„Wir drücken die Pause-Taste und wollen den Umbau erst mal nicht weiterverfolgen“: Mit diesen Worten hat vorige Woche Claus Gieseler vom Referat Stadtumbau im Bauressort bei der Sitzung des Gröpelinger Beirats die mittlerweile mehrjährige Diskussion über die Kreuzung Oslebshauser Landstraße/Oslebshauser Heerstraße/Ritterhuder Heerstraße beendet. Viele Anwohner dürfte dies freuen.
Hintergrund ist eine über das integrierte Entwicklungskonzept Gröpelingen (IEK) finanzierte städtebauliche Studie zur Verbesserung der Situation rund um Oslebshausens zentrale Heerstraßenkreuzung. Um die überdimensionale Straßenkreuzung insbesondere für Fußgänger und Radfahrer übersichtlicher und sicherer zu machen und den Durchgangsverkehr zwischen Osterholz-Scharmbeck und dem Hafen zu unterbinden, hatten die Experten in der vor drei Jahren erstellten Studie einen Umbau der Kreuzung empfohlen. Aus ihrer Sicht sollte demnach die Oslebshauser Landstraße abgehängt werden, indem nur noch von der Heerstraße aus Richtung Grambke in sie hinein- und aus ihr heraus nur noch nach rechts in Richtung Innenstadt gefahren werden könnte.
Umfrage am Aktionstag
Bei Anwohnerinnen und Anwohnern sorgte diese Idee für einen empörten Aufschrei, wie sich in verschiedenen Sitzungen und Informationsveranstaltungen zeigte. Denn auf diese Weise würde zwar dem Durchgangsverkehr von der Ritterhuder Heerstraße in Richtung Hafenrandstraße ein Riegel vorgeschoben. Aber: Auch Anwohner könnten dann zum Einkaufen auf der anderen Seite der Heerstraße nicht mehr von der Oslebshauser Landstraße aus geradeaus über die Kreuzung fahren, sondern müssten jedes Mal durch die Straßen Auf den Heuen und Am Nonnenberg fahren. Beide Straßen hätten dafür nach Ansicht der Planer zunächst ausgebaut werden müssen.
Im August hatte die Behörde bei einem Aktionstag unter dem Motto „Mobil in Oslebshausen“ mit Anwohnerinnen und Anwohnern nochmals über ihre planerischen Ideen ins Gespräch kommen und für den Kreuzungsumbau werben wollen. 40 bis 50 Personen folgten der Einladung auf den Regine-Hildebrandt-Platz, wie Gieseler nun mitteilte: „Das finde ich relativ enttäuschend, denn wir haben im Vorfeld 1700 Flyer verteilt und über verschiedene E-Mail-Verteiler zu der Veranstaltung eingeladen.“ Wie eine Umfrage am Aktionstag ergab, sei außerdem der Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer 51 Jahre alt oder älter gewesen. Dementsprechend bewertet Gieseler die Ergebnisse der Teilnehmerbefragung, die er dem Beirat nun präsentierte, als nicht repräsentativ.
Was die Befragung ergab: 70 Prozent der Autofahrer, 53 Prozent der Fußgänger und 54 Prozent der Radfahrer sind mit dem Istzustand der Kreuzung zufrieden. 68 Prozent der Befragten stören sich an den langen Wartezeiten dort – dennoch lehnen aber 52 Prozent der befragten Aktionstag-Teilnehmer einen Umbau ab und 63 Prozent finden, die Kreuzung solle so bleiben, wie sie ist. Gieseler: „Das spiegelt auch das wider, was wir bei den Infoveranstaltungen wahrgenommen haben.“
Einzelmaßnahmen weiterhin denkbar
Dass sein Haus den Umbau nun nicht weiterverfolgen wolle, zeige, dass – anders als manche Beobachter argwöhnten – der Aktionstag keine „Alibi-Veranstaltung“ und „noch nichts in trockenen Tüchern“ gewesen sei, so Gieseler, der außerdem ankündigte: „Wir können gucken, ob wir verschiedene kleinere Maßnahmen umsetzen. Die Studie umfasst ja noch mehr Einzelmaßnahmen.“ Denkbar seien etwa die Schaffung kleiner Sitzinseln im Bereich der Fußwege oder die bauliche Verbesserung von Fuß- und Radwegen.
Beiratssprecher Martin Reinekehr (SPD) findet die Entscheidung angemessen. „Es war vielleicht das richtige Projekt zur falschen Zeit. Denn wenn man sich die Rahmenbedingungen ansieht, sind da noch einige Vorarbeiten zu leisten“, sagt er – eine Einschätzung, die Verkehrsausschusssprecherin Marina Grünewald (Linke) teilt. „Ich denke, es ist momentan bei der derzeitigen unklaren Lage die beste Lösung, das Projekt erst mal auf Eis zu legen“, sagt auch sie. „Schließlich ist noch nicht klar, ob die B 74 kommt oder ob sie weiter nördlich an die A 27 angebunden wird. Und es ist auch nicht klar, ob irgendwann die Straßenbahnverlängerung nach Oslebshausen kommt, die dann ja auch über die Kreuzung verlaufen würde.“