Das Kollegium der Grundschule Alter Postweg in Hastedt ist das Schleppen von Umzugskartons inzwischen gewohnt. Schon zum zweiten Mal binnen eines Jahres heißt es: Sachen ein- und wieder auspacken. Grund ist der Abriss des Ortsbild prägenden Altbaus und der geplante Neubau an derselben Stelle.
Zum Hintergrund: Im vergangenen Jahr musste die Schule für mehrere Wochen in die Stresemannstraße umziehen, als Probleme an der Statik des Schulgebäudes bekannt wurden. Danach folgte dann die Entscheidung, den Altbau abzureißen und einen Neubau zu planen.
Letzte Arbeiten an Containern
Zunächst ist es bei einem ersten raschen Blick auf die Baustelle kaum vorstellbar, dass in der kommenden Woche der Unterricht in der Interimsschule starten soll. Die Container in Weiß und Rot, zweistöckig als ein "L" angelegt, stehen bereit, aber überall sind noch Bauunternehmen und Speditionen mit ihren Fahrzeugen und Arbeitern zu sehen.
Ein Fahrradunterstand wird noch aufgebaut, das Pflaster hingegen ist weitgehend gelegt. Auf dem Schulhof: neue Klettergeräte und Tischtennisplatten. Im Inneren: Ein Sammelsurium aus Kisten und Kartons in den künftigen Klassenräumen, die ersten Lehrerinnen und Lehrer packen gerade aus, richten ihre Klassen ein.
Schulleiter Sebastian Gerber geht dennoch davon aus, dass bis zum Start nahezu alles fertig werden wird. "Es sind die Kleinigkeiten, die manchmal nicht klappen." Das sind in einem Fall die Garderobenhaken. Kein größeres Problem für ein Kollegium, das sich ohnehin in den vergangenen Jahren im Altbau mit vielen Provisorien herum ärgern musste.
Lob für Containerschule
Containerschule – diesem Ausdruck haftet für manche Menschen etwas Negatives an. Gerber und Konrektorin Wiebke Suling sind aber begeistert. "Was richtig toll ist, dass es offen und luftig ist", sagt Gerber und meint damit die vielen Fenster, die einen Blick auf den Hasteder Weseruferpark und die Weser ermöglichen. Er meint damit aber auch die Fenster in den Türen, die den Blick in die Klassenräume freigeben.
Und überhaupt Fenster: In den Container können auch die jüngsten Schülerinnen und Schüler hinaus blicken. Im Altbau lagen diese für viele Kinder zu hoch. "Und es gibt Jalousien zum Verdunkeln, das hatten wir vorher nicht am Postweg." Im ersten Stock hakt es damit noch etwas. "Wir haben noch nicht herausgefunden, wo die Sicherung dafür ist." Eines von den kleinen Problemen, von denen Gerber spricht.
Im Container-Klassenraum herrscht zwar noch eine gewisse Schlichtheit, aber dafür sind künftig moderne Technik und deutlich mehr Platz zum Lernen vorgesehen. Statt 56 Quadratmetern sind die Klassenräume nun zwischen 60 und 63 Quadratmetern groß. Dazu kommt für jede Klasse noch ein sogenannter Differenzierungsraum.
"Förderung mit allen Sinnen", so beschreibt Konrektorin Suling das Lehren und Lernen an der Schule. Gemeint ist damit, dass Schülerinnen und Schüler ganz unterschiedliche Formen des Lernens benötigen. "Und dafür brauchen wir Platz und Raum, damit zum Beispiel die Ruhe haben, die schon etwas Anderes machen."
Modernste Technik
Die Container erlauben außerdem den Start in die digitale Lernwelt. Ein großer Karton zeugt davon. Darin ein sogenanntes Digiboard, eine Art digitale Schultafel, die sich mit den Computer-Tablets der Schule koppeln lassen. "Die Kreidezeit ist vorbei", sagt Gerber. Die Dinosaurier der Pädagogik, Schiefertafeln, sind ausgestorben.
"Für den Sachunterricht sind die Digiboards eine richtig gute Sache", sagt der Schulleiter. "Wir haben so viel mehr Möglichkeiten, Dinge zu erklären und darzustellen." Ob denn auch das Kollegium mit den Geräten zurechtkomme? "Die Grundlagen können alle und es wird zügig Fortbildungen geben", sagt Gerber.
Insgesamt zieht Gerber ein überaus positives Fazit: "Wenn wir hier richtig angekommen sind, muss uns die Behörde schon eine richtig gute Schule hinstellen, damit wir hier raus wollen." Für mindestens fünf Jahre wird der Jakobsberg Standort für die Schule sein, bevor der Neubau steht.
Gerber lobt auch die Geschwindigkeit, mit der der Interimsstandort aufgebaut wurde. Von der Entscheidung bis zur (fast) fertigen Umsetzungen mit dem Abriss des Eissportstadions, das vormals auf dem Gelände stand, vergingen gerade einmal 14 Monate – so schnell dürfte in Bremen kaum je eine Schule entstanden sein. Das hat auch seinen Preis: Knapp sieben Millionen Euro hat das Gesamtprojekt gekostet.
Gerber dankt auch dem Bremer Sportclub, Pächter des Sportgeländes, der das Areal zur Verfügung stellt. "Das war supernett von denen." Andernfalls hätte die Interimslösung auf dem Schulhof neben dem Altbau gestanden – verbunden mit dem Lärm und Staub des kommenden Abrisses und Neubau.
Für den Altbau liegt nach Auskunft von Immobilien Bremen die Freigabe für den Abriss vor. Eine Zwischennutzung sei nicht angedacht, die Turnhalle werde jedoch noch bis Ende Januar 2023 weitergenutzt. Ab März 2023 soll der Abriss beginnen und etwa ein halbes Jahr dauern. Baubeginn für den Neubau soll frühestens im Herbst 2024 sein.