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Stadterneuerung Gesamtstrategie für ein schöneres Gröpelingen

Was genau ist eigentlich das Integrierte Entwicklungskonzept Gröpelingen, das die Stadt vor nunmehr zehn Jahren auf den Weg gebracht hat? Darum ging es kürzlich in einer Sitzung des Gröpelinger Beirats.
05.10.2023, 09:30 Uhr
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Gesamtstrategie für ein schöneres Gröpelingen
Von Anne Gerling

Vor zehn Jahren ist ein Prozess gestartet, mit dem der Bremer Westen – und speziell Gröpelingen – aufgewertet werden soll. Denn Bremens kinderreichster und wachsender Stadtteil spielt eine bedeutende Rolle als Ankunftsquartier und Integrationsmotor der Stadtgemeinde, während sich dort gleichzeitig Arbeitslosigkeit und Armut konzentrieren. Deshalb brachte die Stadt das Integrierte Entwicklungskonzept (IEK) auf den Weg – ein Papier mit verschiedenen Maßnahmen, durch die der Stadtteil an Attraktivität gewinnen und gestärkt werden sollte. Nun haben Heike Wohltmann vom Gebietsbeauftragten-Team, Max Poltzien vom Referat Stadtumbau im Bauressort und Bianca Matthes vom Sanierungsträger Baubecon dem neuen Stadtteilbeirat das IEK und den damit in Gang gesetzten Stadterneuerungsprozess näher vorgestellt.

Was ist das IEK?

Gröpelingen ist demnach aktuell das größte Stadterneuerungsgebiet in Bremen. Die Grundlage ist das IEK – ein 80-seitiges Papier, in dem das Bauressort vor zehn Jahren 26 gemeinsam mit Initiativen, Vereinen, Verbänden, Unternehmen und Einzelakteuren entwickelte Maßnahmen aufgelistet hat, durch die der Stadtteil bis zum Jahr 2020 attraktiver werden sollte. Das Konzept ist die Grundlage, auf der über verschiedene Städtebauförderprogramme Gelder beantragt werden können. Ab 2015 wurden schrittweise immer mehr Projekte realisiert. Doch Stadterneuerung ist ein langwieriger Prozess, wie sich zeigte: 2021 beschloss die Stadt, den konzertierten, ressortübergreifenden Prozess bis zum Jahr 2029 zu verlängern.

Was wurde bisher erreicht?

In der ersten Tranche sind 15,5 Millionen Euro in den Stadtteil geflossen. In Phase zwei sollen weitere 23 Millionen Euro in verschiedene Projekte investiert werden. Insgesamt sollen rund 50 Maßnahmen umgesetzt werden, die sich vier Projektfamilien zuordnen lassen. Bei der Projektfamilie „Schaufenster“ zum Beispiel geht es darum, die Gröpelinger Heerstraße als Gröpelingens „Lebensader“ und „Schaufenster“ an vier Stellen attraktiver zu machen.

Drei davon sind mittlerweile realisiert worden: Der Umbau der zentralen Kreuzung Beim Ohlenhof  / Gröpelinger Heerstraße zum Bürgermeister-Koschnick-Platz („Hotspot Begegnung“), die Neugestaltung des Areals beim Straßenbahndepot („Hotspot Drehscheibe“) und die Öffnung des Oslebshauser Parks zur Heerstraße hin („Hotspot Erholung“). Mit dem Neubau des Westbades wird außerdem auch noch der Bereich zwischen dem Schwimmbad und der Kulturwerkstatt Westend direkt gegenüber umgestaltet („Hotspot Freizeit“).

Es sind neue kleine Quartiersplätze wie der Greifswalder Platz, der Kulmer Platz – der bald Mustafa-Karabacak-Platz heißen soll – oder der Willy-Hundertmark-Platz angelegt worden, der Pausenhof der Grundschule Fischerhuder Straße beim Quartiersbildungszentrum (QBZ) Morgenland wurde komplett neu gestaltet und beim Freizi Gröpelingen an der Marienwerder Straße eine Hood-Training-Anlage aufgebaut. Das „Quart“ – Gröpelingens neuer Quartierstreff für Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung – an der Gröpelinger Heerstraße ist aktuell im Aufbau, und der Naherholungspark „Grüner Bremer Westen“ hat neue Wege bekommen. Weitere Projekte sind in Arbeit, unter anderem diese:

