Acht Car-Sharing-Stationen gibt es aktuell in Horn-Lehe. Wenn es nach dem Betreiber und dem Verkehrsressort geht, dürften es gerne noch mehr werden. Was derzeit allerdings fehle, seien geeignete Flächen, erläuterte Ressort-Mitarbeiterin Rebecca Karbaumer jetzt im Beiratsausschuss für Verkehr. Deshalb hoffe man bei der Suche nun auf die Unterstützung von Bürgern und Stadtteilpolitikern. Letztere hatten die Behördenvertreterin in die Sitzung des Verkehrsausschusses eingeladen, um sich über den Stand der Dinge in puncto alternative Verkehrsstrukturen in Horn-Lehe zu informieren.
Faktoren, die für einen geeigneten Car-Sharing-Standort von Bedeutung sind, gibt es einige. Zunächst einmal muss der Platz gut sichtbar und gut zugänglich sein – und zwar sowohl zu Fuß und mit dem Rad als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, erklärte Karbaumer. Auch die Möglichkeit, die Station mit anderen Verkehrsmitteln zu vernetzen, sei ein Kriterium für einen optimalen Standort. Ein weiterer Faktor sei die umliegende Bevölkerungsdichte und außerdem eine ausgewogene Mischung an potenziellen gewerblichen und privaten Nutzern. Zudem müsse geklärt werden, ob der öffentliche Raum an einem möglichen Standort ausreichend Platz biete, und ob sich ausschließen lasse, dass die Station insbesondere für Frauen als sogenannter Angstraum gelten könnte. Entscheidend dafür, ob eine Fläche sich als neue Car-Sharing-Station eigne, sei außerdem, dass sie mindestens Platz für zwei Autos bieten würde – andernfalls rechne sich eine solche Einrichtung nicht, erklärte die Ressortmitarbeiterin.
Viele Horn-Leher nutzen Car-Sharing
Studien zufolge ersetzt ein Car-Sharing-Auto 16 Privatfahrzeuge, berichtete Karbaumer dem Verkehrsausschuss. Entsprechend groß sei das Interesse des Ressorts, das Angebot zu verdichten. Das angestrebte Ziel sei dabei, dass kein Kunde mehr als 300 Meter von einer Station entfernt wohne. Aktuell verzeichne Marktführer Cambio in Horn-Lehe rund 1600 Car-Sharing-Kunden. Einen massiven Anstieg habe der Umzug der Sparkasse in den Technologiepark Ende 2020 mit sich gebracht. Entsprechend engagiert sei man deshalb nun auf der Suche nach weiteren Standorten im Stadtteil.
Auch die Zahl der Nutzer von WK-Bikes ist in Horn-Lehe ausgesprochen hoch. Im Vergleich zu anderen Stadtteilen außerhalb der Innenstadt sei die Nachfrage hier sogar mit am besten, berichtete Geschäftsführer Mario Brokate. Einen Einbruch erfuhr das Geschäft lediglich während der Corona-Pandemie, da die Fahrräder weniger für regelmäßige Fahrten ausgeliehen würden, sondern eher anlassbezogen. Seit einem Jahr komme nun aber wieder Bewegung in die Sache, so Brokate. In Horn-Lehe werde das Angebot vor allem rund um die Universität überdurchschnittlich gut angenommen.
Nachfrage größer als das Angebot
Insgesamt sei die Nachfrage nach WK-Bikes aktuell größer als das Angebot, berichtete er. Und obwohl der Beirat dem Unternehmen bereits einige potenzielle Standorte in Horn-Lehe vorgeschlagen habe, sei derzeit noch nicht sicher, ob WK-Bikes mit seinen derzeit 500 Rädern in nächster Zeit expandieren werde. Aktuell probiere sich das Unternehmen zunehmend mit Lastenrädern aus und beobachte, wo dieses Angebot verstärkt Sinn mache, und wo nicht. Perspektivisch sind aus Brokates Sicht vor allem sogenannte Hubs – also Knotenpunkte für gebündelte Mobilitätsangebote – sinnvoll, weil sich dort viele Angebote optimal ergänzen können.
Eine weitere Entwicklung im Bereich alternativer Verkehrsstrukturen wird sich Karbaumer zufolge aus dem neuen Mobilitätsbauortsgesetz ergeben, von dem das bisherige Stellplatzortsgesetz abgelöst wurde. Es besagt, dass für Neu- und Umbauvorhaben ab einer bestimmten Größenordnung ein zielgruppenorientiertes Mobilitätsmanagement verpflichtend entwickelt werden muss, das den späteren Bewohnern zudem entsprechend umfänglich zu erläutern ist, so Karbaumer. Zu einem solchen Mobilitätsmanagement zählten beispielsweise die Einrichtung einer Car-Sharing-Station oder Zeitkarten für den ÖPNV. Der Anteil des Mobilitätsbedarfs, der nicht durch das Mobilitätsmanagement abgedeckt wird, kann durch den Bau von Stellplätzen oder alternativ die Zahlung einer Ablöse erfüllt werden.