„Neue Runde, los geht‘s, wir starten! Jetzt geht‘s ab hier! Wooop, wooop... Eeendspurt!“ Kein Freimarkt ohne die Sprüche und Stimmeneffekte der Rekommandeure, die die Besucher dazu animieren, in eins der insgesamt 37 Fahrgeschäfte einzusteigen. Und natürlich ist wie immer für jede Magenstärke und jedes Fahrgast-Temperament etwas dabei, für die Gemütlichen ebenso wie für die Furchtlosen. Fünf Geschäfte stehen zum ersten Mal auf dem Freimarkt. Der WESER-KURIER stellt sie vor.
Flughöhe 80 Meter
Für den Jules-Verne-Tower sollte man besser schwindelfrei sein. Das ungewöhnliche Kettenkarussell hatte Ostern 2017 in Frankfurt am Main Premiere. Es dreht sich um einen Turm, an dem sich die 16 Zweiergondeln langsam rotierend in die Höhe schrauben – auf bis zu 80 Meter. Der Ausblick ist atemberaubend. Und die mit blinkenden LEDs bestückten Sitze sehen abends von unten aus, als wäre die Milchstraße ein Kreisverkehr.

Hoch über dem Freimarkt dreht man im Jules Verne Tower seine Runden. Mit 80 Metern ist es der höchste mobile Kettenflieger der Welt.
Marlis Löwenthal, die Schwiegermutter des Betreibers Alexander Goetzke, hat früher die Wildwasserbahn betrieben und sitzt nun „als Rentnerjob“ an der Kasse des spektakulären Fahrgeschäfts. Wagt sie sich auch selbst in 80 Meter Höhe? „Ach schon hundert Mal. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass alle, die mitfahren, begeistert sein werden“, sagt Marlis Löwenthal. Mitfahren kann, wer unter 130 Kilogramm wiegt und mindestens 1,40 Meter groß und sechs Jahre alt ist. Sechs- bis Achtjährige dürfen in Begleitung Erwachsener mitfahren. Fahrpreis fünf Euro, vier Euro ermäßigt.
Anziehung mit 4 G
Bei Jekyll & Hyde ist der Untertitel Programm. Er lautet: die Verwandlung. In diesem Karussell kann sich tatsächlich einiges verändern. „Frisuren, in ganz selten Fällen die Gesichtsfarbe und schlechte Laune wird zu Glückshormonen“, zählt Betreiber Bethel Thelen auf. Angelehnt an die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde aus dem Londoner Untergrundmilieu hat Thelen die Legende ums Geschäft aufgebaut.

Wer sich ins Jekyll & Hyde wagt, sollte keine Angst vor dem Blick in den Abgrund und starke Magenwände haben.
„Wir versuchen, das Gute und das Böse per Zentrifugalkraft zu trennen“, scherzt er bei der Vorführung. Alle, die da noch mitgescherzt haben, werden ernster, als es um die nähere Beschreibung geht: 42 Meter hoch ist der lange Arm, an dessen Enden jeweils vier Sitze hängen. Der Arm rotiert – und die Sitzgondeln schaukeln mal in Rückenlage, mal das Gesicht gen Abgrund.
Mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde bewegen sich die Passagiere. „Die Erdanziehungskraft wirkt mit 4 G, das ist wie bei einem Raketenstart“, sagt Bethel Thelen. Die 4 G werden allerdings nur für einen kurzen Moment erreicht. Thelen: „Sonst wäre es zu anstrengend für die Besucher.“
Dazu gibt’s Feuer- und Nebeleffekte und Musik à la „Flieg wie ein Flieger, stark wie ein Tiger“. Zielgruppe seien 16- bis 30-Jährige, „wir hatten aber auch schon jemanden, der 78 war“, sagt Thelen. Tabu ist der große Schwinger für Rücken- und Herzkranke, Schwangere und Volltrunkene dürfen nicht mitfahren. Fünf Euro kostet das Billett. Wer mitfahren will, muss mindestens vier Jahre alt und zwischen 1,40 und 1,95 Meter groß sein.
Fahrt durchs Virtuelle
Die spektakulärste Fassade auf dem Freimarktgelände gehört zu Dr. Archibald – Master of Time. Der Aufbau der kinderfreundlichen Abenteuerbahn dauert fast eine Woche. „Wir nehmen die Besucher mit auf eine Zeitreise“, sagt Betreiber Patrick Greier. Die beginnt in einem für ein Fahrgeschäft außergewöhnlich detailreich gestalteten Vorraum.

Die bunte Riesenfassade von Dr. Archibald.
Danach geht‘s in kleine Zweiergondeln, dort bekommen die Besucher Virtual-Reality-Brillen und Kopfhörer aufgesetzt. Sie ermöglichen den Effekt der nach Greiers Angaben ersten transportablen Abenteuerbahn dieser Art: Man wird Teil einer imaginären Landschaft, begegnet bunten Riesenpilzen und Dinosauriern. Nicht geeignet ist Dr. Archibald für Menschen mit Epilepsie, auch Schwangeren wird abgeraten. Tickets kosten für Erwachsene 7,50 Euro.
Schaukelnd durch die Kurven
Wer auf der Osterwiese war, könnte den Euro-Coaster schon kennen, auf dem Freimarkt steht diese Achterbahn das erste Mal. Knapp 400 Meter lang ist der Kurs, der Aufbau rund 16 Meter hoch. Das Besondere dieser Achterbahn ist, dass die Wagen unter der Strecke hängen. „Dadurch haben die Gondeln mehr Bewegungsfreiheit, sie schaukeln mehr. Und bei den Richtungswechseln können sie weiter hinausschwingen“, erklärt Operator Meikel Dymny.
Loopings und senkrechte Abfahrten gibt‘s nicht, eine Fahrt mit dem EuroCoaster erinnert vielmehr an eine mit der Wilden Maus. Maximal wirken 2,5 G bei den Abfahrten auf die Mitfahrer, die Höchstgeschwindigkeit sind 43 Stundenkilometer. Mindestgröße für eine Mitfahrt ist 1,20 Meter, Kinder bis acht Jahre dürfen nur in Begleitung Erwachsener mitfahren. Tickets kosten fünf Euro, ermäßigt vier Euro.
Erschrecken ohne Anfassen
„Wir haben es schon oft probiert. Jetzt sind wir endlich mal zugelassen worden“, freut sich Hermann Fellerhoff, Juniorchef der elf Meter hohen Geisterstadt. „Wir müssen es anders machen als die anderen“: So lautete das Motto der Düsseldorfer Schaustellerfamilie, als sie die traditionelle, mehr als 50 Jahre alte Geisterbahn zukunftstauglich machen wollten.

Live-Grusel gibt's in der Geisterstadt.
Bei den Universal Studios in Hollywood und Film-Ausstatter Adam Johnston wurden sie fündig. Er entwickelte bewegliche „Bewohner“ der Geisterstadt, jeder wird durch eine spezielle Beleuchtung in Szene gesetzt. Dazu kommen noch Live-Akteure. „Anderthalb Stunden dauert es, bis sie fertig geschminkt sind“, erklärt Fellerhoff.
Gruselig ist die rund 2,5 Minuten lange Fahrt, aber laut Fellerhoff „trotzdem familienfreundlich. Bei uns wird zum Beispiel kein Gast angefasst.“ Kinder bis vier Jahre müssen von Erwachsenen begleitet werden, ab sechs Jahren dürfen sie auch alleine mitfahren. Karten kosten 4,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.