An der Plantage kündigt sich Großes an. Aus einer Brache mit Hinterhofcharakter soll irgendwann ein Wohngebiet mit zwei Gebäuden und insgesamt 90 Wohneinheiten werden. Zunächst muss dafür eine Zufahrt geschaffen werden. Im Rahmen der Sitzung des Findorffer Fachausschusses für Bau, Umwelt, Klima und Verkehr wurden die Planungen für die neue Straße zur Diskussion gestellt. Der Ausschuss hielt sich mit einer Stellungnahme noch zurück. Es gab einige Kritikpunkte zu bedenken, das Thema soll zunächst noch in den Fraktionen beraten werden. Das Neubauprojekt ist nur ein Anfang. Der Investor besitzt ein 10.000 Quadratmeter großes Stück Findorff, aus dem sich etwas machen lässt.
Eigentümer des Grundstücks ist seit fünf Jahren das Bremer Bauunternehmen Kathmann. Zum Paket gehören der große Parkplatz an der Plantage mit der Gewerbeimmobilie, in der sich früher ein großer Supermarkt und bis vor einiger Zeit unter anderem ein Fitnessstudio und ein Bowlingcenter befanden, das ehemalige Amtsgerichtsgebäude, sowie das mehrstöckige Reihenendhaus an der Plantage 3. Das Baugrundstück, um das es bei der Sitzung ging, befindet sich etwas verborgen neben dem inzwischen größtenteils leerstehenden ehemaligen Gewerbekomplex: Es ist ein von der Straße nicht sichtbarer Parkplatz.
Noch grobe Pläne
Die Pläne für die beiden Neubauten sind noch sehr grob, zwei rot eingefärbte Quader auf dem Stadtplan konnte Kathmann-Projektleiter Roland Schween dem Podium und seinen Gästen im Alten Pumpwerk zeigen. Unter den Arbeitstiteln „Soho 1" und „Soho 2" sollen Zwillingsbauten mit je vier Voll- und einem Staffelgeschoss entstehen. Die Erdgeschosse werden für jeweils zehn gewerbliche Einheiten konzipiert, die sich für kleinere Geschäfte, Praxen oder Dienstleister eignen, so Schween. Die Geschosse sollen in je 45 Wohnungen mit überwiegend kleineren Wohnflächen aufgeteilt werden. Eine ansprechende Fassadengestaltung, die sich ins Umfeld einfügt, Gründächer, Fotovoltaik und moderne Luft-Wärme-Heizanlagen seien ebenso geplant wie die Begrünung des Außenbereichs und Spielmöglichkeiten für Kinder, hieß es auf Nachfrage. Das Neubauvorhaben ist ein gemeinsames Projekt der Kathmann Projekte GmbH und der Ch.Kröncke Höfe GmbH – benannt nach Gesellschafterin Christine Kröncke, Eigentümerin des ehemaligen Stuhlrohrfabrik-Areals.
Erschließung aus Richtung Admiralstraße
Das „Soho"-Areal wird aus Richtung Admiralstraße erschlossen – und damit wird ein Vorhaben umgesetzt, das bereits seit Jahren in den Schubladen der Bremer Stadtplanung liegt.
Der erste Abschnitt ist bereits zwischen Fitnessstudio und Netto-Markt angelegt. Er werde mit Nebenanlagen und einigen Besucherparkplätzen geradewegs weitergeführt und ende an der Plantage in einem Wendekreis, erklärte Ingenieurin Dima Scholtes aus dem Fachbüro M+O. Vor fast 20 Jahren hatte die Stadt das leerstehende Firmengebäude an der Plantage 9 erworben mit der Absicht, das Haus abzureißen, um für den Straßenbau Platz zu machen. Die zunächst als temporär geplante Nutzung für Ateliers, Werkstätten und Existenzgründer hat sich längst verfestigt, der Abriss steht nicht mehr zur Debatte. Für einen Durchgang zur Straße Plantage wird es daher eine kleinere Lösung geben: Zwischen den Gebäuden soll ein gut beleuchteter Fußweg mit einer Breite von zweieinhalb Metern durchführen. Aufgrund des Höhenunterschieds zur Straße werde man nicht um eine Treppe mit einigen Stufen herumkommen, so Scholtes.
Im Ausschuss wurde das bezweifelt. Eine barrierefreie Lösung sei auf jeden Fall erforderlich, hieß es seitens der Ausschussmitglieder. Missfallen gab es im Publikum angesichts der Tatsache, dass sozial geförderter Wohnraum bei den Neubauten kein Thema war. Von einer „völligen Fehlplanung" sprach gar Beiratsmitglied Katrin Grosch (SPD): „Wir brauchen in Findorff niedrige Quadratmeterpreise und keine weiteren leerstehenden Ladenflächen“, so Grosch.
Abgesehen von der Straßenplanung, für die in absehbarer Zeit ein Bauantrag gestellt werden soll, befinde sich das Projekt noch in der Frühphase. Zu Investitionssummen, Baubeginn und Zeitplan für die Wohngebäude könne er daher noch keine Angaben machen, so Schween auf Nachfrage dieser Zeitung – und auch nicht dazu, was mit den übrigen Bestandsgebäuden auf dem Areal geschehen soll, Bekannt und von Geschäftsführer Lüder Kathmann bestätigt ist, dass das Bauunternehmen Wohnungen und eine Kindertagesstätte an der Adresse des ehemaligen Supermarkt-Gebäudes bauen will. Wann und wie – ob durch den Umbau im Bestand oder in einem Neubau – dazu gibt es noch keine Informationen. Unklar ist auch, was mit dem Bremer Rundfunkmuseum geschehen wird, wenn irgendwann an der Plantage die Bagger rollen. Seitens der Ch.Kröncke Höfe GmbH heißt es dazu, man arbeite an einer Lösung. „Mit uns hat noch niemand gesprochen“, sagt Klaus Gifmans, Vorsitzender des Trägervereins.