Der Winter liegt in der Luft – und an manchen Abenden kann man ihn schon riechen. In Bremen sind nach Angaben des Landesinnungsverbands der Bremer Schornsteinfeger aktuell knapp 41.300 „Einzelfeuerungsanlagen“ registriert – sprich offene Kamine, Kachelöfen, Pelletöfen und ähnliches. In diesem Jahr dürfte ihre Zahl überdurchschnittlich steigen. Ihr Betrieb hat messbare Auswirkungen auf die Stadtluft.
Was genau die Daten sagen, ließ man sich im Findorffer Fachausschuss für Bau, Klima, Umwelt und Verkehr erklären. Das Fazit der Expertin aus dem zuständigen Ressort: Die Luft ist rein und wird es auch bleiben, wenn man die geltenden Grenzwerte betrachtet. Doch das heißt nicht, dass die Schadstoffemissionen komplett unbedenklich sind.
Inbegriff wohliger Wärme
Für viele Menschen ist ein Kamin der Inbegriff wohliger Wärme. Anderen stinkt’s: Meldungen über Geruchsbelästigungen und den Verdacht, dass nicht in allen Öfen brennt, was dort hineingehört, kennt man im Ortsamt West und bei der Behörde, wie im Ausschuss zu hören war. Die zunehmenden
Bürgerbeschwerden, den Eindruck, dass immer mehr Kaminöfen installiert werden und darin „alles verfeuert“ wird, konnte Referentin Andrea Schemmel aus der Abteilung für Luftreinheit der Umweltbehörde durchaus bestätigen.
Mit den steigenden Energiepreisen und der Furcht, dass mitten im Winter das Gas abgestellt werden könnte, hat die Branche aktuell ein sehr verkaufsförderndes Argument. Bundesweit seien die Beratungsanfragen zu Kaminöfen um 60 bis 75 Prozent gestiegen, hieß es vor wenigen Tagen vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Die rund 2000 deutschen Ofenbauer arbeiten auf Hochtouren, die Branche meldet monatelange Wartezeiten und gestiegene Preise – auch für das Brennmaterial Holz.
Einsatz von Öfen messbar
Das Referat für Luftreinhaltung betreibt stadtweit neun Luftmessstationen. Eine Langzeitmessung wurde im vergangenen Jahr in Findorff mit seinen geschätzt 1000 Kaminanlagen durchgeführt. Von Januar bis Dezember 2021 war die Messstation auf dem Dach eines Trafohäuschens an der Worpsweder Straße installiert. Die Auswertung ergab: Sobald die Temperaturen sinken, wird der Einsatz der Öfen in den Tabellen deutlich sichtbar. In den kältesten Monaten Januar und Dezember betrug der Anteil der Holzverfeuerung an den gesamten Feinstaub-Emissionen rund 25 Prozent. Im Jahresmittel beträgt der Anteil rund zehn Prozent, dies allerdings auf einem insgesamt niedrigen Niveau, so Schemmel.
Im Vergleich zu einer Messung aus dem Jahr 2010 seien die Werte an Feinstaub und anderen Luftschadstoffen deutlich gesunken. Laut Daten der Umweltbehörde wurde in der Bremer Luft im Jahr 2021 eine Feinstaubkonzentration von 14µg/m³ registriert – eine Verringerung um fast die Hälfte im Vergleich zu 2010 (26µg/m³) bei einem Grenzwert von 40 µg/m³. „Eine sehr positive Entwicklung“, so Schemmel – zurückzuführen vor allem darauf, dass moderne Öfen deutlich sauberer arbeiteten als ihre Vorgänger. Ihre Prognose: „Selbst, wenn es eine deutliche Zunahme an Kaminöfen gäbe, würden die Grenzwerte nicht gerissen.“
Das heiße jedoch nicht, dass die Emissionen völlig unbedenklich seien, betonte die Wissenschaftlerin. Eine Minderung „durch ordnungsgemäßen Betrieb“ sei daher anzustreben, so Schemmel. Dieser sei jedoch schwer zu überwachen. Der Ausschuss wünscht sich eine Weiterführung der Langzeitmessung am Findorffer Standort.
Richtig Heizen mit Holz
Wenn das Holz eines Kaminofens nicht vollständig verbrennt, werden neben CO2 auch giftiges Kohlenmonoxid sowie klimaschädliches Methan und Rußpartikel frei, heißt es in einer Veröffentlichung der Verbraucherzentralen in Deutschland. Bei der Verbrennung entstünden zudem geringe Mengen an Stickstoff-, Schwefel- und Chlorverbindungen sowie krebserregende Kohlenwasserstoffe, Salzsäure und Feinstaub. Besonders problematisch seien die kleinsten Feinstaubpartikel mit einer Größe von unter 2,5 Mikrometer, deren Anteil beim Feinstaubausstoß eines Kaminofens 95 Prozent beträgt. „Während die größeren Feinstaubpartikel mit bis zu zehn Mikrometer Durchmesser vor allem Entzündungen im Rachen sowie Schleimhautreizungen auslösen, können die kleinen Partikel unter 2,5 Mikrometer tief in die Lunge eindringen. Die ultrafeinen Partikel unter 0,1 Mikrometer können sogar direkt von der Lunge in das Blut übergehen“, mahnen die Verbraucherschützer.
Richtwerte einhalten
Ein Holzofen zur Verwendung im Stadtgebiet sollte weniger als 75 mg/m³ Staub und weniger als 1,5 g/m³ Kohlenmonoxid abgeben. Zur Verbrennung sollte ausschließlich unbehandeltes, abgelagertes, trockenes, stückiges Holz zum Einsatz kommen. Diese und weitere Tipps zum Heizen mit Holz finden sich auf den Internetseiten der Bremer Umweltbehörde (www.bauumwelt.bremen.de/umwelt). Dort kann auch der Ratgeber „Heizen mit Holz“ des Umweltbundesamts heruntergeladen werden. Informationen zum Thema und Ratgeber zum Download gibt es auch bei der Bremer Umwelt Beratung unter www.bremer-umwelt-beratung.de