Archäologen haben auf dem Gelände einer geplanten Bahnwerkstatt in Bremen Knochenreste und schon knapp zwei Dutzend Erkennungsmarken toter sowjetischer Kriegsgefangener ausgegraben. Auch ein Schädel sei gefunden worden, sagte die Bremer Landesarchäologin Uta Halle. Neun der Erkennungsmarken seien bereits entziffert worden. In einer Datenbank des russischen Verteidigungsministeriums habe man die dazugehörigen Namen und Geburtsdaten gefunden.
Auf dem Gelände im Stadtteil Oslebshausen gab es von 1941 bis 1945 einen Friedhof für gefangene sowjetische Soldaten. Sie mussten in Bremen Zwangsarbeit leisten. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Ort teils brach, teils siedelte sich Kleingewerbe dort an. Der Bremer Senat will die Fläche dem Unternehmen Alstom zur Verfügung stellen. Das will eine Werkstatt zur Wartung von Regionalzügen einrichten, die den Bahnverkehr in Niedersachsen und Bremen verstärken sollen.
Tausend Quadratmeter großes Areal
Dabei war man davon ausgegangen, dass nach dem Krieg 1948 alle sterblichen Überreste der Gefangenen auf einen Ehrenfriedhof im Bremer Stadtteil Osterholz umgebettet worden seien. „Was wir feststellen müssen ist, dass die Exhumierung unvollständig war“, sagte Halle. Seit Juli ist ein Teil der alten Friedhofsfläche abgesucht worden. Die Knochenfunde machen es nach Halles Angaben notwendig, das gesamte, mehrere Tausend Quadratmeter große Areal auszugraben.
Gegen die Bahnwerkstatt gibt es Widerstand einer örtlichen Bürgerinitiative. Auch das Bremer Friedensforum fordert, die Bahnpläne aufzugeben und den ehemaligen Friedhof als Kriegsgräberstätte einzustufen und zu schützen.
Den zukünftigen Status des Geländes müsse die Politik festlegen, sagte die Archäologin Halle. Über den Verbleib der geborgenen menschlichen Überreste müsse Bremen mit den Vertretungen Russlands, der Ukraine und anderer Nachfolgestaaten der Sowjetunion reden.