Feste soll man nicht nur feiern, wie sie fallen. Der Großmarkt Bremen brauchte jedenfalls diesmal keinen speziellen Anlass bis auf den Spaß an der Freud. Am Sonnabend wurde der Marktkundschaft ein vergnüglicherer Markttag bereitet. Das Organisationskomitee hatte Glück: An diesem sonnigen Vormittag hatten besonders viele Menschen nichts Besseres zu tun, als sich Zeit für einen Marktbesuch zu nehmen.

Electra Stamatopoulos (r.) am Stand von Erika Barneföhr.
Und das, obwohl man Gemüse, Obst und allerlei mehr anderswo besorgen könnte. Für die Kundschaft sind ihre 32 kleinen, mittleren und großen Wochenmärkte in Bremen und Bremerhaven allerdings unverzichtbar. So wie für Electra Stamazopoulos, die hier regelmäßig sich und ihre Familie mit Frischware eindeckt – und immer führe ihr Weg zielgerichtet zum Stand von Erika Barneföhr aus Bassum, erklärte die Findorfferin. Sie erzählte, dass der Markt auch eine wichtige Bedeutung für die Jugend des Stadtteils habe: Viele junge Leute hätten sich an Marktständen nicht nur ihr erstes selbsterarbeitetes Geld verdient, sondern sich hier auch wichtige lebenspraktische Kompetenzen angeeignet.

Bietet seit Jahren Blumen an: Edda Hackmann.
Bei Edda Hackmann war wie an fast jedem Sonnabend seit ihrer Kindheit die Nacht um 2.30 Uhr zu Ende. Gemeinsam mit ihrer Schwester Silvia Coors führt die Melchiorshauserin den Blumenbetrieb Coors, den Vater Walter einst gegründet hatte. Doch die familiäre Verbindung zum Findorffmarkt reiche noch viel weiter in die Vergangenheit zurück, erzählte Hackmann: Großvater Johann stand mit seinem Angebot an Obst und Gemüse schon ab 1948 hier, als der Markt noch ganz jung war, und die Findorffer anderes zum Leben nötiger brauchten als dekorativen Blumenschmuck. Müde werde sie der Arbeit nicht, betonte die Blumenhändlerin: „Wir sind hier reingeboren und groß geworden, dann hast du das im Blut“, erklärte sie gut gelaunt.

Verkauft Pralinen aus eigener Herstellung: Nick van Heyningen.
Dass er einmal jeden Sonnabend auf dem Markt stehen würde, hätte sich Konditormeister Nick van Heyningen vor einigen Jahren vermutlich nicht vorstellen können. Aus der Not heraus sei er während der Corona-Pandemie hereingerutscht, als viele andere Vertriebswege verschlossen waren. Mittlerweile freue er sich nach fünf Wochentagen in der Produktion in seiner Pralinenmanufaktur jedes Mal auf den Markttag, so der 39-Jährige. „Es ist ein ganz besonderes, sehr entspanntes Publikum“, sagt der Konditormeister. „Immer ist Zeit für einen Klönschnack und man erfährt auch oft Persönliches von den Kunden.“

Freuten sich über ihren Gewinn: Inga 7 und ihr Bruder Lars 9.
Besuchermagnet am Sonnabend war jedoch die „Human Slot Machine“, für die sich der Großmarkt einen eigenen Standplatz gesichert hatte. Die Eigenkonstruktion, inspiriert von klassischen Spielautomaten, war handgezimmert und -bemalt von M3B-Kommunikationmanagerin Christina Witte, die auch die launige Moderation übernommen hatte. Bei den Spielrunden wechselten sich je drei Marktleute als menschliche Glücksbringer ab. Als Hauptpreis gab es den „Schmusekaffee“ zu gewinnen, den das Team der kleinen Bremerhavener Kaffeewerkstatt Bohnengold exklusiv zugunsten des gemeinnützigen Vereins Katzennetzwerk komponiert und geröstet hatte.
Der Verein finanziere aus seinen Mitteln die Betreuung, medizinische Versorgung und Kastration von streunenden Katzen, erklärte Vereinsvertreterin Andrea Eichinger am Katzennetzwerk-Informationsstand. Außerdem päppelten die Ehrenamtlichen kranke und verletzte Tiere auf, um die genesenen Schützlinge später in gute Hände zu vermitteln. Die Marktbesucher fanden die Arbeit der kleinen Tierschutzorganisation unbedingt unterstützenswert. Durch den Verkauf des Schmusekaffees und die Spenden, die die Kundschaft in der Katzennetzwerk-Sammeldose hinterlassen hatten, kamen am Ende des Markttages immerhin 207 Euro zusammen: Im besten Sinne alles für die Katz.