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Handel im Stadtteil Wie es um die Wirtschaft in Findorff bestellt ist

Einkaufszentren auf der grünen Wiese, Online-Konkurrenz, Beschränkungen und Lieferschwierigkeiten: Der Handel in Städten hat es nicht leicht.
01.12.2022, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

Die Einkaufszentren auf der grünen Wiese, die Online-Konkurrenz, die Schließungen, Beschränkungen und Lieferschwierigkeiten in Pandemiezeiten, und nun auch noch die explodierenden Energiepreise: Der Handel in den Städten, zumal in den Stadtteilen, hat es nicht leicht, sich zu behaupten, und es wird nicht einfacher. Der Findorffer Wirtschaftsausschuss ließ sich über den Stand der Dinge in den Einkaufsstraßen und auf dem Wochenmarkt ins Bild setzen. Das Fazit: Vieles hängt vom Zuspruch der Kundschaft vor Ort ab – und manches von den Entscheidungen der Eigentümer von Gewerbeimmobilien.

Die Lage auf den Märkten

In Zeiten der Pandemie konnten die Wochenmärkte mit ihrem Alleinstellungsmerkmal punkten: Das Einkaufen unter freiem Himmel wurde zur Attraktion. Marktbeschicker berichteten von einem ungewöhnlichen Zulauf auch von anderen, jüngeren Kundengruppen, die man zuvor noch nie auf dem Markt gesehen hatte. Dieser Effekt habe sich allerdings nicht als nachhaltig erwiesen, berichtete Lars Jansen, Bereichsleiter für den Großmarkt Bremen bei der M3B GmbH. „Mittlerweile hat sich das wieder auf einem normalen Niveau eingependelt.“

Generell spüre man auf den Bremer Wochenmärkten deutlich die aktuelle Krise. „Die Marktbeschicker berichten, dass die Nachfrage etwas nachlässt. Die Menschen sparen vor allem an den höherpreisigen Produkten. Außerdem schlagen die gestiegenen Energie- und Transportkosten auf die Einkaufspreise durch.“ Der Findorffmarkt sei in der glücklichen Lage, dass die Zahl der Stände stabil geblieben sei. Die Tatsache, dass sich auch in Findorff bisweilen große Lücken zwischen den Ständen auftun, wie im Ausschuss beobachtet wurde, sei oftmals auf Personalmangel zurückzuführen, erklärte der Großmarkt-Chef. „Die Marktbeschicker finden keine Leute, mit denen sie ihre Stände besetzen können. Das ist ein massives Problem und eine dramatische Entwicklung“, so Jansen.

Schritte zur Digitalisierung

Vor wenigen Monaten schaltete der Großmarkt die neue Website mit der Adresse www.meine-wochenmaerkte.de frei. Den Findorffmarkt findet die Kundschaft unter der Adresse www.wochenmarkt-findorff.de. Dort allerdings gibt es bislang nicht viel mehr als eine kurze allgemeine Info, Öffnungszeiten und Anfahrt. Doch zusätzliche Inhalte und Funktionen seien Geplant, so Jansen. Obwohl nur ein kleiner Schritt, sei der neue Internetauftritt für die Marktleute „ein Meilenstein“, schwärmte Biohändlerin Marie König. „Wir sind sehr glücklich, wenn es so weitergeht“, so die ehemalige Marktsprecherin. Die Wünsche nach tagesaktuellen Beschickerlisten, damit sich die Kundschaft vor dem Marktbesuch darüber informieren kann, ob ihre Lieblingsstände vor Ort sind, sowie nach aktuellen Angeboten und saisonalen Highlights, wie von Ausschusssprecherin Beatrix Eißen (Grüne) geäußert, teile er vollkommen, so Jansen.

In der Praxis sei die Umsetzung indes komplex. Der Großmarkt selbst könne nicht leisten, die Informationen im Vorfeld bei den rund 75 Vertragspartnern einzuholen. Ein öffentliches WLAN-Netz, wie im Aussschuss angeregt, sei auch im Sinne des Wochenmarkts, so Jansen. Ausschussmitglied Marcella Dammrat-Tiefensee (SPD) – gleichzeitig Vorsitzende des Geschäftsleute-Vereins  – konnte berichten, dass Gespräche dazu laufen würden und man den Großmarkt in das Projekt einbinden könne.

Die kleineren Geschäfte

Eine gute Nachricht konnte Jansen für das kommende Jahr ankündigen: Die Toilettenanlage auf dem Findorffmarkt, Bauzeit Mitte der 1980er-Jahre, soll saniert werden und eine barrierefrei zugängliche Toilette bekommen. Vor allem der zweite Wunsch im Sinne der Kundschaft mit Rollstühlen und Rollatoren war dem Großmarkt wiederholt zugetragen worden. Im November habe eine erste Begehung stattgefunden, derzeit würden bauliche und technische Fragen von Fachleuten geprüft und die Kosten ermittelt, so der Großmarkt-Chef. Er gehe davon aus, dass im kommenden Frühjahr die konkreten Pläne vorgestellt werden und der Umbau bis Herbst 2023 umgesetzt ist.

Findorffer Unternehmen

Mehr oder weniger Richtung Normalniveau gehe es auch in den Findorffer Geschäften zu, berichtete Katrin Grosch aus dem Vorstand des Vereins der Findorffer Geschäftsleute. „Die Leute kaufen wieder ein und gehen auch wieder zum Friseur.“ Der Verein mit rund 70 Mitgliedern vertrete allerdings nicht nur den Einzelhandel, betonte die Käsehändlerin, sondern auch Unternehmen aus den Bereichen Gastronomie, Dienstleistung und Handwerk, die die Corona-Monate völlig unterschiedlich erlebten.

Während die Auftragsbücher der Handwerker voll waren, litt besonders die Gastronomie unter den monatelangen Einschränkungen und dem akuten Personalmangel. Sachgebietsleiterin Christina Contu aus dem Ortsamt West schlug vor, Findorffer Gastronomen zu einer der nächsten Sitzungen einzuladen.

Die Leerstände

In Findorff sind noch eine ganze Reihe an Handelsbranchen vertreten, die es in anderen Teilen der Stadt längst nicht mehr gibt. In den vergangenen Monaten haben allerdings aus unterschiedlichen Gründen diverse alteingesessene Geschäfte geschlossen, wurden umfunktioniert oder stehen leer. Die Entscheidung, wie, an wen und zu welchem Preis die Objekte vermietet werden, sei Sache der Immobilieneigentümer, die mitunter gar nicht in Bremen ansässig sind, hieß es.

„Wir würden gerne in Austausch mit den Vermietern gehen. Aber wegen des Datenschutzes haben wir keine Möglichkeit, mit diesem Personenkreis in Kontakt zu kommen“, berichtete Eißen. Ein inhabergeführtes Geschäft zu leiten bedeute, „selbst und ständig zu arbeiten. Doch viele wollen heute lieber Teilzeit arbeiten“, so Grosch. „Was uns wirklich hilft“, so die Geschäftsfrau: „Wenn die Findorffer bei uns einkaufen, und positiv von uns weitererzählen.“

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