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Ortsumgehung Ritterhude Verkehrsdebatte in Gröpelingen: Neue B 74 sorgt für Diskussionen

Die Planungen für die Ortsumgehung Ritterhude werden auch in Gröpelingen sehr genau verfolgt. Dort könnte sich nämlich mit einem neuen Trassenverlauf der B 74 einiges ändern.
25.11.2024, 05:48 Uhr
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Verkehrsdebatte in Gröpelingen: Neue B 74 sorgt für Diskussionen
Von Anne Gerling

Wo soll die B 74 in Zukunft verlaufen? Mit dieser Frage – Hintergrund ist die dringend benötigte Ortsumgehung um Ritterhude und Scharmbeckstotel herum – beschäftigt sich seit 2021 ein Planungsteam bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLSTBV). Zwei mögliche Streckenverläufe für die „B 74 neu“ sind aktuell noch im Rennen, von denen einer voraussichtlich spürbare Auswirkungen auf den Bremer Westen – konkret: auf Oslebshausen – hätte.

Denn die sogenannte Ost-Variante würde südlich von Osterholz-Scharmbeck die alte B 74 verlassen, in südlicher Richtung durch die Hammeniederung verlaufen und schließlich über die Ritterhuder Heerstraße auf die Anschlussstelle Bremen-Industriehäfen der A 27 zulaufen. Sämtliche Fahrzeuge, die dort dann nicht auf die Autobahn fahren, würden über Oslebshauser Tor und Ritterhuder Heerstraße direkt auf die zentrale Heerstraßenkreuzung in Oslebshausen geführt und sich von dort aus über den Ortsteil verteilen. Der Gröpelinger Beirat, der sich seit Langem um eine Entlastung der Heerstraßenkreuzung bemüht, ist dementsprechend alarmiert: Er befürchtet erheblich mehr Verkehr. Am Mittwoch haben sich die Ortspolitiker mit den verantwortlichen Planerinnen über das Vorhaben ausgetauscht, die dafür eigens aus Lüneburg ins Bürgerhaus Oslebshausen gekommen waren.

Viele Fragen bleiben unbeantwortet

Die wichtigste Frage – nämlich die, wo die B 74 neu verlaufen wird – könnten sie derzeit allerdings noch nicht beantworten, stellten Projektbereichsleiterin Anette Padberg und Projektleiterin Kirsten Kentzler-Schonlau von der NLSTBV dabei als Allererstes klar: „Wir sind derzeit in der Vorplanung, dabei geht es hauptsächlich darum, die richtige Linie zu finden. Eine Vorzugsvariante steht noch nicht fest.“

Wir sind derzeit in der Vorplanung, dabei geht es hauptsächlich darum, die richtige Linie zu finden. Eine Vorzugsvariante steht noch nicht fest.
Anette Padberg, Projektbereichsleiterin, und Projektleiterin Kirsten Kentzler-Schonlau, NLSTBV

Was aber klar sei: Auf einen Ausbau der Ritterhuder Heerstraße würde – sofern die Ost-Variante käme – weitestgehend verzichtet, um die Naturschutzgebiete Blockland und untere Wümmeniederung, untere Hammeniederung mit Teufelsmoor „weitgehend zu schonen“. Von der Wümmebrücke bis zur Brücke über das Maschinenfleet bliebe die Straße somit in ihrem derzeitigen Zustand. Eine Veränderung gäbe es in Höhe der A 27, dort würde der Einfädelstreifen auf der Ritterhuder Heerstraße in Richtung Osterholz-Scharmbeck verlängert, damit der Verkehr dort fließt.

Um den Schleichverkehr durch Oslebshausen zu unterbinden, hatte der Gröpelinger Beirat vor zwei Jahren gefordert, den Flächennutzungsplan umzusetzen, der eine direkte Anbindung der B 74 neu an die A 281 vorsieht – ohne dass die Bundesstraße in die Ritterhuder Heerstraße „ausläuft“. Nun wollten die Ortspolitiker wissen, welche Maßnahmen bei der Ost-Variante zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs in Oslebshausen geplant seien. Auch hierzu allerdings konnten die NLSTBV-Vertreterinnen nichts sagen: Sie sind ausschließlich für das Projektgebiet in Niedersachsen zuständig und verwiesen den Beirat auf die für das Bremer Gebiet zuständige Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) und die Bremer Mobilitätssenatorin, mit denen die NLSTBV im Austausch sei. Viele der Fragen, die der Beirat zu dem Vorhaben zusammengetragen hat, bleiben also vorerst unbeantwortet.

Projekt sei "aus der Zeit gefallen"

„Ich habe leider eine Darstellung dazu vermisst, was für den Bremer Teil geplant ist – was also ab der Brücke über das Maschinenfleet passiert“, kritisierte dementsprechend Dieter Mazur. Ende der 1980er-Jahre hat er gemeinsam mit Gerold Janssen in einer Bürgerinitiative erfolgreich für den Erhalt des Hollerlandes gekämpft, heute ist er Bremer Landesvorsitzender beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und kündigte nun in dieser Eigenschaft „härtesten Widerstand“ gegen den B 74-Umbau an. Für ihn steht fest: „Die B 74 neu ist für Flora, Fauna, Biotope und Bürgerinnen und Bürger nicht zumutbar. Wer Straßen baut, erzeugt Verkehr.“

Die B 74 neu ist für Flora, Fauna, Biotope und Bürgerinnen und Bürger nicht zumutbar. Wer Straßen baut, erzeugt Verkehr.
Dieter Mazur, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Mit Blick auf die nachfolgenden Generationen sei das Projekt angesichts von Klimawandel, Artensterben deshalb „aus der Zeit gefallen.“ Ähnlich sieht es die im Februar gegründete Bürgerinitiative „B 74 nie“, die sich gegen den Straßenneubau und für Alternativen zur Entlastung der Ortsdurchfahrten einsetzt. Sie unterstreicht: „Dieses neue Stück der B 74 bedeutet eine dreispurige Schnellstraße mit gigantischen Knotenpunkten und widerspricht der angestrebten Mobilitätswende, dem Klimaschutz und natürlich auch dem Schutz von Mensch und Natur.“ Wird das Vorhaben umgesetzt, so könnte für Oslebshausen am Ende auch alles noch ganz anders kommen – die West-Variante, die nördlich von Scharmbeckstotel gen Westen verliefe und nordöstlich der vorhandenen Anschlussstelle Ihlpohl mit einer neuen Anschlussstelle an die A 27 angebunden würde, läge komplett in Niedersachsen.

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