeln und Schulmaterialien kann der Karton aufgefüllt werden.

Nicht eingepackt werden sollten gebrauchte Gegenstände aller Art – insbesondere Kleidung –, Lebensmittel, Medikamente und Vitamintabletten, zerbrechliche, scharfe und gefährliche Gegenstände wie Messer und spitze Scheren, Flüssigkeiten, die leicht auslaufen wie Seifenblasen und flüssige Seife, Glücksspielkarten – zum Beispiel Skat – Hexerei- und Zaubereiartikel, angstauslösende Produkte wie Kriegsspielzeug, Literatur jeder Art und Bargeld.

Wo die Schuhkartons abgegeben werden können

Annahmestellen in Bremen-Nord und Umgebung: Es gibt mehrere Annahmestellen, an denen die fertig gepackten Kartons ab Montag, 2. Oktober, bis spätestens Mittwoch, 15. November, abgegeben werden können: Andrea Orlovsky, (Blumenkamp 5, St. Magnus, Telefonnummer 04 21 / 62 79 77), Reformhaus Ratjen, (Hindenburgstraße 35, Lesum), Nebelthau-Gymnasium (Charlotte-Wolff-Allee 12, Lesum), Tagesstätte Vegesack (Kirchheide 23, Vegesack), Thalia Vegesack (Gerhard-Rohlfs-Straße 21, Vegesack), Kosmetik Zonneveld (Reeder-Bischoff-Straße 16, Vegesack), Rotdorn-Apotheke (Rotdornallee 55, Lesum), Stadt Apotheke (Reeder-Bischoff-Straße 28, Vegesack), Schwan Apotheke (Hospitalstraße 1, Schwanewede), Film-Palast (Am Markt 56, Schwanewede), Manfred Scheibe (Am Rosenmoor 38, Scharmbeckstotel), Mittagsbetreuung Platjenwerbe (Schulstraße 21, Platjenwerbe), Zweirad Kliem (Beekstraße 2, Ritterhude). Klaudia Laupichler ist für Rückfragen unter der Telefonnummer 04 21 / 3 79 54 98 erreichbar.

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