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Behörden versprechen Verkehrskonzept Verkehrsbelastung bei Großveranstaltungen in Findorff sorgt für Unmut

Bei Großveranstaltungen auf der Bürgerweide drängen parkende Autos in die angrenzenden Wohnviertel. Die Behörden versprechen seit langem ein umfassendes Verkehrskonzept. Doch das lässt auf sich warten.
13.02.2019, 18:33 Uhr
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Von Anke Velten

„Verkehrskonzept Bürgerweideviertel“ lautete der Punkt auf der Tagesordnung. Dass es ein solches geben soll, war unterm Strich eigentlich auch schon alles, was es dazu zu hören gab. Ein ressortübergreifender Arbeitskreis wird sich damit in den kommenden Monaten beschäftigen. Seine Ziele sind es, bis zum Freimarkt in diesem Jahr die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen, und parallel Lösungen für den Parkdruck in vielen Stadtteilen zu erarbeiten. Welche das genau sein werden – das wird sich aber erst in den kommenden Monaten erweisen. Man hatte sich deutlich mehr von der öffentlichen Sitzung erhofft. Vor allem die anwesenden Anwohner machten ihrer Ungeduld deutlich Luft.

Im Findorffer Beirat ging es wieder einmal um das Karree zwischen Findorffstraße, Hemmstraße, Admiralstraße und Eickedorfer Straße. Das Wohnviertel grenzt an die Bürgerweide und bekommt davon mehr mit, als die Nachbarschaft ertragen will. Anwohner beobachten die zunehmende verkehrliche Belastung schon lange, vor genau vier Jahren organisierte der Findorffer Stadtteilbeirat einen Workshop, im Mai des vergangenen Jahres eine Informationsveranstaltung zum Thema Anwohnerparken. In der Brandtstraße bildeten rund 20 Nachbarn eine Initiative, deren Vertreterinnen auf vielen Beirats- und Ausschusssitzungen hartnäckig den Handlungsbedarf anmeldeten.

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„Das hören wir seit zehn Jahren!“

Gebracht hat das bislang im Grunde nichts – aber das soll sich nun ändern. Immerhin diese gute Nachricht konnte Nils Weiland den Findorffern überbringen. Der studierte Bauingenieur und Umwelttechniker ist erst seit wenigen Wochen Leiter des Referats Strategische Verkehrsplanung beim Senator vor Bau, ­Umwelt und Verkehr, hatte aber bereits von den „nicht mehr hinnehmbaren Zuständen“ erfahren. Die Bürgerschaft hatte im Dezember den Bausenator aufgefordert, bis zum Frühjahr dieses Jahres ein Verkehrskonzept vorzulegen.

Vertreter aus den Senatsressorts Wirtschaft, Verkehr, und Inneres, aus dem Amt für Straßen und Verkehr, von Polizei, Ordnungsamt und Bremer Straßenbahn AG sowie Ortsamtsleiterin Ulrike Pala haben sich am vergangenen Freitag erstmals an einen Tisch gesetzt, berichtete Weiland. Dass die Federführung in die Hand der Abteilung für langfristige, übergeordnete Verkehrsthemen gelegt wurde, beweise, welche Bedeutung man dem Thema zumesse. Verständigt habe man sich zunächst darauf, zwei Arbeitsbereiche zu trennen. Auf der einen Seite werde man Maßnahmen erörtern, die als Entlastung des Umfeldes der Bürgerweide in Zeiten von Großveranstaltungen greifen sollen. Unabhängig davon wolle man sich mit dem Parkdruck im Allgemeinen beschäftigen. „Wir wollen keine Findorffer Insellösung, sondern ein übergeordnetes Konzept. Denn die gleichen Probleme gibt es in vielen anderen Stadtteilen“, so Weiland. Der Stadtteil werde beteiligt, indem die Vorschläge des Arbeitskreises öffentlich vorgestellt und diskutiert werden sollen.

Mehr Werbung für Busse und Bahnen

Nach seinen Ausführungen hielt es manche Findorffer nicht mehr auf ihren Sitzen. Er könnte „explodieren“, schimpfte Ingo Franßen. „Die Lage erörtern? Das hören wir schon seit zehn Jahren! Dabei gibt es Maßnahmen, die könnten längst umgesetzt sein. Dafür braucht man keinen Arbeitskreis.“ Als Beispiele nannte er die Umkehrung der Einbahnstraßen in den Freimarktwochen, die sich in der Vergangenheit bewährt habe, um das Chaos zu verringern. Zudem müsse der Innensenator aktiver werden und die Verkehrsüberwachung personell deutlich verstärken. Auch sie sei „fassungslos, dass wieder nur Gerede angeboten wird“, kommentierte Bettina Rabe, Vertreterin der Initiative Bürgerweide, die unter anderem für eine temporäre Anwohnerzone in den Freimarktwochen plädiert. „Seit vier Jahren machen wir Vorschläge, die einfach ignoriert wurden.“

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Grünen-Bürgerschaftspolitiker Matthias Güldner, selbst Findorffer, schlug vor, „evidente Maßnahmen“ wie die effektive Sperrung des Bürgerparks bei Großveranstaltungen sofort umzusetzen. Im Umland müsse die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs mit einer „Riesenkampagne“ kommuniziert werden. „Wir müssen viel deutlicher signalisieren: Vergesst das Auto, kommt mit Bus und Bahn.“ Gottfried Piaskowski, langjähriger Verkehrssachbearbeiter am Findorffer Revier, erinnerte daran, dass bereits 2005 ein gutes Verkehrskonzept ausgearbeitet wurde. Der pensionierte Polizeibeamte verwahrte sich dagegen, dass man immer auf den Kollegen herumhacke: „Früher hatten wir in Findorff 55 Beamte. Heute sind es noch vier. Wie soll das denn funktionieren?“. Der Einladung ins Jugendzentrum waren diesmal deutlich weniger Bürgerinnen und Bürger gefolgt als zur Novembersitzung, auf der die Angelegenheit bereits ausführlich und lebhaft diskutiert worden war. Die Anwohner hatten die Verkehrsprobleme in den Freimarktwochen als schlimmer denn je wahrgenommen. Sie berichteten, wie die Straßen rund um die Bürgerweide von auswärtigen Fahrzeugen vor allem an den Wochenenden „geflutet“ worden seien, dass Gehwege rücksichtslos zugeparkt, Einfahrten blockiert, Halteverbote ignoriert und sogar der Bürgerpark bedenkenlos als kostenloser Parkplatz genutzt worden sei.

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Osterwiese steht bevor

Der Findorffer Beirat hatte bereits vor drei Monaten ein Park- und Verkehrskonzept vorgelegt, an das Grünen-Mitglied Ulf Jacob den Behördenvertreter erinnerte: Im Einzelnen fordern die Findorffer verkehrslenkende Maßnahmen wie die temporäre Umkehrung von Einbahnstraßen und Sperrungen von Wohnstraßen für auswärtige Fahrzeuge, mahnen die Verstärkung von Kontrollen und die konsequente Ahndung von Verkehrsverstößen an. Außerdem plädieren sie für attraktivere Park & Ride-Konzepte sowie die Ausweitung von Angeboten im öffentlichen Personennahverkehr. Beiratssprecherin Gönül Bredehorst (SPD) fragte sich: „Was spricht dagegen, das schon zur Osterwiese umzusetzen?“

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