Integriertes Gesundheitszentrum

Bei der Fortschreibung war 2020 der Aspekt „Gesundheit“ stärker in den Fokus gerückt und die Schaffung eines Lokalen integrierten Gesundheitszentrums für alle („Liga“) neu mit aufgenommen worden. Vor einem Jahr ist diese Einrichtung gestartet – vorerst in den Räumlichkeiten der evangelischen Kirchengemeinde Gröpelingen und Oslebshausen an der Lindenhofstraße, da sie noch keine eigenen Räumlichkeiten hat. Geplant ist, dass das Liga übergangsweise in die ehemalige Sparkassenfiliale an der Gröpelinger Heerstraße 188 zieht und langfristig einen Neubau Beim Ohlenhof 14 bekommt. Dort hatten bislang die Bremer Bäder ihren Verwaltungssitz, der im August an die Wilhelm-Herbst-Straße 7 in Horn verlegt wurde.

Schnelles Band

Großen Handlungsbedarf sieht Beiratssprecher Martin Reinekehr in Sachen „Schnelles Band“. Bei diesem Projekt aus der Projektfamilie „Knüpftwerk“ handelt es sich um den Ausbau des Mählandsweg als zwei Kilometer lange Strecke für schnelle sportliche Aktivitäten wie Skaten, Joggen und Radfahren. Damit würde der Mählandsweg als Rückgrat der Gröpelinger Sportmeile aufgewertet und auch als Teilstück der zukünftigen Fahrradpremiumroute D.15 von Farge über Gröpelingen, Walle und die Innenstadt nach Hemelingen attraktiver.

Dies wäre sehr im Sinne des Gröpelinger Beirats, der sich gegen eine Führung der Premiumroute durch den Grünzug West ausgesprochen hatte. Auch die SPD hatte beim Parteitag des Unterbezirks Bremen im Juli 2022 beschlossen, sich für eine Streckenführung durch den Mählandsweg – und nicht durch den Grünzug – einzusetzen. Mittlerweile seien so viele schnelle und große Fahrräder im Grünzug unterwegs, dass dort dringend etwas zum Schutz der Fußgänger unternommen werden müsse, unterstreicht Beiratsmitglied Pierre Hansen (SPD).

Die ersten Schritte zur Einrichtung des „Schnellen Bandes“ sind gemacht: Die Stadt bereitet seit einiger Zeit den Ankauf von Flächen am Mählandsweg vor, die der Deutschen Bahn (DB) gehören. Das Unternehmen habe auch signalisiert, dass es verkaufen wolle, sagt Max Poltzien vom Referat Stadtumbau im Bauressort: „Es kann unserer Erfahrung nach aber noch sehr lange dauern.“

Kreuzung Oslebshausen

Nachdem über das IEK eine Studie zur Verbesserung der Verkehrssituation an der zentralen Kreuzung in Oslebshausen erstellt und im Stadtteil zum Teil hoch emotional diskutiert wurde, hatten sich die Gröpelinger Ortspolitiker im Dezember für einen Verkehrsversuch ausgesprochen: Für einen begrenzten Zeitraum sollte ein Teil der Heerstraßenkreuzung gesperrt werden, um dem Durchgangsverkehr von der Ritterhuder Heerstraße in Richtung Hafenrandstraße einen Riegel vorzuschieben. Wie in der Beiratssitzung zu hören war, ist dieser Versuch jedoch von der Behörde offenbar zwischenzeitlich wieder abgeblasen worden, da die Umsetzung vergleichsweise aufwendig wäre.

Amphitheater für Oslebshausen

Das Bürgerhaus Oslebshausen würde gerne auf dem Nachbargrundstück – auf dem sich bislang noch die Kita Am Nonnenberg befindet – ein halb offenes Amphitheater bauen, das für eigene Veranstaltungen und auch von Schulen und Freizis genutzt werden könnte. Für dieses Projekt könnten über das IEK Gelder fließen. Allerdings muss zunächst die Kita in einen Neubau umziehen, der auf dem Grundstück der 2014 abgerissenen Sankt-Joseph-Schule entstehen soll. Seit Jahren warten Beiräte, Anwohner und Kita-Team auf den Baubeginn. Nun scheint dieser erfolgt zu sein: Vor einigen Tagen wurde auf dem ehemaligen Schulgrundstück eine Baugrube ausgehoben.

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