Im Jahr 2022 hat das Bremer Tierheim 1155 Tiere aufgenommen und 1163 entlassen. 800 davon wurden vermittelt, die anderen 363 zum Beispiel ihren Besitzern zurückgegeben oder sind gestorben. „Dafür, was wir aufgenommen haben und dass wir so viele Tiere mit Herausforderungen haben, ist das ein gutes Ergebnis“, sagt Sprecherin Gaby Schwab. Auch im neuen Jahr geht beim Tierschutzverein die Suche nach verantwortungsbewussten Menschen, die ein neues Familienmitglied bei sich aufnehmen möchten, weiter: Fast 50 Hunde, 168 Katzen, 53 Mäuse, Kaninchen und Meerschweinchen, 31 Vögel, 74 Exoten und 15 Ziegen, Schafe und Hängebauchschweine werden aktuell an der Hemmstraße versorgt.

Ein Labrador-Mix-Welpe ist derzeit auch an der Hemmstraße zuhause.
Allein zwischen Weihnachten und Neujahr wurden, wie berichtet, über 30 Tiere neu aufgenommen. Zum Beispiel sechs Hundewelpen, deren überforderte Besitzerin die Tiere seit ihrer Geburt im September in einer kleinen Wohnung gehalten hatte, bis Tierschützer sie schließlich ins Tierheim brachten.
Neuzugänge gab es zum Jahreswechsel auch in der Vogel- und Wildtierstation. Unter anderem mehrere winzige Zebrafinken, die von ihrem Besitzer am Flughafen zurückgelassen wurden, wie Tierpflegerin Kim Rolle erzählt: „Er hat sie dort stehen lassen, weil sie nicht mit an Bord durften.“ In der Voliere gegenüber lugen zwei stattliche Papageien mit grünem Gefieder skeptisch durch die Gitterstäbe: Der Besitzer der beiden Amazonen – Hahn und Henne – ist verstorben, seine Witwe kam mit den Tieren nicht zurecht. „Man muss wissen, dass Papageien sehr alt werden und ganz schön Krach machen können“, sagt Rolle. „Deshalb sind die beiden nichts für eine Mietwohnung.“ Was Rolle bis jetzt beobachten konnte: „Er füttert sie ganz süß, sie sind ein echtes Dreamteam.“

Ein Amazonen-Paar hat im Tierheim Asyl gefunden.
Die Exotenstation ist in den vergangenen Jahren immer wieder vergrößert worden, dort warten in Terrarien und Aquarien Schildkröten, Schlangen und Fische auf neue Besitzer – zum Beispiel Boa constrictor „Renate“, die sich gerade unter einer Lampe sonnt. „Die Leute holen sich Exoten und sind dann schnell überfordert“, weiß Schwab aus Erfahrung, „denn Exoten sind anspruchsvoll. Man muss zwar nicht Gassi gehen, aber es muss zum Beispiel die Temperatur stimmen.“
Manche Tiere können schnell an neue Besitzer vermittelt werden, andere verbringen Wochen, Monate oder manchmal sogar Jahre im Tierheim, bis sich für sie ein neues Zuhause findet. Für ältere und kranke Tiere, die eher schwer zu vermitteln sind, bietet das Tierheim Pflegestellen an. „Das bedeutet, dass die Versorgung hier in unserer Tierarztpraxis und die Kosten für Medikamente vom Bremer Tierschutzverein übernommen werden“, erklärt Schwab.

Der Border Collie/Australian Shepherd-Mix „Jargo“ ist bereits zum zweiten Mal im Bremer Tierheim.
Auch eine Hundeschule gehört zum Tierheim. „Das macht Sinn, denn wir haben viele Hunde hier, die Herausforderungen haben“, sagt Schwab. Tierheimleiterin Sina Fehr ist ausgebildete Hundetrainerin und stellt für jedes Tier ein individuelles Trainingsprogramm zusammen. „Der eine macht gerne Mantrailing, ein anderer hat vielleicht eher Probleme mit Joggern“, erklärt Schwab. "Die Pfleger machen komplett mit, und so kann man so einen Hund auch recht schnell aus seinen Herausforderungen rausholen. Dann ist wichtig, dass man konsequent dranbleibt." Hunde, die aus dem Bremer Tierheim vermittelt wurden, können deshalb die Hundeschule weiterhin kostenlos besuchen. „Wir stehen den Leuten immer zur Seite und haben auch Pfleger, die schon zu Leuten nach Hause gefahren sind“, sagt Schwab. „Denn nichts ist schlimmer, als wenn ein Hund, der ein neues Zuhause hat, da wieder rausgerissen wird.“

Boa „Renate“.
Verhaltensauffälligkeiten häufen sich Schwabs Beobachtung zufolge neuerdings auch bei Katzen. „Wir haben noch nie so viele Kampfkatzen gehabt wie nach Corona“, sagt sie. Die Tierheim-Mitarbeiterin wundert das nicht. Schließlich hätten sich die Tiere während der Pandemie daran gewöhnt, dass ihre Besitzer viel zu Hause seien: „Und dann sitzt die Katze mit einem Mal den ganzen Tag alleine da, bis dann abends plötzlich alle nach Hause kommen, aber keine Zeit für sie haben und sie dann womöglich auch noch anschnauzen.“
Wer ein Tier aus dem Tierheim bei sich aufnehmen möchte, findet unter www.bremer-tierschutzverein.de nähere Informationen.