Ein Jahr noch, dann ist Schluss mit Unterricht in der Grundschule Alter Postweg in Hastedt. Die Schule mit seinen drei Gebäuden, darunter der Ortsbild prägende, knapp 110 Jahre alte Altbau, wird voraussichtlich abgerissen. Danach soll ein Neubau für geschätzte zehn Millionen Euro entstehen. Die Schule zieht für die Bauzeit in Container auf dem Jacobsberg in Hastedt.
Gutachter hatten in den vergangenen Wochen die Schule genau unter die Lupe genommen und das Ergebnis der Untersuchungen fiel nun desaströs aus. Die Schule war vor Ostern wegen Problemen mit der Statik gesperrt worden. Die Schülerinnen und Schüler mussten bis Pfingsten in das alte Telekomgebäude an der Stresemannstraße umziehen. In der Zwischenzeit wurde der Altbau so hergerichtet, dass zumindest für ein Jahr der Unterricht dort gesichert ist.
Edgar Melzer vom stadteigenen Unternehmen Immobilien Bremen (IB), das zuständig für die öffentlichen Gebäude in Bremen ist, fasste die Ergebnisse zusammen: "Die Decken sind in ihrem jetzigen Zustand nicht sanierungsfähig." Es müssten alle Zwischendecken abgebrochen werden für eine Sanierung. "Sodass am Ende eigentlich nur noch die Außenwände stehen würden." Wahrscheinlich bräuchte es außerdem eine Verstärkung der Gebäudegründung, da ein neues Dach schwerer wäre.
Nicht besser sieht es mit dem "Neubau" genannten Ergänzungsgebäude aus den 70er-Jahren aus. Die Waschbeton-Fassade weist an der Aufhängung Mängel auf, die komplette Fassade müsste abgebrochen werden. Der Vorschlag lautet stattdessen: Komplettabriss. Umfangreich würde sich nach Melzers Worten auch die Sanierung der Turnhalle gestalten. "Da wäre eine neue Dacheindeckung nötig und das würde auch einen neuen Dachstuhl erfordern." Bei den Deckenunterzügen haben die Gutachter eine unzureichende Betonüberdeckung und Korrosionsschäden festgestellt.
Für viele Hemelinger prägt der Altbau der Schule das Ortsbild. Denkmalgeschützt ist das Gebäude jedoch nicht. "Wir haben abschließend mit dem Denkmalamt gesprochen, das Gebäude gilt als erhaltenswert, es ist aber kein Kulturdenkmal und steht nicht auf der Denkmalliste", so Melzer.
Die provisorischen Ausbesserungsarbeiten vor Pfingsten erlauben zumindest eine weitere Nutzung des Altbaus für ein Jahr. Dafür wurde von den Zwischendecken Estrich abgetragen – so lastet weniger Gewicht auf den tragenden Strukturen. "Eine konkrete Aussage, wie lange das Gebäude noch genutzt werden kann, kann man nicht machen", sagt Melzer. "Das Gebäude steht unter Beobachtung und ist im Moment sicher."
Günter Klänelchen, ebenfalls IB, stellte die Kosten für eine Sanierung dem eines Neubaus gegenüber. "Eine Sanierung des Altbaus würde etwa 15 Millionen Euro kosten, ein Neubau etwa zehn Millionen Euro. Im Ergebnis steht also ein ganz klarer Vorteil für einen Neubau." Auf Nachfrage bestätigte er, dass auch alle anderen Gebäude mit abgerissen würden und auch eine neue Turnhalle entstehen würde.
Christa Komar (Grüne), Sprecherin des Bildungsausschuss in Hemelingen, wollte wissen, ob denn die Gelder dafür schon bereit stehen. "Es wird eine Senatsvorlage geben und unter der Annahme, dass dieser zugestimmt wird, steht die Finanzierung", sagte Klänelchen. "Was passiert, wenn der Finanzierung doch nicht zugestimmt wird?", hakte Komar nach. "Eigentlich ist eine Zustimmung alternativlos für die Stadt", antwortete Klänelchen.
Christina Berding, IB, ging auf die voraussichtliche Interimslösung mit Containern für die Schule auf dem Jacobsberg ein. "Wir werden eine dreizügige verlässliche Grundschule darstellen können", sagte sie. Eine temporäre Nutzung des Geländes an der ehemaligen Eissporthalle sei möglich. "Wir werden außerdem Verhandlungen mit den Sportvereinen durchführen." Offene Punkte gebe es hingegen noch bei der Verkehrssicherheit. "Ziel ist es, die Interimlösung zum Schuljahresbeginn 2022/23 in Betrieb zu nehmen", so Berding.
Auf das doch eher kurze Zeitfenster für den Aufbau der Zwischenlösung angesprochen, meinte Udo Stoessel, Referatsleitung Liegenschaften bei der Bildungssenatorin: "Die Bedarfsmeldung liegt schon vor und Mobilanlagen dieser Größenordnung haben wir schon mal gebaut, darauf wird zurückgegriffen." Teil der Bedarfsmeldung werde außerdem das Kinderhaus Malerstraße sein. "Die ist nicht mehr sanierungsfähig und wir wollen sie in die Bedarfsmeldung mit aufnehmen, um Synergieeffekte zu nutzen." Will heißen: Nicht nur die drei Schulgebäude im Alten Postweg weichen einem Neubau, sondern auch das Kinderhaus. Damit zeichnet sich in Hastedt ein großes Bauprojekt ab. So sieht es zumindest Stoessel: "Das wird eine interessante Bauaufgabe, die in Zusammenarbeit mit der Stadtplanung erarbeitet wird." Mit dem Neubau stehe für die Schule der Ausbau zur Ganztagsschule mit Mensa und Küche sowie einer neuen Turnhalle an, sagte Stoessel.
In der kommenden Woche wird in einer Senatsrunde über einen möglichen Abriss abgestimmt.