Für Norbert Peters ist das Nachbarschaftshaus Marßel "das kleine Rathaus" des Ortsteils. Seit zehn Jahren ist er erster Vorsitzender des gleichnamigen Trägervereins. Der 52-Jährige kennt das Haus aber schon seit der Grundsteinlegung. Im Juni 1997 wurde es eröffnet, in diesem Sommer besteht es 25 Jahre. Das feiern der Verein, zahlreiche Akteure aus Marßel und die Anwohner am 1. Juli mit einem Empfang und einem Sommerfest. Passend dazu gibt es Neuigkeiten: Der zentrale Treffpunkt des Ortsteils bekommt zusätzliche Räume. Etwa 70 Quadratmeter stehen ab dem 1. September für Gruppen und Beratungen direkt gegenüber vom Nachbarschaftshaus in der Helsingborger Straße 95 zur Verfügung.
Gebaut wurde das Nachbarschaftshaus von der Gewoba. Die Wohnungsgesellschaft hatte in Marßel zuvor eine Umfrage gemacht, um herauszufinden, was die Anwohner sich wünschen und was ihnen im Quartier fehlt. "Ganz oben auf der Liste stand ein Ort, an dem sich die Nachbarn bei einem Kaffee treffen, klönen und spielen können", erzählt Peters. Zunächst gab es nur Kaffee und Kuchen. Im Laufe der Zeit wurde das Angebot erweitert, ab 2003 wurde in der damals noch winzigen Küche auch warmes Mittagessen zubereitet. "Wir hatten damals einen Menüservice und durften für bis zu zehn Personen kochen", erinnert sich Beatrix Jantzen, die das Café im Nachbarschaftshaus Marßel aufgebaut hat und seither leitet.
2012 wurde die Küche schließlich vergrößert. Inzwischen servieren die Mitarbeiter mittags im Durchschnitt 30 warme Mahlzeiten. Beatrix Jantzen arbeitet hauptamtlich und in Vollzeit im Café. Zusätzlich engagiert sie sich noch ehrenamtlich. Während ihre Stelle der Verein bezahlt, werden zwei weitere 30-Stunden-Stellen und eine 450-Euro-Kraft über das Förderprogramm "Lebendige Quartiere" finanziert.
"Vor allem ältere Menschen kommen gerne", erzählt Norbert Peters, dem das Haus auch persönlich viel bedeutet. "Hierher kommen zu können, hat mir in schwierigen Zeiten meines Lebens sehr geholfen", erzählt er. "Man weiß, dass immer nette Leute da sind. Das gibt Halt. Ich möchte es nicht mehr missen." So geht es offenbar zahlreichen Marßelern. "Für viele ist das Haus eine Erweiterung des familiären Umfelds", hat Quartiersmanagerin Katharina Fischer beobachtet. Auch sie selbst wurde herzlich aufgenommen, als sie vor gut einem Jahr ihren Job in Marßel antrat.
Der Treffpunkt lebt durch eine Gemeinschaft, zu der Alt-Marßeler wie Norbert Peters, aber auch neu zugezogene, ältere und jüngere Menschen gehören. "Etwa 400 bis 500 Leute laufen hier pro Woche rein und raus", schätzt der Vorsitzende. Auch Menschen, die in Marßel arbeiten, und Busfahrer, die hier ihre Pause verbringen, kommen ins Café. "Wir sind die Einzigen, die hier Kaffee zum Mitnehmen anbieten. Das wird natürlich gerne genutzt. Und oft nimmt sich der eine oder andere dann noch eine Frikadelle mit", erzählt Jantzen schmunzelnd.
Mit Angeboten wie Spielenachmittagen und Deutschkursen hat sich das Haus zudem zu einem Ort für gemeinnützige Projekte und Veranstaltungen entwickelt. "Das Angebot wurde immer wieder an die Bedürfnisse im Quartier angepasst", betont Peters. Das Haus ist Treffpunkt für eine interkulturelle Frauengruppe, eine Mädchengruppe, einen Nähkreis und für Senioren, die gemeinsam Sitztanz machen. Christina Mehrtens, die im Ortsteil für die aufsuchende Altenarbeit zuständig ist, bietet Kulturelles für pflegende Angehörige und eine Hebamme eine regelmäßige Sprechstunde an. "Wir wünschen uns, dass noch mehr jüngere Menschen kommen", betont Peters. Die Spielecke für Kinder in der ersten Etage wurde deshalb erst jüngst renoviert und für das Café ein Hochstuhl und ein Wickeltisch angeschafft.
"Die Corona-Pandemie hat leider viele Angebote eingeschränkt und zum Erliegen gebracht", sagt der Vorsitzende bedauernd. Nach und nach soll das Angebot nun wieder auf- und ausgebaut werden. Ganz neue Möglichkeiten bieten die neuen Räume, die in den nächsten Wochen renoviert werden und ab dem 1. September zur Verfügung stehen. "Sie sind barrierefrei. Das ist besonders wichtig", betont Peters. Neben einem großen Gruppenraum steht ein weiteres Zimmer für Beratungen zur Verfügung. Direkt hinter dem Haus in der Helsingborger Straße 95 wurde in den vergangenen Monaten zudem bereits ein Gemeinschaftsgarten angelegt.
Fest steht bereits, dass das Deutsche Rote Kreuz und die Innere Mission vor Ort Angebote machen werden. Es gibt jedoch noch Kapazität für weitere Akteure und private Gruppen. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 04 21 / 65 89 93 01 an Quartiersmanagerin Katharina Fischer wenden.