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Straßenserie Wie die Findorffallee zu ihrem Namen kam

Mit einem Dorf hat Findorff nichts zu tun – hatte der Stadtteil auch früher nicht. Namensgeber ist ein Mann, der sich als Moorkolonisator einen Namen machte.
27.12.2022, 05:00 Uhr
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Von Peter Strotmann

Fragt man zufällig Anwesende: „Was sagt Ihnen der Name ‚Findorff‘?“, wissen meist alle Bescheid: „Das ist doch so’n Bremer Stadtteil.“ Erkundigt man sich aber nach der Herkunft des Namens, gibt es diverse Antworten. „War das nicht einer von den Holländern, die das Blockland trocken gelegt haben?“ Oder: „War das nicht der Erbauer der Bimmelbahn, die durch Findorff und weiter aufs Land fuhr?“ Einer vom Land meinte: „Da ist fien gleich fein. Und Dörp ist Dorf.“ Ja, Findorff ist schon ein „feines Dorf“ und heute ein Stadtteil mit etwa die 25.000 Einwohnern.

Tatsächlich wurde der Stadtteil Findorff nach einem Menschen benannt. Und zwar nach dem am 22. Februar 1720 in Lauenburg an der Elbe als Sohn eines Ratstischlers geborenen Jürgen Christian Findorff. Er machte eine Tischlerlehre und übernahm als 19-jähriger die Werkstatt seines Vaters. Er erwies sich als außerordentlich geschickt und ideenreich. Dadurch wurde man auf ihn aufmerksam und der Landesbaumeister ließ ihn in der Landvermessung und im Wasserbau ausbilden. Ab 1751 arbeitete er bei der Moorkolonisation.

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Damit wollte der Kurfürst von Hannover die Moore zwischen Hamme und Wümme trockenlegen und besiedeln. 1771 wurde Findorff zum Moorkolonisator ernannt. 1782 verlegte er seinen Arbeitsschwerpunkt in Richtung Bremervörde. Insgesamt hat er auf 140 Quadratkilometermetern Moorland 42 neue Dörfer gegründet. In seinen Arbeitsjahren ließ er zudem Kirchen, Mühlen, Brücken, Rathäuser, Straßen Kanäle und vieles mehr bauen. Die Moorkolonisten nannten ihn den „Vater aller Moorbauern“. Er starb am 31. Juli 1792 in Bremervörde.

Doch das Leben der Moorbauern war beschwerlich. Der Torf, den sie stachen, wurde mit Torfkähnen über Flüsse und Kanäle auch nach Bremen gebracht. Der erste Torfhafen lag an der Parkallee in der Nähe des Sterns und wurde über die Wümme und den Kuhgraben erreicht. Findorff erhielt seinen ersten Torfhafen bereits 1819, er wurde zweimal verlegt und kam 1873 an die Eickedorfer-/ Neukirchstraße. Der Zugang erfolgte über den Torfkanal. Die Torfkähne konnten gesegelt oder gestakt, mussten aber oft auch getreidelt werden. Dadurch entstanden am Rande des Torfkanals Treidelpfade. An der linken Längsseite des Bürgerparks wurde 1908 die Findorffallee angelegt, die von der Hollerallee zum Wetterungsweg verläuft.

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Nachzutragen wäre noch, dass der Stadtteil nie ein Dorf war, sondern ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Als erste Straße wurde 1874 die Neukirchstraße am Torfhafen gebaut und das ganze Baugebiet zur Bahnhofsvorstadt gerechnet. Erst 1951 wurde der amtliche Name Findorff für den Stadtteil festgelegt. 1987 kam die Bürgerweide und der Nordausgang des Bahnhofs von Schwachhausen zu Findorff. Ganz zum Schluss sei erwähnt, dass die Findorffallee nicht zu Findorff gerechnet wird, sondern eine Schwachhauser Straße ist.

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