Vier Quarantänen seit Ende November: das ist der aktuelle Stand für eine Kita-Gruppe in Oslebshausen. Eines der 16 betroffenen Kinder ist die fünfjährige Tochter von Anja Teschke. Die Mutter hat sich mit einem Hilferuf an den WESER-KURIER gewandt. Sie berichtet von einer Situation, die für sie und andere Betroffene mittlerweile kaum noch auszuhalten sei. "Unsere Kinder leiden. Wir Familien leiden. Ich würde unser Zuhause als friedlich beschreiben, und ich habe trotzdem Rotz und Wasser mit meiner Tochter geweint, weil die Entbehrung der Freiheit für sie so hart ist. Kein fünfjähriges Kind sollte die eigene Mutter hilflos weinen sehen. Aber das sind wir: hilflos", schreibt Teschke in ihrem Brief. Ähnliche Situationen mit mehrfacher Quarantäne habe es in den vergangenen Monaten in einigen weiteren Einrichtungen gegeben, bestätigt der städtische Betreiber Kita Bremen auf Nachfrage.
Teschke fordert grundsätzlich: "Es muss eine andere Lösung gefunden werden, als die Kinder regelmäßig einzusperren." Für ein Kleinkind sei die wiederkehrende Quarantäne "psychische Folter". Sie berichtet am Telefon davon, wie ihre Tochter zu Hause am Fenster stehe und andere Kinder beim Spielen beobachte. "Erwachsene verstehen, warum eine Quarantäne sinnvoll ist, aber einer Fünfjährigen ist das nicht zu vermitteln", sagt Teschke, die im Elternbeirat aktiv ist.

Anja Teschke.
Auch der Kita selbst macht sie Vorwürfe, betont aber ausdrücklich, dass dort grundsätzlich gute Arbeit geleistet werde. Konkret bemängelt Teschke fehlende Kommunikation und einen ihrer Ansicht nach unverständlichen Umgang mit Corona-Tests seitens des Kita-Personals. Während viele Eltern die freiwilligen Selbsttests am Morgen – jeweils montags und donnerstags – zu Hause durchführen würden, hätten die Erzieherinnen sich erst in der Kita getestet. Ein positiver Test einer Erzieherin habe dann am Dienstag vergangener Woche dazu geführt, dass die ganze Gruppe erneut in Quarantäne musste – vermeidbar, findet Teschke. Zum einen könne sie nicht verstehen, warum die Erzieherin sich erst am Dienstag getestet habe. Zum anderen sei es doch viel sinnvoller, den Test vor Arbeitsbeginn durchzuführen, sagt Teschke.
Träger räumt Fehler ein
Es habe in der Oslebshauser Einrichtung tatsächlich Probleme gegeben, bestätigt Kita-Bremen-Geschäftsführer Wolfgang Bahlmann. Die von der Stadt gelieferten Test-Kits hätten dem Personal zunächst nur in der Kita zur Verfügung gestanden – mittlerweile habe sich der Ablauf jedoch geändert. "Die Tests werden jetzt vor Arbeitsbeginn zu Hause durchgeführt", sagt Bahlmann.
Der Geschäftsleiter räumt außerdem ein, dass die Kommunikation innerhalb der Kita in einem Fall nicht wie gewünscht funktioniert habe. Teschke erhebt in ihrem Schreiben den Vorwurf, dass die Erzieherinnen die Gruppe vergangene Woche nicht über den erneuten Corona-Fall in der Kohorte informiert hätten. Sie habe ihre Tochter abgeholt und alles selbst erklären müssen. "Die Kinder wussten nicht Bescheid. Eine Lawine von Wut, Trauer und Verzweiflung wurde ungefiltert mit nach Hause genommen", kritisiert Teschke. Im Normalfall würden die Kinder altersgerecht in einem gemeinsamen Sitzkreis über die Situation informiert, versichert Bahlmann. An dem entsprechenden Tag seien zwei Mitarbeiterinnen krank und die Kita-Leitung nicht vor Ort gewesen, erklärt er die Situation.
Anja Teschke will ihre Kinder auch nach Ablauf der Quarantäne vorerst nicht wieder in die Kita schicken – aus Angst vor einer weiteren Isolation. "Das kann ich ihnen nicht noch mal zumuten", sagt sie. Wenn ihre Tochter den Eiswagen auf der Straße vor dem Haus bimmeln höre, fange sie an zu weinen, erzählt Teschke. Sie frage sich, warum es nicht möglich sei, mit den betroffenen Kindern zumindest in den Wald zum Spielen zu fahren.
Ihre Familie könne sich mit dem eigenen Garten sogar noch glücklich schätzen. Viele andere Betroffene, gerade in Oslebshausen, müssten die Quarantäne in ihren Wohnungen verbringen. Teschke sagt: "Jeder sollte sich mal die Frage stellen, ob das der richtige Weg sein kann."