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Leerstand in Mahndorf Problemfall Mahndorfer Heerstraße

Ein leer stehender Gebäudekomplex in der Mahndorfer Heerstraße beschäftigt seit Jahren Nachbarschaft und Beirat. Die Ortspolitik wünscht sich eine große Lösung für die gesamte Straße.
29.08.2022, 05:00 Uhr
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Problemfall Mahndorfer Heerstraße
Von Christian Hasemann

Renate Reinken ist Mahndorferin durch und durch. Die 1942 geborene Rentnerin wohnt gerne in dem Ortsteil, in einer ruhigen Nebenstraße. Doch wenn sie mit dem Fahrrad auf der Mahndorfer Heerstraße fährt, wundert sie sich über den Verfall und das mutmaßliche Achselzucken der Anwohner und ihrer Mitbürger.

"Ich wundere mich, dass sich keiner mal meldet", sagt sie mit Blick auf ein leer stehendes Gebäude an der Heerstraße. Es ist ein ganzer Gebäudekomplex mit Ladenfronten zur Straße. Jetzt bis auf einen Döner-Laden verwaist, Fenster zerbrochen, Plakate angeschlagen. Insgesamt ein verwahrloster Eindruck.

Und die Gleichgültigkeit der Anwohner und des Besitzers führt noch zu etwas anderem, hat Reinken beobachtet. "Die Autos parken hier auf dem Radweg", sagt die Mahndorferin, die vornehmlich mit dem Rad oder der Eisenbahn unterwegs ist. 

Geschäfte geben auf

Früher habe an der Stelle mal eine Villa gestanden, die Heerstraße sei von Bäumen gesäumt gewesen. "Zuletzt war in dem Gebäude eine Großbäckerei drin, vorher mal ein Kolonialwarenladen", erinnert sich Reinken. "Dann gab es eine Eisdiele, aber die ist auch schon wieder zu."

Überhaupt habe es Mahndorf schwer. "Der Einzelhandel ist im Grunde genommen komplett weg und im Weserpark." Auch die letzte Kneipe habe zugemacht. Sie habe das Gefühl, dass die politische Verantwortung in Hemelingen aufhöre und Mahndorf kaum gesehen werde. Und noch etwas: "Ich habe das Gefühl, dass die älteren Mahndorfer, die sich eingemischt haben, inzwischen weggestorben sind."

Sie könne es nicht nachvollziehen, wie ein Gebäude wie in der Mahndorfer Heerstraße so verkommen könne. "Für jeden Eigentümer gibt es doch eigentlich Vorschriften, wie man etwas zu tun hat."

Die Mahndorfer Heerstraße hat aber noch ein weiteres Problem: Sie ist wichtige Verkehrsachse und damit stark befahren. Die Straße in Mahndorf teilt das Schicksal anderer Heerstraßen. Wie der Name nahe legt sind die breiten Straßen einst auch zum schnellen Transport von Truppen angelegt worden, so zum Beispiel die Sebaldsbrücker Heerstraße, die unter Napoleon ausgebaut wurde.

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Heute sind sie Hauptverkehrsachsen, stark befahren, lärmbelastet und wenig attraktiv für Fußgänger und Radfahrer. Auch der Einzelhandel hat sich in den vergangenen Jahren aus diesen Straßen häufig zurückgezogen.

Carsten Koczwara (Die Partei) ist Beiratsmitglied aus Mahndorf. Er kann Renate Reinken verstehen. "Für die Anwohner ist das mehr als unglücklich." Die Schrottimmobilie müsse weg. "Ich werde im Beirat anregen, dass wir mit der Stadt sprechen, damit sich da was tut." Eine Idee: die Stadt solle das Gebäude kaufen und dort Wohnungen bauen lassen.

Zur Situation der Mahndorfer Heerstraße sagt Koczwara: "Wir haben das Problem des aufgesetzten Parkens, da gerät der Radverkehr ins Straucheln." Er bemängelt auch, dass nur auf einem kleinen Teil Tempo 30 gelte. "Ab Uphuser Straße haben wir Tempo 30 aus Lärmschutzgründen." In Mahndorf selbst gilt dieses nicht.

Koczwara ist skeptisch, ob auf der gesamten Strecke Tempo 30 durchgesetzt werden kann. "Das ist in Bremen nicht so einfach", sagt er mit Blick auf die Bremer Straßenbahn AG. Diese lehnt einige von den Beiräten geforderten Tempo-30-Abschnitte mit Verweis auf längere Fahrtzeiten ab.

Wenig Eingriffsmöglichkeiten

Auch Ortsamtsleiter Jörn Hermening kennt die Probleme vor Ort, sieht allerdings wenig Möglichkeiten für die Verwaltung zum Eingreifen. "Das Gebäude ist in Privateigentum und im Prinzip könnte es der Eigentümer so lange leer stehen lassen, wie er möchte." Eingriffsmöglichkeiten hat die Stadt zum Beispiel dann, wenn von dem Gelände Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht.

Der Gebäudekomplex sei aber schon mehrfach Thema im Beirat gewesen. "Der wird schon als Schandfleck wahrgenommen", so Hermening. Vor wenigen Jahren habe es auch so ausgesehen, dass etwas passiere. "Da stand schon ein Bauschild, aber dann ist nichts mehr passiert."

Auch der Gesamtzustand des Straßenzuges beschäftigt den Beirat. "Das Thema Sanierung stellt der Beirat alle zwei Jahre in die Liste der Haushaltsvorschläge." Dabei gehe es auch um eine gesamte Überplanung, das heißt eine komplette Umgestaltung, des aktuellen Zustands der Straße. Bisher hat der Senat dafür aber keine Mittel bereitgestellt.

Eine kleine Verbesserung für Radfahrer und Fußgänger könnte es dennoch geben. "Es gab einen Bürgerinnenantrag zu einer weiteren Ampel auf Höhe der Wittorfer Straße", sagt Hermening. Der Beirat habe diese Forderung aufgenommen. Hintergrund ist, dass der Bahnübergang von vielen Passanten und Radfahrern genutzt wird.

Wenig Leerstand in Hemelingen

Generell gebe es in Hemelingen relativ wenig Leerstand, sagt Hermening. Ausnahmen bildeten einige öffentliche Gebäude wie die ehemalige Berufsbildende Schule in der Sebaldsbrücker Heerstraße oder Hausmeisterwohnungen auf Schulgrundstücken.

Ein großer Leerstand ist der ehemalige Real-Markt in der Vahrer Straße. Neueigentümer Edeka hat allerdings schon angekündigt, diesen abzureißen und einen Neubau zu errichten. Derzeit befindet sich das Unternehmen in Gesprächen mit der Stadt über die zukünftige Gestaltung des Gesamtgeländes.

Wie es hingegen in der Mahndorfer Heerstraße weitergeht, ist derzeit noch ungewiss. Die Mahndorfer werden voraussichtlich noch länger mit dem Schandfleck und dem Verkehrslärm leben müssen.

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