Für Elke Hoffmann sind die vergangenen Jahren eine Zeit des Hoffens und Bangens gewesen. Nun allerdings ist endgültige Gewissheit eingetreten: Sie muss ihren Kleingarten an der Beneckendorffallee direkt an der Bahnstrecke Bremen-Hannover bis Dezember geräumt haben. Dann sollen die Bagger anrollen und die Arbeiten für den Bau der neuen Eisenbahnüberführung Zeppelintunnel vorbereitet werden.
Die inzwischen verwilderten Gärten, in denen sich die Natur in den vergangenen Jahren ungehindert – oder auch ungestört – breitmachen konnte, sollen ab Dezember Beton, Stahl und Konstruktionsholz weichen. Denn für die Verlegung der Eisenbahnüberführung und dem Tunnelbau knapp 70 Meter weiter westlich vom jetzigen Standort braucht es Platz und Lagerflächen und auch der geplante Neubau des Bahnhof Föhrenstraße wirft offenbar seine Schatten voraus. Den Parzellisten wurde 2017 durch den Bahn Landwirtschaftsverband gekündigt, der das Kleingartengebiet, das im Besitz der Deutschen Bahn ist, verwaltet. Seitdem wird Elke Hoffmanns Garten nur geduldet.
Elke Hoffmann berichtet von einer langen Zeit der Ungewissheit und fehlenden Ansprechpartnern. Innerhalb des Bahn Landwirtschaftsverbandes gab es Querelen. Der Unterverband Hannover, der für die Gärten in Bremen zuständig war, wurde in der Folge aus dem Hauptverband ausgeschlossen und durfte die Flächen nicht mehr verwalten. Die Kleingärtner aus Bremen und Hannover standen damit ohne Ansprechpartner da.
In der vergangenen Woche fand die Übergabe des Parzellengebiets an die Deutsche Bahn statt. Mit dabei war auch Elke Hoffmann und dort gab es auch Mitteilung über das endgültige Aus. „Es hieß, wir liegen mittendrin und müssen raus“, so Hoffmann. Lange habe es zuvor geheißen, dass die Bahn noch gar nicht wüsste, wie viel Platz gebraucht werde. „2016 haben wir einen Plan gesehen, auf dem die Lagerfläche nur bis an unseren Garten ranging.“ Diese Pläne haben sich offensichtlich geändert. Bis Oktober sollte Elke Hoffmann den Garten räumen. „Da habe ich gesagt, dass ich länger brauche, ich muss mir ja eine Parzelle suchen und auch die Pflanzen würden sterben.“ Nun muss sie zum Jahresende die Parzelle übergeben. Eine Gnadenfrist, wenn man so will.
Tauben müssen im schlimmsten Fall geschlachtet werden
Knapp 300 Quadratmeter ist die Parzelle von Elke Hoffmann groß, in der sie Zaunkönige, Grünfinken und Grauschnäpper beobachten kann. In einem angelegten Teich mit Bachlauf äugen die Fische hinaus, hinter dem Gartenhaus steht ein Verschlag mit Hochzeitstauben. Tauben, die im schlimmsten Fall geschlachtet werden müssen. „Wenn wir keine Parzelle in der Nähe bekommen und die Tauben vielleicht umerziehen können“, sagt Hoffmann.
Das Wertgutachten für den Garten habe bei Weitem nicht das ergeben, was sie in den Garten gesteckt habe, sagt Hoffmann. Ihre Hauptsorge ist das aber nicht. Sie fragt: „Was passiert mit den ganzen Tieren? Ich sage es: Die werden platt gemacht.“ Neben den Vögeln seien auch Molche und Kröten in dem Gebiet beheimatet. Sie sucht nun eine Parzelle in der Nähe.
Die Deutsche Bahn hat bis zum Redaktionsschluss nur eine vorläufige Antwort auf Anfrage des STADTTEIL-KURIER gegeben und weist in dieser auf den geplanten Bau des Bahnhofs Föhrenstraße hin. Derzeit könne man aber keine genaueren Angaben zu den benötigten Flächen machen, sagte eine Bahnsprecherin.