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Bildung Keine Luft mehr im Gröpelinger Schulsystem

Die neue Grundschule in Gröpelingen wird nicht ausreichen, um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden. Was sind die Pläne für die Zukunft?
15.01.2024, 07:00 Uhr
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Von Anke Velten

Gröpelingen bekommt eine neue Grundschule. Doch schon jetzt ist klar: Das wird nicht reichen. Nicht zum kommenden Schuljahr – und erst recht nicht für die absehbare Zukunft. Obwohl die neue Schule am Schiffbauerweg mit vier Klassenzügen doppelt so aufnahmefähig sein wird wie anfangs angedacht, müssen auch die übrigen sechs Gröpelinger Grundschulen Platz schaffen, der eigentlich nicht da ist. Für den Gröpelinger Bildungsausschuss ist klar, dass an einem weiteren Schulstandort kein Weg vorbeigeht. Doch zunächst gilt es, Plätze für die kommenden Erstklässlerinnen und Erstklässler herbeizuzaubern. An der Grundschule Auf den Heuen sorgen Überlegungen, einen dritten Jahrgangszug einzurichten, für Bedenken.

Es gebe „keine Luft mehr im System“, gestand Karsten Thiele, zuständig für die Schulaufsicht bei der Senatorin für Kinder und Bildung, im Rahmen der Ausschusssitzung in der Oslebshauser Grundschule. Seit die senatorische Behörde für Kinder und Bildung im Frühjahr des vergangenen Jahres die Daten des Einwohnermeldeamtes abgefragt habe, sei die Zahl der Bremer Kinder, an die im Herbst die Einschulungsbriefe verschickt wurden, um 240 gestiegen. In einzelnen Stadtteilen – darunter auch Gröpelingen  – sei der Anstieg größer als in anderen.

Viele junge Familien

Als mögliche Erklärung für die Diskrepanz führte Thiele einerseits die Vermutung an, dass die amtlichen Daten im Frühjahr nicht ganz aktuell gewesen seien. Andererseits befinde sich Gröpelingen im Generationswechsel mit einem Zuzug vieler junger Familien. Aufgrund diverser großer Neubaugebiete werde sich das Wachstum in den kommenden Jahren vor allem im Ortsteil Oslebshausen weiter verstärken, prophezeite Ausschusssprecher Martin Reinekehr (SPD).

Ein, so Thiele, „stadtweites Phänomen“ sei die auffällige Zunahme von Kindern mit einem diagnostizierten Förderbedarf in den Bereichen Wahrnehmung und Entwicklung. Nachdem in den Vorjahren für zwischen 120 und 150 Kinder Förderbedarf angemeldet worden war, habe das Gesundheitsamt für den aktuellen Jahrgang stadtweit 240 Kindern Förderbedarf attestiert. „Gröpelingen gehört dabei zu den Stadtteilen mit den höchsten Zahlen“, so der Referatsleiter. Die Zahl der Kinder, die durch Kriegs- und Fluchterfahrungen traumatisiert seien, sei ein möglicher Grund. Auch die Pandemie, die eine Lücke in der frühkindlichen Bildung verursachte, könne eine Rolle gespielt haben.

19 Kinder nicht versorgt

Noch befinde man sich mitten in der Einschulungsplanung, betonte Thiele. Im nächsten Schritt werden die unmittelbar bevorstehenden Regionalkonferenzen der Schulbezirke die Anmeldungen sichten und den Schulen zuordnen. Bis zum Einschulungstag gebe es üblicherweise noch viel „auf und ab“. Zum aktuellen Zeitpunkt sei der Sachstand, dass 19 Gröpelinger Kinder noch nicht versorgt seien. „Das heißt: Wir brauchen einen weiteren Klassenverband und müssen überlegen, wie wir das darstellen.“

Eine Option ist nach Informationen von Annika Dittmer, eine dritte erste Klasse in der Grundschule Auf der Heuen unterzubringen. „Wir waren überrumpelt“, so die Schulleiterin. Die Problematik: Die zweizügige Ganztagsschule arbeitet seit 18 Jahren mit einem jahrgangsübergreifenden Konzept, bei dem die Kinder der Jahrgänge eins bis vier in gemeinsamen Lerngruppen unterrichtet werden. Eine zusätzliche Klasse könne nicht einfach in diese Struktur integriert werden, erklärte Dittmer. Eine „Parallelbeschulung“ der überzähligen Schüler außerhalb des bestehenden Systems – auch das mag sie sich nicht vorstellen. Denkbar sei allenfalls, die zusätzlichen Kinder überkapazitär in die bestehenden Lerngruppen aufzunehmen, „damit eine funktionierende Schule nicht gesprengt wird.“ Grundsätzlich seien Schulleitung und Kollegium bereit, ab dem kommenden Schuljahr über eine dreizügige Grundschule nachzudenken, so Dittmer. „Doch das müsste geplant und schon jetzt angegangen werden.“

Der Bildungsausschuss will die Behörde daher zu einer zeitnahen Planung auffordern, die den zusätzlichen Raumbedarf, die Personalausstattung und das bestehende pädagogische Konzept berücksichtigt. „Früher oder später“, so Ausschusssprecher Reinekehr, „müssen wir uns aber über einen weiteren Standort Gedanken machen.“

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