Könnten auf dem Gelände der 2005 aufgegebenen Jugendstrafanstalt im Blockland regelmäßig Musikfestivals oder Partys veranstaltet werden? Das wird aktuell im Zuge einer Machbarkeitsstudie untersucht, wie kürzlich Yasmin Heinemann und Hanna Krapf vom Referat Stadtumbau im Bauressort dem Bauausschuss des Gröpelinger Beirats mitgeteilt haben.
Hintergrund ist unter anderem ein vor fast zwei Jahren von Kai Wargalla, der kulturpolitischen Sprecherin der Grünen, vorgelegter Zehn-Punkte-Plan, in dem dauerhafte Festivalflächen, konstante Plätze für Kreatives, das Entwickeln von Quartieren und eine zentrale Anlaufstelle gefordert wurden, um Bremen für junge Menschen attraktiver zu machen. Als ein Ort mit entsprechendem Potenzial war in dem Papier unter anderem der ehemalige Jugendknast im Blockland genannt worden.
Über das integrierte Entwicklungskonzept (IEK) Gröpelingen kann dazu nun tatsächlich eine detaillierte Untersuchung finanziert werden: Im IEK, das ein Bündel unterschiedlicher Maßnahmen zur Aufwertung Gröpelingens auflistet, wird unter anderem empfohlen, den Naherholungspark Grüner Bremer Westen – in dem die alte Jugendstrafanstalt liegt – etwa durch komfortablere Wege, eine bessere Beschilderung oder auch neue Treffpunkte attraktiver und bekannter zu machen.
Unter anderem untersucht in diesem Zusammenhang nun ein Büro aus Hannover, inwiefern und unter welchen Bedingungen sich das frühere Jugendknast-Gelände kurz- oder langfristig für Festivals eignen könnte. Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen und der Lärmbelastung für die unmittelbare Wohnbebauung – die ehemaligen Schließerhäuser an der Carl-Krohne-Straße – sind dabei zum Beispiel Wasser- und Stromversorgung, Zufahrts- und Rettungswege oder auch die Anbindung per Bus und Bahn entscheidende Aspekte.
Als sie im November 1968 den Betrieb aufnahm, sollten ein 1600 Meter langer und fast zehn Meter breiter Wassergraben und Dornenhecken die Jugendstrafanstalt zwischen Autobahn und Maschinenfleet ausbruchssicher machen. Später wurde mit Zäunen und scharfkantigem Nato-Draht nachgerüstet.
Insbesondere der Sportplatz im Nordwesten des rund 26 Hektar großen Geländes würde sich nach Einschätzung von Krapf und Heinemann für Open-Air-Veranstaltungen anbieten. Eine Nutzung der in den 1960er-Jahren errichteten Gebäude komme vermutlich nicht infrage. Denn die früheren Zellentrakte sind feucht, stark verfallen bis einsturzgefährdet und enthalten teilweise Asbest.
In der ehemaligen Gärtnerei auf einem Teil des Areals ist seit mehreren Jahren wieder Betrieb: Der Verein Bras – Arbeiten für Bremen baut dort in seinem „Blocklandgarten“ Gemüse für verschiedene soziale Einrichtungen an. Die Machbarkeitsstudie geht auch der Frage nach, wie sich eine kulturelle Nutzung mit diesem Projekt im Speziellen und der auf dem Gelände vorhandenen Natur im Allgemeinen verbinden ließe.
„Es ist auch zu prüfen, inwiefern die Bremer Kulturszene überhaupt Interesse an dem Gelände hat“, sagt Krapf außerdem. Ganz so einsam, wie man vielleicht vermutet, ist es bei der alten Jugendstrafanstalt übrigens nicht. Offenbar verschaffen sich immer wieder mal Menschen Zutritt zum Gelände, sagt Krapf: „Es ist dort schon viel herausgeholt worden, vor allem Metallteile.“ Graffiti-Sprayer wiederum haben Bilder auf verschiedenen Wänden hinterlassen, und auch eine andere Szene, der es um „Lost Places“ – also verlassene und verwunschene Orte – als Fotomotiv geht, hat das Gelände offenbar für sich entdeckt.
Im Umweltressort gibt es schon lange die Vision, das ehemalige JVA-Areal zu öffnen und einen durchgehenden Radweg von der Carl-Krohne-Straße über das Knastgelände bis ans Maschinenfleet und dort nach links bis zur Ritterhuder Heerstraße und nach rechts bis zur Waller Straße anzulegen. Letztendlich könnte eine 13 Kilometer lange Wegeverbindung von der Ritterhuder Heerstraße bis nach Horn-Lehe entstehen. Dieses für Ausflügler mit Sicherheit höchst attraktive Projekt scheitert bislang jedoch aus zwei Gründen.
Einerseits müsste die Stadt für einen durchgängigen Weg direkt am Maschinenfleet entlang die entsprechenden Grundstücke erwerben, was bei drei Flurstücken bislang noch nicht gelungen ist. Diese Flächen bleiben vorerst Hindernisse, bei denen es nicht weitergeht. „Ich kenne alle drei Eigentümer persönlich und sie haben mir gesagt, sie würden gerne verkaufen“, berichtete nun im Gespräch mit den beiden Stadtplanerinnen allerdings Bauausschusssprecher Rolf Vogelsang (SPD)
Hindernis Nummer zwei für eine durchgehende Wegeverbindung ist die Verkehrssicherheit auf dem JVA-Gelände: Die Ruinen abzusichern beziehungsweise zu sperren, wäre aufwendig und teuer. Mehrfach wurde über einen Abriss nachgedacht – diese Ideen dann aber angesichts der damit verbundenen hohen Kosten wieder verworfen. Eine andere Überlegung war, die Ruinen vom Technischen Hilfswerk (THW) sprengen zu lassen und sie dann der Natur zu überlassen. Wegen der Schadstoffbelastung kam es aber auch dazu nicht.
Im Zuge der Machbarkeitsstudie soll nun auch geprüft werden, was es kosten würde, die vorhandenen Mängel zu beheben – und ob es Fördertöpfe gibt, über die dies finanziert werden könnte. Die Machbarkeitsstudie soll Krapf zufolge im April abgeschlossen werden.