Schon vor Wochen hatte die Willkommensinitiative Burglesum zu einem Treffen in der St.-Martini-Gemeinde Lesum eingeladen. Fast 30 Menschen waren daraufhin Ende Mai im Gemeindehaus zusammengekommen. Sie wollten sich darüber informieren, wie sie Menschen unterstützen können, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Die Innere Mission sollte sagen, welche Hilfen benötigt werden. Das konnten die Vertreter des Vereins, der das Wohngebäude am Mühlenacker (ehemals Übergangswohnheim Rastplatz) betreut, zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Denn es waren noch gar keine Menschen neu eingezogen. Auch jetzt, Anfang Juli, sind erst wenige der zusätzlich geschaffenen Plätze belegt.
Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und steigender Flüchtlingszahlen hatte der Beirat Burglesum im April zugestimmt, dass das Sozialressort temporär von der zuvor festgelegten Höchstbelegungszahl von rund 100 Plätzen abweichen kann. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 100 Menschen in der Wohnanlage. Durch die Aufhebung der Platzbeschränkung wurde die Kapazität um 150 auf 250 Plätze erhöht. Genutzt werden die zusätzlichen Plätze bisher aber noch kaum, wie die Mitglieder des Beiratsausschusses für Gesundheit, Soziales und Kultur erfuhren.
"Wir hatten erste Einzüge, aber glücklicherweise auch schon den ersten Auszug. Die Wohnraumvermittlung läuft sehr gut", sagte Nicole Höfling-Engels, die bei der Inneren Mission unter anderem für den Bereich "Flucht und Migration" zuständig ist. Nach ihren Angaben werden die Wohnungen nur langsam belegt, weil das Gebäude kein Übergangswohnheim mehr ist. Die Unterkünfte gelten inzwischen als sogenannte Belegwohnungen beziehungsweise OPR-Wohnungen, das sind Unterkünfte für Wohnungslose nach dem Ortspolizeirecht. "Für diese Wohnungen müssen Mietverträge abgeschlossen werden und deshalb verläuft der Einzug langsam", erläuterte Höfling-Engels.
Notunterkunft Messehalle wird aufgelöst
Allerdings rechnet die Innere Mission damit, dass im Laufe des Monats mehr Menschen einziehen werden. "Auch weil die Messehalle als Notunterkunft aufgelöst wird." Doch auch dann könne es noch eine Weile dauern, bis Freiwillige und Flüchtlinge zusammenkommen. "Das liegt daran, dass die Geflüchteten sich erst einmal eine Zeit lang sammeln müssen." Hinzu kommt ihren Worten nach der Einfluss der sogenannten Pendel-Migration. Das bedeutet, dass die Menschen sich zwar längerfristig in Deutschland aufhalten, aber zwischendurch nach Hause in die Ukraine reisen – beispielsweise um ihre Männer zu sehen, die im Krieg kämpfen.
Die Mitarbeiter der Inneren Mission haben laut Höfling-Engels in den vergangenen Wochen unter anderem ein Kurzkonzept für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen erarbeitet. Ihr Beratungsangebot bietet die Innere Mission weiterhin vor Ort in der Wohnunterkunft Mühlenacker und im Jugendzentrum Burglesum an. Darüber hinaus wurde die Beratung in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Quartiersmanagerinnen auf Marßel und Grambke ausgeweitet. In Marßel wird die Innere Mission ihr Beratungsangebot künftig in den neuen Räumen des Nachbarschaftshauses in der Helsingborger Straße 95 anbieten.
Neben der Unterkunft Mühlenacker könnten Flüchtlingen in Burglesum ab Herbst auch Gebäude der Stiftung Friedehorst zur Verfügung stehen. "Die Stiftung hat dem Sozialressort Wohnungen als Unterkünfte angeboten. Derzeit laufen noch die Verhandlungen", berichtete Ortsamtsleiter Florian Boehlke. Seinen Worten nach könnten 220 Menschen auf dem Friedehorst-Gelände unterkommen.