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Obdachlosenhilfe Zwei Bremerinnen im Dauereinsatz als Suppenengel

Für obdachlose und andere bedürftige Menschen in Bremen engagieren sich zwei Seniorinnen Tünf tage die Woche ehrenamtlich bei den Bremer Suppenengeln. Ein Grund: "Das macht Sinn und Freude."
04.04.2023, 05:00 Uhr
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Zwei Bremerinnen im Dauereinsatz als Suppenengel
Von Ulrike Troue

Der Duft von Hähnchenschenkeln liegt schon in der Luft, als sich gegen 9 Uhr im großen Aufenthaltsraum der ehemaligen SWB-Großküche noch XXL-Käse- und Wurstreihen, Butterschälchen sowie Brot- und Brötchenberge stapeln. Und Barabara Balaskas steht mittendrin. Gemeinsam mit acht weiteren helfenden Händen schmiert die Vahraonin freiwillig Stullen im Akkord. "Es gibt viel zu tun", bemerkt die 79-Jährige, die bei den Bremer Suppenengeln für ausreichend Nachschub für die "Brottüten" verantwortlich ist. "Darum packen wir es an", sagt Renate Schilz, die sich als "Mädchen für alles" bezeichnet und ebenfalls beherzt zum Messer greift.

"Wir sind ein eingespieltes Team", betonen die beiden Zupackerinnen des Vereins Bremer Suppenengel, der bedürftige Menschen in Bremen über Spenden kostenlos mit Essen, teilweise auch Kleidung und ärztlich über fünf Ausgabestellen in der Stadt versorgt. "Täglich gehen etwa 300 Portionen warmes Essen raus und noch mehr belegte Brötchen und Brote", erzählt Balaskas. "Vier bis fünf Schmierer brauchen wir mindestens, denn bis 11.30 Uhr müssen wir fertig sein, dann kommen die Fahrer."

Meistens klappt das. Und offensichtlich macht die Arbeit Hand in Hand Spaß. "Das macht Sinn und Freude", bekennt die ehemalige kaufmännische Angestellte. "Hier kommen immer wieder andere, auch junge Leute, Praktikanten, das ist ein richtiger Konferenzraum, eigentlich der Lieblingsraum für alle" erzählt Balaskas. "Hier gibt es Kaffee, man schnackt auch." Schilz schwärmt indes von den größeren und helleren Räumen an der Findorffallee, die die Suppenengel erst vor drei Wochen bezogen haben: ein Glücksfall.

Am meisten Freude macht den aufgeschlossenen und zufrieden wirkenden Seniorinnen allerdings die Essensausgabe – immer im Team beim Elefanten. "Es macht viel Spaß zu sehen, wie sich die Kunden freuen und dankbar sind", beschreibt Balaskas das Gefühl von Wertschätzung. Manche erzählten auch von sich, lässt sie den Vertrauensbonus durchschimmern. "Das ist immer interessant", findet die Freiwillige, die auch gern Sonderaktionen initiiert, wie derzeit das Füllen und Verteilen von 300 Ostertüten. "Oder sie fragen uns nach gewissen Dingen und Renate versucht, ihre Wünsche zu erfüllen."

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In der Regel betreffen sie Kleidung. Seit dem vergangenen Jahr managt die einstige Außendienstmitarbeiterin für eine Porzellanfirma die Kleiderkammer der Suppenengel. Renate Schilz sortiert die gespendeten Sachen nach Damen, Herren, Größe und Jahreszeit in Klappkisten und verteilt Kleidungsstücke 14-tägig im Wechsel über die fünf Ausgabestellen an Bedürftige. "Da hab' ich mich reingefuchst, durch Corona noch mehr, wir durften ja weitermachen", erzählt sie. Auch, dass sie Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens leben, mal Tipps gebe, wie sie ihre Lage verbessern könnten. "Aber die müssen auch wollen." 

Der Tatendrang der beiden warmherzigen Frauen ist indes kaum zu bremsen. Sie sind an fünf Tagen die Woche ab 8 Uhr mindestens fünf Stunden im Einsatz. "Das ist Einteilungssache", betont Renate Schilz mit Blick auf ihre große Familie. Wenn man sich für ein Ehrenamt entscheide, solle man es gewissenhaft, zuverlässig und mit Liebe machen – "wie im Arbeitsleben", sind sich die beiden "Suppenengel" einig. "Das ist eine wunderbare Sache, auch um sich zu disziplinieren", stellt Barbara Balaskas auch als Antrieb zur Frühaufstehen heraus.

Die Bremerin gehört seit sechs Jahren zum Helferstab. Als ihr Mann verstarb, fühlte sie sich einsam und wollte etwas tun, "sonst werd' ich verrückt", erinnert sich Barbara Balaskas an ihren Anruf bei einer Freundin. Nach dem Gespräch hätte sie sich beim Verein gemeldet und Geschäftsführer Peter Valtink habe gemeint: "Ja, dann kommen Sie doch direkt morgen vorbei." Ihre Entscheidung bereut die 79-Jährige nicht einen Tag. Sie genießt die Gemeinschaft – beim Arbeiten ebenso wie den Events für alle Helfenden, die sich nur mit Vornamen ansprechen, zum Beispiel das monatliche Frühstück oder die Hafenrundfahrt im Juni. "Das macht Sinn und Freude!"

Seit sieben Jahren engagiert sich die Stuhrerin Renate Schilz über den Verein für Obdachlose und andere Bedürftige in Bremen. Als sie mit 70 Jahren aufgehört hat zu arbeiten, unterzog sie sich einer Knie-Operation und sagte sich: "Wenn alles gut läuft, engagiere ich mich aus Dankbarkeit für andere, denen es nicht so gut geht." Über eine Feuerwehrkameradin ist die 77-Jährige dann zu den Bremer Suppenengeln gestoßen.

Die beiden Helferinnen haben sich angefreundet und verreisen manchmal gemeinsam nach Griechenland. Dort hat Barbara Balanski ein Haus, in dem die ehemals kaufmännische Angestellte früher jahrelang mit ihrem Mann gelebt hat. Die beiden alleinlebenden Damen sind in noch einem Punkt einer Meinung: Durch ihr Ehrenamt seien sie immer auf dem Laufenden. "Das hält fit und jung." Und nicht nur ihre Kinder dürften bestätigen, dass die beiden Damen deutlich jünger wirken als sie in Wirklichkeit sind.

Info

Steckbrief

Verein/Projekt:

Bremer Suppenengel / obdachlosen und bedürftigen Menschen helfen

Engagementbereich:

obdachlose und andere bedürftige Menschen mit gespendeten Lebensmitteln versorgen, bei der Sortierung der gespendeten Lebensmittel, der Zubereitung, beim Transport (Fahrzeug oder Suppenengel-Fahrrad) der Mahlzeiten oder der Essensausgabe (Bahnhofsvorplatz, Nelson-Mandela-Park, Am Wall / Ecke Herdentor, vorm Südbad in der Neustadt oder vor der Stadtbibliothek in Gröpelingen) helfen, Hilfe zur Selbsthilfe leisten

Zeitaufwand:

idealerweise vormittags und mittags, individuell vereinbar

Kontakt:

Peter Valtink

Telefon: 14 91 88 75

E-Mail:  info@suppenengel.de

Internet: https://suppenengel.de.

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