„Leichte Gartenarbeit“ war angekündigt – und darauf hat Bennet Grün eigentlich immer Lust. Also unterbrach der 21-Jährige, der beim Hafendienstleistungsunternehmen J. Müller an der Bremerhavener Straße eine Ausbildung zum Hafenlogistiker macht, seinen Urlaub, um am 22. September – seinem Geburtstag – bei der Azubi-Aktion „200 Jahre, 200 Stunden“ im Apfelkulturparadies in Gröpelingen mitzuarbeiten.
Dieser naturbelassene Garten ist 2012 von Kultur vor Ort auf einer 2500 Quadratmeter großen Brachfläche hinter dem Stadtbahndepot angelegt worden. Dort können Kinder und Erwachsene zwischen Obstbaumwiese und Baumlehrpfad die Natur entdecken, spielen, klettern, toben und picknicken. Da das Gelände in den vergangenen eineinhalb Jahren coronabedingt nicht regelmäßig gepflegt werden konnte, herrschte dort bis zu jenem 22. September ein ziemlicher Arbeitsrückstand. Nun konnte das Gelände aber mithilfe von fast 30 hoch motivierten Azubis winterfest gemacht werden.
Davon, dass er am Ende gemeinsam mit seinen Kollegen sieben Kubikmeter Brombeeren roden und sogar Bäume fällen würde, war Bennet Grün eigentlich nicht ausgegangen. „Es macht tierisch Spaß, und auch die Arbeit im Hafen ist cool“, versichert er aber während einer kurzen Pause und lacht: „Wir haben alle eine Macke, aber das passt super zusammen. Das Arbeitsklima stimmt einfach“.
Da muss was dran sein – sonst hätten sich wohl kaum so viele Freiwillige für die Aktion gemeldet. Darunter auch Jana Doering, deren Team gerade 3000 Krokuszwiebeln auf dem Gelände versenkt, damit das neue Bienenvolk im Frühjahr auch schnell Nahrung findet. Auch die 17 Jahre alte angehende Kauffrau für Spedition und Logistik hat sichtlich Spaß an der Arbeit. “Das ist eine tolle Abwechslung“, schwärmt sie: „Ich habe heute auch schon neue Kollegen kennengelernt, das ist echt ein tolles Team!“
Tobias Schmidt, Leon Tonn, Lenn Fieltsch und Carlos Warms sind an diesem Tag die Jungs fürs Grobe – sie haben erstmal zusammen einen Baum gefällt. Ein paar Meter weiter malt Dustin Fuchs gemeinsam mit vier anderen Azubis Paletten an, die anschließend zu Möbeln zusammengesetzt werden sollen. „Diese Arbeit ist erfrischend, entspannend und beruhigend“, findet der 18-Jährige, der eine Ausbildung zur Fachkraft für Hafenlogistik macht. „Die Verantwortung tragen alle – wir müssen die Ware sicher aufs Schiff bringen“, erzählt er von seiner Arbeit in Brake. Nach der Ausbildung möchte er gerne noch Logistik studieren: „Aber dann wieder zurück zu J. Müller. Bei der Arbeit ist der Umgangston mit unseren Ausbildern familiär, das sind sehr nette Menschen. Sie bringen uns alles bei, ich lerne dort unheimlich viel und bin viel selbstsicherer geworden.“
Hintergrund der Aktion „200 Jahre, 200 Stunden“ ist ein besonderes Ereignis: J. Müller ist am 1. Mai 1821 in Brake gegründet worden und hat somit in diesem Jahr 200. Firmenjubiläum. Aus diesem Anlass stellt das Unternehmen seine Auszubildenden 200 Stunden für gemeinnützige Tätigkeiten in Brake und Bremen frei. Bei der Aktion stehen Teamfähigkeit und soziales Engagement gleichermaßen im Mittelpunkt. Als Einsatzorte sind bewusst die Stadt Brake und der Stadtteil Gröpelingen gewählt worden, wo das Unternehmen seine Terminals betreibt: J. Müller ist seit dem 1. Mai 2017 Eigentümer der Getreideverkehrsanlage.
Die Technische Handelsgesellschaft (THG) spendete Spaten und Eimer, und die Gartenfreunde Am Mittelwischweg stellten Gartengeräte zur Verfügung. Bei der Organisation der Aktion nach dem Vorbild „Day of Caring“ hat die Freiwilligen-Agentur Bremen geholfen. Beim „Day of Caring“ stellen Unternehmen ihre Mitarbeitenden für einen Tag frei, damit diese sich in gemeinnützigen Einrichtungen engagieren können. Die Idee dieser „Zeitspende" stammt aus den USA und wird in Bremen seit 2004 von der Freiwilligen-Agentur umgesetzt, die Einrichtungen und Unternehmen bei der Vorbereitung und Durchführung der Tageseinsätze berät und begleitet.