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Schulsituation in Findorff Zieht die Grundschule Admiralstraße auf das Gestra-Areal?

Die Grundschule Admiralstraße steht vor einer ungewissen Zukunft. Während die Bildungsbehörde verschiedene Optionen prüft, steigt die Dringlichkeit der Entscheidung.
15.02.2024, 10:07 Uhr
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Von Anke Velten
Inhaltsverzeichnis

Welche Zukunftspläne hegt die Bildungsbehörde für die Grundschule an der Admiralstraße, und vor allem: Wie geht es damit voran? Diese Fragen interessieren nicht nur Schulkollegium und Elternschaft brennend – auch die Findorffer Stadtteilpolitik dringt auf Antworten. Seit Jahren steht die Umwandlung der Findorffer Grundschule in den gebundenen Ganztag im Raum. Tatsächlich gibt es für die Umsetzung drei mögliche Szenarien, wie bei der gemeinsamen Sitzung der beiden Findorffer Fachausschüsse für Bau und Bildung zu hören war.
Neben einem kompletten Neubau oder der Sanierung und Erweiterung des Bestandsgebäudes gibt es nun eine ganz neue Idee: Die Grundschule könnte ihr Gebäude aufgeben und auf das Gestra-Areal umziehen. Das einzige, was bis jetzt klar ist: In jedem Fall werden viele Jahre vergehen. Doch so viel Zeit dürfe sich die Bildungsbehörde keinesfalls lassen, hieß es unisono: Denn die Schülerzahlen sind gestiegen, sie werden in Findorff weiter steigen. „Wir fahren mit hoher Geschwindigkeit auf eine Wand zu“, prophezeite Beiratsmitglied Stefan Dilbat (SPD)

Worum geht es?

Das fast 60 Jahre alte Gebäude der Grundschule an der Admiralstraße „entspricht nicht den aktuellen Anforderungen an den Schulbau“, so Götz Brinkmann, zuständig für Ausbauplanungen im Haus der Senatorin für Kinder und Bildung. Räumlich ist die Schule nicht auf den Ganztagsbetrieb eingestellt. Die im Jahr 2015 fertiggestellte Mensa wurde für 90 Kinder geplant und ist somit deutlich zu klein für die dreizügige Grundschule mit rund 250 Schulkindern. Zudem ist das Gebäude aus der Mitte der 1950er-Jahre nicht barrierefrei. Der Sanierungsbedarf ist unübersehbar. Die Schule sei „nicht gut in Schuss“, so der Behördenvertreter.

Was ging voraus?

Die Grundschule an der Admiralstraße zählte zu den stadtweit ersten, die ein Nachmittagsangebot für Kinder einführten. Ende der 1990er-Jahre wurde auf Eigeninitiative von Eltern und Schule ein Mittagstisch mit anschließender Betreuung eingerichtet. Mit dem Beginn des Schuljahres 2011/2012 wurde die Grundschule offiziell zur ersten Bremer „Verlässlichen Grundschule plus“ mit Halbtags-Unterricht für alle, und einem Nachmittagsangebot für einen Teil der Kinder. Das Modellprojekt war anfangs auf 60 Betreuungsplätze begrenzt, aufgrund des gestiegenen Bedarfs wurden die Plätze in den Folgejahren verdoppelt.

Im Jahr 2016 begannen Schule, Stadtteilpolitik, Bildungsbehörde und die städtischen Schulplaner, sich intensiv mit der Umwandlung in den gebundenen Ganztag zu beschäftigen. Passiert ist seitdem nichts. Anfang 2021 stellte die Bildungsbehörde Planungen für einen „Bildungscampus“ vor, der einen Schulneubau und eine Kita auf dem Grundstück vorsah. „Das wurde nicht sehr wohlwollend aufgenommen“, wusste der Referent.

Was steht zur Auswahl?

