- Wie hat sich die Lage in den vergangenen Jahren entwickelt?
- Kann die Stadt die Entwicklung beeinflussen?
- Gäbe es Verbesserungsmöglichkeiten?
- Was gibt es Neues aus dem Findorffer Handel?
Der Stadtteil Findorff ist über die klassischen Nahversorger hinaus gut versorgt. Die Corona-Pandemie hat nicht viele Wunden hinterlassen: Zu dieser Einschätzung kommen die zuständigen senatorischen Stellen für Stadt- und Stadtteilentwicklung. Positive Nachrichten wurden im Rahmen der Sitzung des Findorffer Wirtschaftsausschusses auch für die beiden großen Leerstände im Stadtteil verkündet: Die ehemaligen Räume des Innenausstatters Kindervater und des Modegeschäfts Mehlgarten sind so gut wie vermietet.
Wie hat sich die Lage in den vergangenen Jahren entwickelt?
Als Vergleichsmaterial liegen dazu zwei Erhebungen aus den Jahren 2017 und 2022 vor, wie Jana Wiese aus dem Referat Stadtentwicklung und Flächennutzungsplan dem Ausschuss erläuterte. Demnach sei die Gesamtverkaufsfläche im Vergleich zwar leicht gesunken, die Zahl der Betriebe in Findorff indes von 97 auf 101 gestiegen. Erklärbar sei die Abnahme der Verkaufsfläche vor allem mit dem Auszug des Möbelhauses Meyerhoff, das zuvor große Räumlichkeiten in der ehemaligen Stuhlrohrfabrik – heute: Kröncke-Höfe – an der Admiralstraße genutzt hatte. Insgesamt handele es sich um eine „unauffällige Entwicklung“, so die Mitarbeiterin der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung.
Kann die Stadt die Entwicklung beeinflussen?
Grundlage für die räumliche Steuerung ist das städtische Zentren- und Nahversorgungskonzept (ZNK), das festlegt, in welchen Bereichen von Innenstadt und Stadtteilen sich Handel ansiedeln darf und sollte. Leitbild sei die „Stadt der kurzen Wege“, so Wiese. Findorff sei in dieser Hinsicht gut ausgestattet mit seinem sternförmigen Stadtteilzentrum im Bereich Hemmstraße, Admiral- und Münchener Straße sowie dem Nahversorgungszentrum im Weidedamm mit Supermarkt und zwei Discountern. Generell unterschieden werde zwischen „zentrenrelevanten“ Sortimentern wie Bekleidung und Elektrowaren, klassischen Nahversorgern wie Lebensmittelhandel, Drogeriewaren und Tierbedarf sowie den sogenannten „nicht zentrenrelevanten“ Branchen wie Möbelhäusern und Baumärkten. Das ZNK gebe zwar den bauleitplanerischen Rahmen, könne aber keinen „aktiven Entwicklungsvorstoß“ leisten. Das heißt: Welche Nutzer sich ansiedeln, liege in der Entscheidung von Immobilieneigentümern, Marktbetreibern oder Investoren. Das städtische Konzept unterscheide auch nicht zwischen Fachgeschäft, Kiosk oder Imbiss – sie alle fallen unter die Kategorie Einzelhandel, erklärte Markus Haacke aus dem Referat Handel und Stadtteilentwicklung der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation. „Wenn Eigentümer schlau sind, wählen sie eine Nutzung, die für den Stadtteil attraktiv ist.“
Gäbe es Verbesserungsmöglichkeiten?
Insgesamt weise Findorff eine sehr gute Nahversorgung in fußläufiger Erreichbarkeit auf. Darüber hinaus gebe es im Stadtteilzentrum ein vielfältiges Angebot, das über die klassischen Nahversorgungsangebote hinaus gehe, hieß es. Das Gutachten aus dem Jahr 2022 sieht trotz des „attraktiven Stadtteilzentrums mit Alleinstellungsmerkmal“ auch für Findorff die Notwendigkeit langfristiger Impulse. Als Entwicklungsziele würden unter anderem die stärkere Anbindung des Wochenmarkts sowie die Ansiedlung eines weiteren Drogeriemarkts empfohlen. Konkret sei die Einflussmöglichkeit des Senats indes „sehr begrenzt“, so Haacke. Förderprogramme wie der Sondertopf für die Innenstadt, mit dem die öffentliche Hand Existenzgründern bei der Anmietung leerstehender Gewerberäume finanziell unter die Arme greift, seien für die Stadtteile nicht vorgesehen, so der Vertreter der Wirtschaftssenatorin auf Nachfrage. Entwicklungspotenziale sieht die Stadt für die Bereiche Plantage und Gestra. Bei letzterem wird sich die Bedenkzeit allerdings verlängern. Der Gestra-Vorstand hatte kürzlich mitgeteilt, dass der Auszug nach Bremen-Grohn bis auf Weiteres verschoben wurde.
Was gibt es Neues aus dem Findorffer Handel?
Im laufenden Jahr wurden mit den Neueröffnungen eines italienischen Feinkostgeschäfts, eines Gartenbaubetriebs sowie eines Hausgeräte-Fachgeschäfts drei Leerstände entlang der Admiralstraße wiederbelebt. Noch keinen Eröffnungstermin kann die Sparkasse Bremen für ihre neue Stadtteilfiliale an der Admiralstraße nennen.
Backstube und Ladenlokal an der Hemmstraße 103 übernahm eine junge Konditorin. In die Ladenräume an der Münchener Straße 66 – zuvor vom Bringdienst „Gorillas“ genutzt – zog im Sommer der Bio-Markt „Dorffladen“ ein. In der Adresse direkt gegenüber an der Münchener Straße 57 – früher ein griechisches Restaurant – wird demnächst die junge Gastro-Kette „Brotery“ eine Filiale eröffnen. Kurz bevor stehe auch die Vertragsunterzeichnung für das Objekt an der Fürther-/Münchener Straße – ehemals Kindervater, berichtete Gewoba-Geschäftsbereichsleiter Robert Schleisiek dem Ausschuss. In den Räumen wolle sich ein Bäckerei-Café ansiedeln. Mit der Eröffnung nach den notwendigen Umbauarbeiten sei voraussichtlich im März oder April des kommenden Jahres zu rechnen. Zum Namen des Betreibers machte der Gewoba-Vertreter keine näheren Angaben – verriet nur so viel: „Es ist eine Bäckerei, die es in Findorff noch nicht gibt.“ Der Verein Klimazone Findorff, die seit einem Jahr das Ladengeschäft an der Münchener Straße 148 zwischennutzt, wird sich um neue Räumlichkeiten für den Kleidertausch-Pop Up-Store machen müssen. Auch für die ehemalige Adresse des Fachgeschäfts Moden Mehlgarten sei ein neuer Mieter gefunden, so Schleisiek.