Im Mai ging es darum, was gegen eine Bebauung der Horner Spitze spricht, jetzt wollte der Beirat Horn-Lehe die andere Seite hören. Zu den Plänen der Wirtschafts- und Verkehrssenatorinnen, die Fläche möglicherweise für eine Erweiterung des Technologieparks zu nutzen, äußerte sich neben dem Wirtschaftsressort und der Universität auch der Verein Technologiepark Uni Bremen.
Die Stellungnahme des Vereins erreichte den Beirat in schriftlicher Form. Generell müsse es darum gehen, den Technologiepark als lebendes Gebilde zu erhalten, das sich mittels Wachstum weiterentwickeln könne, hieß es darin. Dazu gehöre unbedingt eine Erweiterungsperspektive, die mangels Alternativen zwangsläufig südlich der Bahntrasse liege. Optimal sei aus Sicht des Vereins eine langfristige Perspektive „des Zusammenwachsens von Technologiepark und Stadtteil Schwachhausen entlang einer geeigneten Straßenbahnlinie“. In diesem Kontext sei die Horner Spitze als „ein Teilschritt in einer Seitenbewegung der Entwicklung“ einzuschätzen. Der damit verbundene Verlust bestehender Natur-Ressourcen müsse an anderer Stelle im Stadtgebiet kompensiert werden.
Skepsis beim Beirat
Insbesondere der Begriff Teilschritt ließ einige Beiratsmitglieder aufhorchen. „Das klingt so, als ob die Bebauung der Horner Spitze nur der Anfang sei“, sagte Beiratssprecher Harald Graaf (CDU). Der Gedanke an eine Erweiterung des Technologieparks in Richtung Schwachhausen bereite ihm Bauchschmerzen, betonte er und erkundigte sich vor diesem Hintergrund nach alternativen Möglichkeiten beispielsweise in der Airport-Stadt. Dort sehe es nicht anders aus als im Technologiepark, berichtete Anke Werner von der Wirtschaftsförderung Bremen. „Es gibt keine freien städtischen Flächen mehr in der Airport-Stadt.“ Simone Geßner vom Wirtschaftsressort betonte in diesem Zusammenhang, dass der Technologiepark Verein keine Entscheidungsinstanz sei, sondern lediglich seine Prioritäten formuliert habe.
Seitens der Ressorts gehe es bei den Erweiterungsabsichten nicht um den Schwachhauser Kleingartenbereich, sondern ausschließlich um die Horner Spitze, die im Flächennutzungsplan als „Gemischte Baufläche – Prüfbereich“ ausgewiesen sei, betonte sie außerdem. Perspektivisch werde es angesichts der wenigen geeigneten Flächen in Bremen allerdings nicht nur darum gehen, immer weiter in die Fläche zu wachsen, sondern auch verstärkt um eine Entwicklung im Bestand, so Geßner.
Parkplätze seien unverzichtbar
Harald Graaf erkundigte sich vor diesem Hintergrund nach den Möglichkeiten, die großen Parkflächen im Technologiepark und auf dem Universitätsgelände mit Bürogebäuden zu überbauen. Laut Uni-Kanzlerin Frauke Meyer sind die Parkplätze auf dem Campus nach eingehender Prüfung unverzichtbar. Eine Überbauung, bei der die Parkfläche bestehen blieben, sei aber grundsätzlich denkbar.
Unmittelbar betroffen von den Plänen zur Technologiepark-Erweiterung wäre der Verein Kinder, Wald und Wiese, der auf der Horner Spitze seit 16 Jahren betreute Tierstunden für Kinder und Jugendliche anbietet. Auf Nachfrage aus dem Beirat, ob das Ressort inzwischen Gespräche mit dem Verein geführt habe, erklärte Geßner, dass es dafür im Moment noch zu früh sei. Aktuell sei gerade erst die Machbarkeitsstudie für eine Bebauung der Horner Spitze auf den Weg gebracht worden, deren Ergebnisse die Behörde nicht vor Mitte 2023 erwarte. Sollte der Studie am Ende das politische Okay für die Bebauung folgen, müsse man weitere drei bis fünf Jahre Planungszeit veranschlagen, sagte sie.
Entwarnung für Schwachhausen
Die Erschließung der Horner Spitze, die von der Konrad-Zuse-Straße aus unter der Bahntrasse hindurchführen würde, hatte auf der Beiratssitzung im Mai einige Schwachhauser auf den Plan gerufen. Die befürchteten, dass mittels einer kleinen Erweiterung auch eine direkte Verbindung zwischen Autobahnzubringer und H.-H.-Meier-Allee entstehen könnte. Geßner erklärte dazu, dass eine solche Verbindung kommen werde – allerdings keinesfalls für den Autoverkehr. Sehr wahrscheinlich sei dort aber eine Erschließung für Radfahrer und Fußgänger, unter anderem, um den geplanten Haltepunkt „Universität/Technologiepark“ erreichen zu können.
Aus den Reihen der Bürger wurde mehrfach kritisiert, dass die Horner Spitze als ökologisch wertvoller Freizeitraum für Kinder und Jugendliche nicht für wirtschaftliche Interessen geopfert werden dürfe. Jochen Behrendt (Grüne) betonte außerdem, dass der Klimaschutzwert des Areals als nachgewiesene Frischluftschneise in der Machbarkeitsstudie unbedingt zu berücksichtigen sei. Barnabas Adam (SPD) betonte zwar auch den Wunsch nach Nachhaltigkeit, hob aber vor allem den immensen Zugewinn für Wirtschaft, Wissenschaft und Arbeitsplätze hervor, den eine Erweiterung des Technologieparks mit sich bringen würde.