Am Himmelfahrtstag am Donnerstag jährt sich zum 70. Mal ein für das Nachbarschaftshaus Helene Kaisen – und damit für alle Bremer Bürgerhäuser – bedeutsames Datum: Als Nachbarschaftshaus Ohlenhof war Bremens erstes Bürgerhaus am 26. Mai 1952 eröffnet worden. Möglich gemacht hatten dies vor allem auch die Unitarier – eine US-amerikanische Religionsgemeinschaft mit Sitz in Boston, die beim Wiederaufbau in Deutschland mithalf.
"Hilfe zur Selbsthilfe" wollten die Unitarier leisten, und zwar für alle notleidenden Menschen und unabhängig von Religion, Rasse und Nationalität. Dies sei bis heute ein wesentlicher Grundsatz des Hauses, so Peter Sakuth, SPD-Innensenator a.D. und Vorsitzender des Trägervereins Nachbarschaftshaus Bremen. Er schildert: „Die Unitarier waren der Auffassung, dass das auch in Deutschland am besten durch soziale Einrichtungen erreicht werden konnte. Sie hatten bereits in den USA und anderen Ländern positive Erfahrungen mit den sogenannten Settlements, also mit Nachbarschaftshäusern, gemacht und wollten damit auch in Deutschland beginnen und diesen Versuch am liebsten in Bremen starten. Beim Bremer Senat, bei der Arbeiterwohlfahrt und auch bei vielen Sozialarbeitern lösten sie damit große Begeisterung aus.“
Von Anfang an großer Zustrom
1951 wurde der Verein Nachbarschaftshaus Bremen ins Leben gerufen, der die Gründung durch die späteren Träger des Hauses vorantreiben sollte: die Stadt Bremen, der Arbeiterwohlfahrt-Hauptausschuss in Bonn und der Awo-Ortsausschuss Bremen. Zur Vereinsvorsitzenden wurde die Bürgermeistergattin Helene Kaisen gewählt, die sich gemeinsam mit acht weiteren Frauen für die Schaffung der Einrichtung engagierte und viele Jahre später auch zur Namensgeberin des Hauses wurde.
Der Zustrom sei von Anfang an groß gewesen, sagte Sakuth. Dass dort wieder ein Gemeinschaftsleben möglich war, Hobbys gepflegt und kulturelle Veranstaltungen angeboten wurden, kam an. „Vielen ging es auch einfach nur darum, sich in der kälteren Jahreszeit zu wärmen, was daheim noch nicht überall möglich und für etliche Bürger noch zu teuer war.“
Das Haus wurde schließlich zur Vorlage für weitere Einrichtungen dieser Art: 1976 folgte das Bürgerhaus Weserterrassen in der östlichen Vorstadt und 1977 die Bürgerhäuser Obervieland, Oslebshausen und Neue Vahr.
Gefeiert werden soll der runde Geburtstag Ende September mit einer Jubiläumswoche. Geplant ist eine Folge von Veranstaltungen, die eine Mischung aus Fachtagungen und Publikumsaktionen sind.