Die Fachleute von Immobilien Bremen haben erneut Tetris auf hohem Niveau gespielt, und im Rahmen einer weiteren Machbarkeitsstudie zwei Varianten geprüft, die auch den Ausbau auf vier Jahrgangszüge in Betracht ziehen. Die erste Variante sieht einen dreigeschossigen Anbau und die Sanierung des Bestandsgebäudes vor. Variante Zwei wäre der Abriss der alten Gebäude und ein kompletter Neubau. In beiden Fällen wäre der Schulbetrieb laut Immobilien Bremen vor Ort weiterhin möglich – durch einen Ablauf in mehreren Bauphasen und eine „logistische Meisterleistung.“

Allzu lange hielt sich der Behördenvertreter allerdings nicht mit den Einzelheiten der beiden Konzepte auf. Beide Varianten wären wohl „irgendwie machbar“, aber keine davon wirtschaftlich. „Und eigentlich möchte das auch niemand der Schule, den Anwohnern und dem Stadtteil zumuten“, so Brinkmann. Die bevorzugte Alternative sei der Behörde mitten in den Planungen quasi „vor die Füße gefallen“: Die Aussicht auf ein „schick gelegenes Grundstück“ auf dem Gestra-Gelände. Beim federführenden Ressort der Stadtplanung habe die Bildungsbehörde daher auch den Bedarf für einen Schulstandort angemeldet. „Wir stehen auf der Liste“, so Brinkmann.

Wie lange wird das dauern?

Das weiß zurzeit noch niemand zu sagen. Im Falle der Neubau- und Umbauvarianten sei ein Zeithorizont von mindestens sechs Jahren realistisch. Für den Umzug auf das
Gestra-Areal sei von einer noch längeren Perspektive auszugehen, so Brinkmann. Gebremst würden die Aktivitäten der Bildungsbehörde durch die knappen Mittel. Zudem gebe es in der städtischen Bildungslandschaft zahlreich konkurrierenden Bedarf mit höherer Priorität – sprich: in Stadtteilen mit höherem Sozialindex. Die Grundschule an der Admiralstraße mit Sozialindex zwei steht dabei hintan.

Was sagen die Schulvertreter dazu?

Die Schule sei zu vielem bereit, aber nicht für die Belastungen des Bauens im Bestand, betonte Christina Kaluza, Leiterin der Grundschule an der Admiralstraße. Vorstellbar sei allenfalls der Umzug an einen Interimsstandort –  der noch gefunden werden müsste  – während der Bauzeit. „Die beste Option für uns ist es, auf das Gestra-Gelände zu hoffen und zu warten“, sagte die Schulleiterin. Sie versprach: „Wir können hier so lange aushalten.“
Eine Elternvertreterin mahnte, dass das System schon jetzt nicht funktioniere. Bis zu 30 Kinder stünden jährlich auf der Warteliste für einen Nachmittagsplatz. Weil viele Kinder aus dem Stefaniquartier der Schule zugeordnet sind, sprach sie sich für eine Neuordnung des Schulsprengels aus. „Die Schule ist schon jetzt am Limit“, bestätigte auch Martina Rosenkranz-Roß. Die langjährige pädagogische Mitarbeiterin erzählte von den hohen Belastungen aufgrund der räumlichen Enge und der Lautstärke in der Mensa, die nie für so viele Kinder gebaut wurde. „Das weiß man doch nicht erst seit gestern!“, so die Erzieherin.

Jörg Helmke, Leiter der Oberschule an der Admiralstraße, plädierte für eine Campus-Planung auf dem Gestra-Gelände, die auch einen Standort für die Oberschule vorsehe. Die steigenden Schülerzahlen aus den Grundschulen „landen bei uns“, so Helmke. „Wir werden überrannt.“ Schon jetzt sei die Oberschule in der Situation, nicht allen Findorffer Kindern einen Schulplatz anbieten zu können.

Was sagen die Stadtteilpolitiker?

Er sei „entsetzt, dass so viele Jahre so viel Gehirnschmalz in die Planungen gesetzt wurde, und wir noch immer nicht wissen, wie es weitergehen soll“, kritisierte Oliver Otwiaska (CDU). „Wir stehen bei Null“, pflichtete Linken-Vertreter Ralf Siebe bei. Bauausschuss-Sprecher Stefan Dilbat erinnerte daran, dass in absehbarer Zeit auch noch diejenigen Kinder mit Schulplätzen versorgt werden müssen, die ins ehemalige Bundeswehrhochhaus ziehen, und dass auch an der Plantage Neubauprojekte geplant sind. „Die Schulen sind jetzt schon voll, und wir reden hier von Lösungen, mit denen erst weit in den 2030ern zu rechnen ist“, so der Pädagoge. „Die Senatorin muss kurz- und mittelfristige Lösungen finden.“

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