In rund eineinhalb Jahren will die 2018 von vier Ver- und Entsorgungsunternehmen gegründete Klärschlammentsorgungsgesellschaft Kenow GmbH & Co die neue Klärschlammverbrennungsanlage auf dem SWB-Gelände an der Südweststraße im Industriehafen in Betrieb nehmen. Ein wichtiger Schritt dorthin ist nun mit der Grundsteinlegung für die eigentliche Anlage gemacht worden. Die Bauvorbereitungen auf dem Gelände laufen bereits seit Anfang des Jahres.
Die Anlage ist für die Verbrennung von rund 55.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr ausgelegt und wird Kenow-Sprecher Oliver Ladeur zufolge mit den anfallenden Klärschlammmengen der Kooperationspartner zu rund 70 Prozent ausgelastet sein: „30 Prozent bleiben dann noch für anfallende Mengen aus der Region Nordwest.“ Die Anlage wird dabei dem Betreiberkonsortium zufolge nachhaltigen Strom und klimaneutrale Wärme liefern, ohne die Umwelt durch Schadstoffe oder Gerüche zu belasten.
“Für die Region ist die Klärschlammverwertungsanlage ungeheuer wichtig: Sie stellt ökologisch und ökonomisch den besten Weg dar, Klima- und Trinkwasserschutz miteinander zu vereinbaren. Damit übernehmen wir, die Gesellschafter, Verantwortung für Bremen und für die Region“, so Olaf Hermes, kaufmännischer Vorstand und Vorstand Personal der SWB AG.
Hintergrund für den Bau der Anlage ist eine Änderung der gesetzlichen Bestimmungen für die Behandlung von Klärschlamm, der bei der Reinigung von Abwasser anfällt: Ab 2029 ist es verboten, die Gärreste aus Kläranlagen der Städte und Kommunen wie bislang als Dünger auf Feldern zu entsorgen. Sie müssen stattdessen verbrannt werden, um Böden und Grundwasser zu schonen, Schadstoffe wie etwa Arzneimittelrückstände nicht in den Nahrungskreislauf gelangen zu lassen und wertvolle Nährstoffe wie Phosphor zurückzugewinnen.
Die Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu hatte bis zuletzt die Anlage zu verhindern versucht und während des Genehmigungsverfahrens vom Widerspruchsrecht Gebrauch gemacht. Angesichts der Erfolgsaussichten habe man schließlich zwar darauf verzichtet, gegen das Vorhaben vor Gericht zu ziehen, sagt deren Sprecher Dieter Winge: „Aber der jüngste Störfall im SWB-Mittelkalorik-Kraftwerk Anfang Juli hat gezeigt: Wenn solche Anlagen da sind, muss man immer mit Unvorhergesehenem rechnen – und damit, dass die Bevölkerung belastet wird. Unsere Abneigung gegen die Anlage bleibt bestehen und wir hätten uns einen anderen Standort zur Hafenseite hin gewünscht.“