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Brache an der Diedrich-Wilkens-Straße Wie die Stadt fast einen Spender verprellt

Ein Unternehmer möchte sich in Hemelingen an dem Bau einer Grünanlage beteiligen, doch die Behörde muss die Offerte langwierig prüfen. Inzwischen so lange, dass der Unternehmer das Thema fast abgehakt hat.
09.02.2022, 20:00 Uhr
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Wie die Stadt fast einen Spender verprellt
Von Christian Hasemann
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Seit Jahren fragen sich Anwohner und die Ortspolitik, was auf der zwei Hektar großen Brachfläche an der Diedrich-Wilkens-Straße passieren soll. Seit ein Geruchsgutachten eine Wohnbebauung ausschließt, gibt es die Idee, dort einen Park anzulegen. An den Kosten wollte sich die benachbarte Coffein Compagnie beteiligen, eine Antwort der Stadt hat sie auf den Vorschlag, der knapp zwei Jahr zurückliegt, bisher aber nicht erhalten. 

Die Ausgangslage

Ursprünglich war für die Fläche zwischen Bahndamm und Diedrich-Wilkens-Straße eine Wohnbebauung vorgesehen. Aufgrund der Geruchsbelastung unter anderem durch die Entkoffeinierungsanlage der Coffein Compagnie musste dieser Plan aufgegeben werden. Der Geruch vor Ort war in der Vergangenheit immer wieder Thema im Stadtteil. Lange war unklar, ob dieser auch die Bebauung der ehemaligen Betriebsgelände von Coca-Cola und Könecke verhindern würde. Letztlich kam ein Gutachten zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall sei. Allerdings gilt die Belastung auf der Brache an der Diedrich-Wilkens-Straße als immer noch zu hoch – auch wenn das Unternehmen zuletzt angekündigt hatte, weitere Verbesserungen an Anlagen zur Geruchsdämmung vornehmen zu wollen. 

Welche Ideen gibt es?

Dem Ortsbeirat schwebt eine Aufwertung des Geländes zu einer Grünanlage vor. Die Coffein Compagnie hatte sich bereit erklärt, sich an der Umgestaltung zu beteiligen. Allerdings hat sich seit diesem Angebot und einer Überprüfung im August 2020 durch die Zentrale Antikorruptionsstelle nichts mehr getan. Diese geht im Ergebnis von einer Spende im Sinne der Verwaltungsvorschrift aus. 

Ein Bürgerantrag schlägt für das Gelände außerdem eine Skateranlage vor. Statt hochfliegende Skater, die in Halfpipes landen, landet auf dem Gelände bisher bei Notfällen aber nur der Rettungshubschrauber – die Brachfläche ist als eine gefahrlose Landefläche für Rettungseinsätze ausgewiesen. In der Sozialbehörde gab es vorsichtige Überlegungen, dort Container für geflüchtete Menschen aufzustellen. Diese Idee wurde allerdings zu den Akten gelegt.

Wirklich genutzt wird die Fläche von Hundebesitzern und Fußgängern. Für Erstere ist eine umzäunte Hundeauslauffläche denkbar. In die Überlegungen, wie es mit der Brache weitergeht, spielt aber auch die Radpremiumroute mit hinein. Denn diese soll später über das Gelände führen, eine Vorzugsvariante hat sich allerdings noch nicht herauskristallisiert. 

Was sagt der Unternehmer?

Glücklich mit der Situation ist Bernd Schopf, Eigentümer der Coffein Compagnie nicht. "Wir sind frustriert über das Ganze, aber am Ende können und wollen wir das nicht lösen." Es sei eine politische Aufgabe, die Planungen für die Brache voranzubringen. Nähere Informationen hat auch Schopf nicht. "Ich kann nicht sagen, was der Stand ist, weil mit uns keiner redet."

Mit dem Zeigefinger auf jemanden zeigen möchte Schopf trotzdem nicht und betont die komplexe Gemengelage vor Ort. Er sagt: "Ich finde, der Blick muss nach vorne gehen." Auch wenn er das Thema persönlich eigentlich schon abgehakt habe, sei man grundsätzlich gesprächsbereit und offen, etwas zu machen. "Aber dann muss jemand sagen, was man möchte und es voranbringen."  

Was sagt die Stadt?

Als ein sehr "ungewöhnliches Thema" bezeichnet Jens Tittmann, Pressesprecher des Bau- und Umweltressorts, die Offerte der Coffein Compagnie. "Da müssen wir sehr genau prüfen, ob das möglich und statthaft ist", sagt er und verweist darauf, dass die Behörde auch Genehmigungsbehörde gegenüber der Coffein Compagnie sei. "Es ist ein Thema, mit dem man sich nicht jeden Tag auseinandersetzt, das beschäftigt Juristen schon mal ein paar Monate und ist nicht schnell zu entscheiden", sagt er mit Blick auf die Bearbeitungsdauer im Ressort. Immerhin: Es gebe nun eine Empfehlung für die Hausspitze, die jetzt in der Angelegenheit entscheide müsse. Wie diese aussieht, dazu machte der Sprecher keine Angaben. Keine Details gab es aus dem Bauressort außerdem zum Stand eines möglichen Konzepts für das Gelände.

Was sagt die Politik?

Marco Lübke, CDU Bürgerschaftsabgeordneter aus Hemelingen, hat kein Verständnis für den Umgang mit dem Angebot der Coffein Compagnie. "Wir haben diverse Baustellen in Hemelingen, und dann gibt es jemanden, der mit eigenem Geld etwas für die Bürger machen will und man lässt ihn am langen Arm verhungern." Lübke bezeichnet das Verhalten des Ressorts als "beschämend." Das Mindeste sei, dass man miteinander spreche. "Wenn man versuchen will, noch etwas zu retten, sollte die Stadt umgehend Kontakt aufnehmen." Ob das noch was bringe, wisse er nicht. "Ich kann den Frust von Herrn Schopf verstehen", so Lübke. Das Beispiel in Hemelingen sei insgesamt ein Zeichen dafür, wie mit Firmen in Bremen umgegangen werde, findet der CDU-Mann.

Wie geht es weiter?

Am 7. März könnte es neue Informationen zu der Anlage geben, dann wird die Brachfläche Diedrich-Wilkens-Straße auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung des Stadtteilentwicklungsausschusses stehen. Eingeladen dazu ist unter anderem Stadtplaner Ronald Risch. Zuvor wird es aber am 28. Februar um 17.30 Uhr einen Vor-Ort-Termin im Tamra-Hemelingen-Park geben, bei dem die Ergebnisse einer Befragung von Anwohnern durch Studierende der Hochschule Bremen vorgestellt werden sollen. Ortsamtsleiter Jörn Hermening jedenfalls hofft auf ein baldiges Konzept für die Brachfläche. "Das ist schon wichtig für die Bürger, denn jetzt macht es einen ungepflegten Eindruck." Es gebe außerdem einen Bedarf an Erholungsbereichen für die Hemelinger Bürger. "Erst recht, wenn das Cola-Könecke-Gelände bebaut wird", so Hermening.

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