Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Serie "Ehrensache" "Es muss nicht immer um Geld gehen"

Die Gesundheit von Kindern will der Verein Spiellandschaftstadt fördern und setzt dafür auch einen Spielplatz auf Rädern ein: Das ausleihbare Bewegungs-Ernährungs-Mobil soll sie zum Ausprobieren animieren.
25.04.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Matthias Holthaus

„Man fühlt sich nicht wie ein Mitarbeiter, sondern wie in einer Familie", erzählt Osama Solaiman. „Und ich wollte Teil dieser Familie sein." Diese Gemeinschaft, von der der 21-Jährige spricht, ist das Team rund um das Bewegungs-Ernährungs-Mobil des Vereins Spiel-Landschaft-Stadt: das Bemil – im Grunde ein Spielplatz auf Rädern.

Und der kommt in einem großen, weißen Transporter recht unscheinbar daher. Erst nach dem Entladen entfaltet die abwechslungsreiche, bunte Bewegungslandschaft große Anziehungskraft für Kinder. Kletterleitern sind dann zu sehen, Kisten und Boxen mit Löchern, Wippen und Röhren. Sie sollen die Mädchen und Jungen dazu animieren, sich auszuprobieren, Neues zu wagen und kreativ ihren eigenen Spielplatz zu gestalten.

Lesen Sie auch

Und mittendrin: Osama Solaiman. „Seit 2018 bin ich beim Bemil“, erzählt der junge Mann. „Und ich möchte hier mitarbeiten und mithelfen." Der soziale Bereich hat es dem im Jahr 2015 aus Syrien nach Deutschland Geflüchteten besonders angetan. Wobei er sein ehrenamtliches Engagement erst so richtig 2018 beginnen konnte:

Ab 2017 konnte Osama Solaiman in Deutschland eine Schule besuchen, ab 2018 war er Mitglied des Jugendbeirates in Osterholz. 2020 hat er dann ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Martinshof absolviert, wo er Menschen mit Behinderungen begleitet und betreut hat. Und aktuell befindet er sich auf der Zielgeraden seiner Ausbildung zum Sozialpädagogischen Assistenten, danach möchte er eine weitere Ausbildung zum Erzieher dranhängen. Dadurch wird es ihm trotz seines Realschulabschlusses dann möglich sein, Soziale Arbeit zu studieren.

Ein ziemlich straffes Programm also, doch Solaiman sagt: „Wenn man möchte, kann man auch." Er entwickele sich durch die Arbeit mit dem Bemil, stellt er fest. "Ich bin nicht mehr der Osama von 2018. Und es ist ja auch ein Teil meines Traumjobs, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.“

Dadurch werde man nie alt, sagt er. „Und man hat immer ein Herz für Kinder und Jugendliche." Zudem sehe er bei seiner Freiwilligenarbeit beim Bemil, wie die Kinder groß würden. „Dann krabbelt das Kind nicht mehr, sondern kann auch laufen und springen.“

Das Tollste beim Bemil sei, sagt Solaiman, dass es keine richtig feste Arbeitsstelle gebe, sondern verschiedene: „Dadurch lernt man unterschiedliche Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen kennen. Das hilft mir später auch im Job – in der Praxis lernt und erfährt man mehr als in der Theorie.“

Theoretisch könnte er auch einen festen Parcours für die Kinder aufbauen, den sie dann absolvieren können. Die Praxis jedoch sieht ganz anders aus: „Die Kinder bauen sich meistens selbst etwas", erzählt der Helfer. "Und sie sollen das auch, um ihre Selbstständigkeit und ihre Fantasie zu fördern", ergänzt er. Ein "so spielt man damit" gebe es beim Bemil nicht.“ Balancieren, werfen, hüpfen, krabbeln – „es gibt keine Verbote", erzählt Osama Solaiman. "Wenn sich das Kind traut, dann traut es sich. Es gibt kein richtig und kein falsch.“

Deshalb macht Osama Solaiman das Projekt sehr viel Spaß: „Manchmal bauen wir Sachen, doch die Kinder bauen es dann ganz anders. Das fördert auch die Motorik: Sie lernen, wie man Sachen baut.“

"Wir lernen auch von den Kindern", sagt der 21-Jährige im Namen des Bemil-Teams. „Nicht nur neue Sachen, sondern auch, wie man mit Menschen umgeht.“ Ein Ehrenamt sei generell nie verkehrt, meint er, durch eine Freiwilligenaufgabe stärke man die Gesellschaft. Die Welt würde besser werden, wenn jeder so denken würde, ist er überzeugt: „Nicht alles macht man, um Geld dafür zu bekommen", so Osama Solaiman, "sondern auch um anderen Menschen zu helfen. Das reicht mir, es muss nicht immer um Geld gehen.“

Ulrike Herold ist beim Verein Spiel-Landschaft-Stadt fürs Bemil zuständig und sagt über die Mitarbeit beim Spielplatz auf Rädern: „Hauptsächlich sollte man Lust auf die Arbeit mit Kindern haben. Eine Vorerfahrung braucht man nicht.“ Potenzielle Interessierte sollten sich jedoch gerne draußen bewegen.

Lesen Sie auch

Freiwillige würde der Verein übrigens auch gerne für temporäre Spielstraßen einsetzen, sagt sie. Darauf würden die Ehrenamtlichen vorbereitet: „Man macht bei uns eine Schulung mit und muss ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis abgeben. Toll wäre es, wenn Interessierte einen Sprinter fahren könnten.“ Als Osama Solaiman beim Bemil angefangen habe, sei er 16 Jahre alt gewesen, erinnert sich die Koordinatorin des Projekts. "Das wäre auch das Mindestalter, wobei wir natürlich auch Erwachsene nehmen."

Künftig wird Osama Solaiman wohl nicht mehr so häufig für das Bemil tätig werden können: „Bald habe ich wegen meines Berufes keine Zeit mehr“, bedauert er, „für eine Erzieherausbildung muss man viel Zeit mitbringen. Und als Nichtmuttersprachler dauert es doppelt so lange.“ Im September beginnt seine Ausbildung: „Und ich hoffe, dann irgendwann einen eigenen Kindergarten oder eigenen Jugendtreff aufmachen zu können.“

Info

Verein/Projekt:

Verein Spiel-Landschaft-Stadt / Bemil, Bewegungs-Ernährungs-Mobil

Engagementbereich:

Hilfe beim Aufbau und eventuell beim Fahren von Bemil,  Unterstützung der Kinder, die das Bewegungsangebot nutzen und des Angebots der temporären Spielstraßen

Zeitaufwand:

mindestens zwei Nachmittage pro Woche, mehr Einsatzzeiten möglich

Ansprechpartnerin:

Ulrike Herold

Telefon: 24 28 95 54

E-Mail: u.herold@spiellandschaft-bremen.de

Internet: https://www.spiellandschaft-bremen.de

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)