Menschenskinder: Das kann so vieles bedeuten. Es kann ein Ausruf von Überraschung, von Unmut oder Bewunderung sein. Der Begriff kann aber auch ganz einfach so verstanden werden: Egal, was uns voneinander im Einzelnen unterscheiden mag – Menschenskinder sind wir alle. „Menschenskinder“ ist der Titel der neuen Ausstellung im Kunsthaus Findorff, die am Donnerstag, 27. Januar, eröffnet wird. Gezeigt werden Fotografien, Zeichnungen, Collagen, Siebdrucke und Skulpturen von zwei Künstlerinnen und drei Künstlern, die in Bremen zu Hause sind. Ihre unterschiedlichen Sichtweisen, Deutungsmöglichkeiten und künstlerischen Ausdrucksmittel sind dabei ganz im Sinne der Gastgeber Heike Seyffarth und Manfred Schlösser.
Zu sehen sind die Aufnahmen von Wolfgang Everding, der seit vielen Jahren unter anderem für die „Zeitschrift der Straße“ arbeitet. Everding geht es nicht darum, die Oberfläche festzuhalten. Er strebt danach, dem Wesen seiner menschlichen Motive näher zu kommen, ihre Geschichte und ihre Lebenswirklichkeit kennen zu lernen und sichtbar zu machen, was sonst unsichtbar bliebe.
Brigitte Ogiolda sammelt und archiviert Fundstücke, Sammelsurien und eigene Aufnahmen, um sie auf überraschende Weise zu kombinieren. Ihre „Art Boxes“ sind ebenso dekorative wie mysteriöse Collagen. Berührend ist Ogioldas Serie an Porträts, die sensibel die Stadien menschlicher Trauer in der Mimik abbilden. Die Menschendarstellungen des Bremer Bildhauers Uwe Schwarz – Kettensägenschnitzereien aus Holz – wirken archaisch und gleichzeitig zeitlos modern.
Eine persönliche Entdeckung von Manfred Schlösser ist die junge Illustratorin und Animatorin Tai Um, die sich in ihren farbenfrohen Siebdrucken liebevoll-ironisch mit dem weiblichen Körperkult beschäftigt. Auch Schlösser selbst präsentiert eine Reihe von aktuellen Werken. „Ich bin gerne unter Menschen und beobachte mit dem Zeichenstift, wie sie sich bewegen, wie sie sich untereinander verhalten“, sagt der Findorffer Künstler. „Dabei lerne ich schnell andere Menschen kennen, denn beim Zeichnen bleibt es nicht aus, dass ich von Fremden angesprochen werde.“
Kunstvermittlerin und Kuratorin Heike Seyffarth und ihr Künstlerkollege Manfred Schlösser betreiben seit einem Jahr das Kunsthaus Findorff als „Begegnungsstätte für Kunst, Kultur und mehr in Bremen-Findorff“, wie sie sagen. Die 90-Quadratmeter-Etage des Mehrparteienhauses an der Plantage 3 bietet nicht nur genug Platz für ihre eigenen Ateliers, sondern auch Raum für Ausstellungen, Workshops, Kunstkurse und -gespräche. Was früher als Großraumbüro oder Besprechungszimmer genutzt worden sein dürfte, wurde zum 50 Quadratmeter großen, lichten Ausstellungsraum. Parallel wurde unter der Internetadresse https://kunsthausfindorff.org ein virtueller Raum gestaltet, der rund um die Uhr geöffnet ist.
Gastgeber und Gastgeberin hatten sich nur ein paar Schritte entfernt kennen gelernt und angefreundet: Beide hatten Ateliers im Creative Hub des Bundeswehrhochhauses, bis es zur Vorbereitung des Umbaus wieder geräumt werden musste. Sie beschlossen, gemeinsam auf die Suche zu gehen, und wurden auf der anderen Seite des Bahndamms fündig. Im Laufe des ersten Jahres stellten sie sechs Ausstellungen zusammen, die ganz unterschiedliche zeitgenössische Kunst unter jeweils einem gemeinsamen thematischen Rahmen zeigten.
Für die Teilnahme an der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 27. Januar, 16 bis 21 Uhr, gelten die aktuellen Corona-Regeln. Voraussetzung ist zudem eine Anmeldung auf der Plattform Doodle. Der entsprechende Link sowie weitere Informationen über das Kunsthaus Findorff finden sich auf https://kunsthausfindorff.org. Für spätere Besuche ist das Haus an den Donnerstagen 24. Februar und 10. März zwischen 18 und 21 Uhr geöffnet. Individuelle Termine können über die Rufnummer 01 76 -21 83 11 56 oder per Mail: kunsthausfindorff@gmx.de vereinbart werden. Flankierend zur Ausstellung wird es ein Begleitprogramm geben. Über seine Begegnungen und Erfahrungen mit den Menschen auf der Straße berichtet Wolfgang Everding am 24. Februar ab 19.30 Uhr. Am 10. März, 19.30 Uhr, öffnet Heike Seyffarth wieder ihren Salon am Donnerstag. das Motto lautet: „Kunst & Mensch“.