Kurze Beine, kurze Wege: Das ist ein Grundsatz bei der Standortplanung von Grundschulen. Schülerinnen und Schüler sollen ihre Schule zu Fuß erreichen können. Doch von diesem Konzept machen offenbar immer weniger Eltern Gebrauch. Da heißt es offenbar eher: kurzer Weg, oh weh, ich fahr Auto. Das aber wiederum gefährdet andere. Im Hemelinger Ausschuss für Wirtschaft und Mobilität haben die Verantwortlichen nach Wegen gesucht, wie sie dem Problem begegnen können.
Wo gibt es Probleme?
Betroffen sind im Prinzip alle Grundschulen und Kindertagesstätten in Hemelingen. Damit steht aber Hemelingen nicht allein, denn Elterntaxis sind ein bundesweites Phänomen. Gemeint sind damit Eltern, die ihre Kinder zur Kita oder zur Schule bringen, von dort wieder abholen und dabei Verkehrsregeln missachten und Kinder und Passanten gefährden. In der Ausschusssitzung ging es vor allem um die Situation an der Grundschule Parsevalstraße. Die Schule liegt in einer Sackgasse und die Einfahrt zu der Schule liegt an einer hoch frequentierten und eher unübersichtlichen Kreuzung, in der Verkehr aus fünf Richtungen kommen kann. Eltern fahren dort, das ist jeden Morgen und Mittag zu beobachten, in die Straße und halten dabei auf den Gehwegen. Dazu kommen Wendemanöver in der Sackgasse.
Was sind mögliche Lösungen?
Von vielen Schulen in Bremen wird der sogenannte Schulexpress genutzt. Bei diesem bundesweiten Projekt gibt es verschiedene Sammelstellen für Kinder, die dann zusammen zur Schule gehen können. Offenbar verfängt diese Initiative aber nicht bei allen Eltern. Das ist auch an der Parsevalstraße so. 2022 startete die Stadt die Aktion "Aber sicher!", mit dem Ziel, dass mehr Kinder den Weg zur Schule zu Fuß finden.
Lösungsansätze gibt es zahlreiche, aber keine stellt den Königsweg dar – das wurde in der Sitzung schnell klar. "Wir möchten einen sicheren Weg haben. Es ist lebensgefährlich für die Kleinen und wir sollten die Zufahrt so schwer machen, dass keiner mehr reinfährt", hieß es seitens der Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Schulwegsicherheit der Grundschule. Die Vorschläge der AG: Poller auf dem Fußweg, eine Schranke versetzen und so die Zufahrt unmöglich machen, konsequentes Ahnden von Verkehrsverstößen.
Was sagen die Behörden?
Manuel Heike, Referatsleiter beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV) gab zu bedenken: "Der Gehweg wird zu schmal, wenn wir dort Poller hinsetzen." Auch das Versetzen der Schranke, die die Schulauffahrt von der öffentlichen Straße abtrennt, sei nicht so einfach machbar, denn dafür müsse die Straße entwidmet werden und die Auffahrten der privaten Anlieger in irgendeiner Form weiter möglich sein. Und noch ein Gegenargument: "Wenn wir die Schranke versetzen, dann lassen die Eltern die Kinder weiter vorne raus, direkt an der Kreuzung und da ist es noch gefährlicher", sagte Jessica Dove vom ASV. Für Jens Dennhardt (SPD) sind das zu pessimistische Aussagen. "Entmutigen sie uns nicht, versuchen sie den rechtlichen Rahmen auszuschöpfen", so seine Forderung.
Wo liegt das grundsätzliche Problem?
Tatsächlich rührte Dove damit an dem grundsätzlichen Problem, das sich im Laufe der Sitzung immer weiter herauskristallisierte: Bauliche Veränderungen oder Geldbußen bekämpfen nur das Symptom, aber nicht die Ursachen. "Der Kontaktpolizist ist häufig dort unterwegs", machte Dirk Bühlow, Revierleiter in Hemelingen, deutlich. "Es werden Verstöße geahndet, manche werden auch mehrmals zur Kasse gebeten, bleiben aber beratungsresistent." Er sprach von einem gesellschaftlichen Problem. "Wenn es Menschen gibt, die um die Ecke wohnen und erst das eine und dann das andere Kind zur Schule fahren, dann ist das schon eine skurrile Situation." Die Probleme an der Parsavelstraße gebe es genauso an den Kitas aber auch an weiterführenden Schulen Hemelingens. Ähnlich sieht es Manuel Heike: "Wir werden das Problem nicht lösen, solange Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen." Ein Elternsprecher der Schule Osterhop, die mit dem gleichen Problem zu kämpfen hat, beschrieb die Lage so: "Wir haben zweimal im Jahr einen Schulweg-Wettbewerb, in den zwei Wochen kommen 90 bis 95 Prozent der Schüler zu Fuß, danach werden sie wieder mit dem Auto gebracht."
Weitere Ideen
Im Ausschuss wurde die Diskussion über die baulichen Maßnahmen hinweg geführt. Eine Idee: Ausbau der Verkehrserziehung und Stärkung der Kinder, damit diese und ihre Eltern ein besseres Gefühl haben, um alleine zur Schule zu gehen. Für die Parsevalstraße soll geprüft werden, ob ein Blitzer an der Kreuzung möglich ist, gleichzeitig soll den übrigen Vorschlägen nachgegangen werden. Für die Grundschule Osterhop soll geprüft werden, ob Einengungen in der Eggestraße zur Geschwindigkeitsbegrenzung denkbar sind und ob das Halten vor der Schule unterbunden werden kann. In der Heisiusstraße kommt ein Vorschlag vom ASV: Dort soll die Straße vor dem Eingang verengt werden, um das Queren der Straße zu erleichtern.